Zum Schulanfang sind viele Verkehrsneulinge unterwegs | Bild: Note Thanun, unsplash.com
Zum Schulanfang sind viele Verkehrsneulinge unterwegs | Bild: Note Thanun, unsplash.com

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Sicher zu Fuss zur Schule

Im Glarnerland machen sich wieder Kinder zum ersten Mal auf ihren Schulweg. Das ist ein wichtiger Schritt in ihre Selbständigkeit. Zu Fuss zur Schule erwerben Kinder eine Verkehrskompetenz, die ihnen auch in der Freizeit dient.

Caroline Lüscher-Müller*zum heutigen Schulanfang Bewegen wir uns gedanklich einige Jahrzehnte zurück: Zu Urgrossvaters Zeiten ging Fridli vom Oberseetal zu Fuss ins Tal und retour; in den 1980er Jahren kam Judith – als grosse Ausnahme, über die wir ein wenig spotteten – mit ihren Eltern im Mercedes angebraust; heute wird Ava-Sue Roxanne nicht als einzige mit dem schweren SUV oder in Geländewagen ähnlichen Fahrzeugen vorgefahren. Man könnte meinen, der Schulhof sei der Treffpunkt von Förstern und Landwirten. Dieser Verlauf ist symptomatisch dafür, wie sich das Leben und der Verkehr verändert haben. Der Prozess hin zur vermeintlichen Bequemlichkeit des Autos war rasant. Heute hat kaum ein Haushalt nur eines, sondern zwei oder mehr Motorfahrzeuge. Zu dieser Entwicklung trägt auch die Raumplanung bei, die sich auf den motorisierten Individualverkehr ausrichtet. Zu meiner Schulzeit konnten Mama oder Papa gleich noch Einkäufe im Dorfzentrum besorgen, wenn sie mich zu Fuss oder mit dem Velo begleiteten. Am Nachmittag trafen wir uns auf den Parkplätzen am Hirzenplatz und auf der Gerbistrasse – das waren unsere Spielplätze in Näfels. Diesen Raum eigneten wir uns natürlicherweise an. Die Situation von früher ist das Modell für die nahe Zukunft. Denn heute nehmen Autos in unseren Dörfern den grössten Raum ein. Noch immer werden neue Strassen erstellt, bestehende ausgebaut und für Parkplätze wertvolle Grünflächen geopfert. Die Fuss- und Velowege sowie den ÖV möglichst attraktiv zu gestalten, wurde aber verschlafen. Dabei fördern wir das Verkehrsmittel, für das wir die Infrastruktur bauen. Dass z. B. bei der Stichstrasse beim Bahnhof Näfels die Situation besonders für Kinder, die auf dem Trottoir fahren müssen, heute so gefährlich ist, weil der Langsamverkehr bei der Planung vergessen geht, ist erschreckend. Als Mutter weiss ich: Es braucht viel Mut, sein Kind allein über die Strasse gehen zu lassen. Fahren Eltern aus Angst, ihr Kind könnte angefahren werden, die Kinder zur Schule, erhöhen sie das Verkehrsaufkommen und gefährden paradoxerweise andere Kinder. Auch hilft das den Kindern nicht, sich mit der Situation zurechtzufinden. Ich persönlich versuche das Problem an der Wurzel zu packen: Ein anderes Verkehrsmittel als das Auto zu wählen, leistet einen Beitrag für weniger Fahrzeuge auf den Strassen. Auch die Schulen betonen in jedem Elternbrief, dass Elterntaxis unerwünscht sind. Die Distanzen in den Dörfern sind zu Fuss keine grosse Herausforderung; dazu macht jedes Elterntaxi weniger den Schulweg sicherer, fördert die Gesundheit, entlastet die Umwelt und reduziert Kosten für Unterhalt, Lärm- und Luftverschmutzung. Einige Städte handeln bereits: Strassen werden dem Langsamverkehr zurückgegeben, ganz oder teilweise vom Auto befreit. Das Velo und der ÖV haben Vorrang. Dadurch wechseln die Erwachsenen ihre Gewohnheiten und die Kinder bewegen sich sicherer auf den Strassen. Der motorisierte Individualverkehr nimmt ab und die Schulwegsicherheit zu. Ist es nicht auch bei uns eine Freude, im Quartier zu beobachten, wie Kinder sich ihren Raum zurückerobern und auf den Strassen spielen? Was vor 30 Jahren natürlich war, muss nicht erst in weiteren 30 Jahren wieder so sein: Es lässt sich schon ab heute ändern. Auch auf dem Land und besonders im Glarnerland braucht es eine Trendwende, mit der öffentliche Gelder sinnvoller investiert und zukunftsfähige Verkehrsformen gefördert werden. So führt innerorts Tempo 30 zu erhöhter Aufmerksamkeit und mehr gegenseitigem Respekt. Bis es so weit ist, müssen die Kinder in den heutigen Verhältnissen so sicher wie möglich unterwegs sein. An Lehrpersonen und Schulen richtet sich der VCS mit den Aktionswochen «walk to school». Sie ermöglichen Schulkindern gemeinsame Erlebnisse und Zusammenhalt mit einem Wettbewerb. Anmeldeschluss ist der 25. August oder spätestens drei Wochen vor der geplanten Durchführung. *Caroline Lüscher-Müller ist Vorstandmitglied der VCS-Sektion Glarus

Autor

VCS Sektion Glarus

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Kategorie

  • Gesellschaft
  • Glarus

Publiziert am

14.08.2023

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