Glarus

Kabale und Liebe: Theaterinszenierung der Kanti begeistert

Unter der Regie der Lehrpersonen Daniela Nieden und Christoph Zürrer hat die Theater-AG der Kantonsschule Glarus am 3./4.März eine Glanzleistung vollbracht. Schillers "Kabale und Liebe" bewegt mit seiner Thematik noch heute.

Das Theaterdeutsch eines Friedrich Schiller (1759-1805) ist uns heute nicht mehr ohne Weiteres vertraut, ebensowenig wie das Wort "Kabale" (für Intrige). Doch aktueller denn je ist der Inhalt des dritten der gesellschaftkritischen Dramen des damals 24-jährigen Friedrich Schiller. "Kabale und Liebe" ist hochpolitisch, ein brisantes und sehr notwendiges Lehrstück in einer Zeit, da "Fake news" das Weltgeschehen mitbestimmen und Präsidenten auf den höchsten Posten weder vor bewusster Verleumdung, noch Betrug und Gewalt zurückschrecken, um ihre eigennützigen Ziele zu erreichen. Schiller wusste, wovon er schrieb: Sein erstes Drama "Die Räuber" brachte ihn ins Gefängnis, dem jungen Militärarzt wurde die Schriftstellerei untersagt, schliesslich floh er mittellos ins abgelegene Bauerbach, wo ihn eine adlige Familie aufnahm. Er verliebte sich nicht nur in die Tochter des Hauses (eine Heirat kam natürlich nicht infrage), sondern konnte auch die Ränkespiele am Hofe dort beobachten und zeichnete für sein Drama "Luise Millerin" (später: Kabale und Liebe) manchen der Charaktere nach. Wenn dieser Klassiker mit so viel Verve gespielt wird wie von den jungen Darstellenden der Kantonsschule Glarus, dann erreicht der Stoff eine berührende Lebendigkeit.

Mit intensiver Probenarbeit unter Leitung der Germanisten Daniela Nieden und Christoph Zürrer haben sie das Stück spürbar durchdrungen, sich zu eigen gemacht, präzis umgesetzt. Die Charaktere sind ausgezeichnet besetzt und überzeugend gespielt - besonders bemerkenswert sind die zwei jungen Frauen in den Männerrollen: Danielle Hefti als machthungriger Präsident von Walter und Dunya Rupp als Stadtmusikant Miller, Vater der verliebten Luise. Opfer der Intrigen ist das junge Paar Luise (Joline Reumer) und Ferdinand, der Sohn des Präsidenten (Jonas Weber), welche an einer vergifteten Limonade sterben. Die Wut des jungen Ferdinand, der durch eine gefakte Nachricht glaubt, seine Freundin habe sich mit dem lächerlichen Hofmarschall von Kalb (Lionel Wehrli) eingelassen... Die Wut des Präsidenten, dessen Sohn nicht in die machtpolitisch günstige Heirat mit der fürstlichen Mätresse Lady Milford (Jane Dobler) einwilligt... Die Wut des Musikers und seiner Frau (Rina Lampietti), die sich schutzlos einem Prozess auf Leben und Tod ausgeliefert und ihre Tochter verunglimpft sehen... das allein gibt genug Zündstoff. Ganz leise, nach aussen hin kaum erkennbar als Urheber der menschenverachtenden "Kabale", kommt hingegen der von Jonathan Golling brillant gespielte Sekretär des Präsidenten, Wurm, daher. Er wiederum benutzt die Leidenschaften all der Anderen, um sich nicht nur mehr Macht, sonder auch Luise als Ehefrau zu erschleichen. Vielleicht ist dies das Erschreckendste: Wir alle sind in unseren Begehrlichkeiten manipulierbar, die Stunde der üblen Berater hat geschlagen, und ein SMS oder Whatsapp - sie ersetzen in der Kanti-Inszenierung den Brief - ist schnell geschrieben. Mord oder Rufmord erscheinen als vernachlässigbarer Kollateralschaden. So sieht es jedenfalls der Präsident, der die Hand seines toten Sohns am Schluss ergreift und erklärt: "Er hat mir vergeben." Die Lichtregie, Maske, die tollen Kostüme (von Modeco, schweizerische Fachschule für Mode und Gestaltung ausgeliehen) und ein stimmungsvolles Bühnenbild taten ein Übriges zu der gelungenen Inszenierung. Und die Zwischenmusik, live von der Cellistin und Kantonsschülerin Enkela Sadiku und dem Gitarristen und Musiklehrer Randy Müller vorgetragen, antizipierte und kommentierte das Geschehen mit zeitgenössischem Repertoire ausgezeichnet.
Swantje Kammerecker 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

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Publiziert am

06.03.2017

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