Darstellung: Leo Kühne
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Ostschweiz

Klimaneutrales Glarnerland – Teil 3: Grundlagen

Für diesen Herbst hat der Klimastreik Schweiz grosse Pläne. In diesen Tagen, vom 20. bis zum 25. September 2020, beginnt die nächste Phase seines Masterplans. Aus diesem Anlass veröffentlicht die Glarner Regionalgruppe ihren Bericht für ein klimaneutrales Glarnerland in einer sechsteiligen Serie.

Grundlagen: Eidgenössische Rahmenstrukturen

Das Klimaabkommen von Paris hat zum Ziel, die durchschnittliche globale Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, wobei ein maximaler Temperaturanstieg von 1.5 Grad Celsius angestrebt wird. Insgesamt haben 195 Staaten inklusive der Schweiz das Abkommen ratifiziert (Bundesamt für Umwelt, 2019). Eine substantielle Überschreitung (also um mehr als 0.1 Grad) der globalen 1.5-Grad-Limite kann zu irreversiblen Schäden führen (Seneviratne et al., 2018). Da es einen nahezu linearen Zusammenhang zwischen den kumulativen Treibhausgasemissionen und dem Temperaturanstieg gibt, kann ein CO2-Budget ermittelt werden. Ende Januar 2020 können global noch 330 GtCO2 ausgestossen werden, um einen Temperaturanstieg von 1.5 Grad Celsius zu halten (MCC, 2020). Gemäss heutigem globalem Ausstoss (42 GtCO2 pro Jahr) ist das Budget im Jahr 2028 aufgebraucht. In Artikel 3 des Übereinkommens von Paris ist im Sinne der Gerechtigkeit festgehalten, dass die Vertragsparteien eine gemeinsame, aber differenzierte Verantwortung gemäss ihren Möglichkeiten tragen (United Nations, 2016). Die Schweiz ist ein industrialisiertes, reiches Land und kann somit aufzeigen, welcher Weg gegangen werden muss.

Das wichtigste Instrument der Schweizer Klimapolitik ist das CO2-Gesetz (Bundesamt für Umwelt, 2018). Das aktuelle Gesetz regelt die Klimapolitik bis ins Jahr 2020. In der Herbstsession 2019 hat deshalb der Ständerat eine Gesetzesrevision zur Regelung bis 2030 mit wesentlichen Änderungen angenommen (Sekretariat der Kommissionen für Umwelt, 2019). Beispielsweise soll für Altbauten beim Heizungsersatz ab 2023 ein CO2-Grenzwert von 20 Kg/m2 gelten. Damit sind Öl- und Gasheizungen praktisch unmöglich Nichtsdestotrotz reicht die aktuelle Gesetzesrevision nicht aus, um den Absenkpfad einzuhalten. Dafür sind Verschärfungen beim Inlandziel, bei der Flugticketabgabe sowie Regelungen bezüglich des Schweizer Finanzplatzes notwendig (WWF, 2019). Die aktuell vorgesehene CO2-Bepreisung ist deutlich zu tief, was zu einem zu flachen CO2-Absenkpfad bis 2030 führt. Die Kantone können aber weitergehende Massnahmen beschliessen.

Ein weiteres wichtiges Instrument ist das Energiegesetz, welches im Rahmen der Energiestrategie 2050 revidiert wurde. Wichtige Massnahmen sind beispielsweise Zielvorgaben für den CO2-Ausstoss von Fahrzeugen oder das Gebäudeprogramm für energetische Sanierungen (Departement Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, 2019).

Grundlagen: Kanton Glarus

Die Auswirkungen des Klimawandels sind im Kanton Glarus messbar. In Elm beispielsweise liegt die Temperatur um 1 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. In den Jahren 2014-2017 lag die Temperatur sogar mit 1.5-2.4 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel (Regierungsrat, 2019). Die Anpassung an den Klimawandel ist unumgänglich und wird mittels den 29 Massnahmen im Bericht über den Umgang mit Klimaveränderung im Kanton Glarus thematisiert.

Neben der Anpassung an den Klimawandel müssen auch die Treibhausgasemissionen bis 2030 eliminiert werden, um irreversible Schäden zu verhindern. Gemäss der Medienmitteilung des Departements Bau und Umwelt (2018) sind die Emissionen an Kohlendioxid (CO2) im Kanton Glarus zwischen 1990 und 2017 von 275 000 auf 223 000 Tonnen gesunken (-18.9%). Bei dieser Erhebung wurden die Sektoren Gebäude, Industrie, Kehrichtverbrennungsanlage und Verkehr berücksichtigt.

Im Energierichtplan des Kantons Glarus ist die Vision festgehalten, dass der Kanton in seiner langfristigen Energie- und Klimapolitik den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft verfolgen möchte (Basler & Hofmann, 2012a). Daraus hat sich im Energiekonzept des Kantons Glarus das Ziel ergeben, die CO2-Emissionen pro Einwohner aus der Nutzung von Brennstoffen und Elektrizität um 30% gegenüber dem Jahr 2010 bis 2020 zu reduzieren (Basler & Hofmann, 2012b). Bis im Jahr 2017 wurde erst ein Rückgang um 12.4% verzeichnet (Departement Bau und Umwelt, 2018) und es ist davon auszugehen, dass dieses Ziel verfehlt wird.

Von 1990 bis 2017 wurden im Kanton Glarus die CO2-Emissionen um 52'000 Tonnen reduziert. In den nächsten Jahren (spätestens bis 2050) muss die gut vierfache Menge eliminiert werden. Die bisherige Reduktion der CO2-Emissionen ist auf einen verminderten Einsatz fossiler Brennstoffe in der Industrie durch Effizienzsteigerungen und auf Verbesserungen im Gebäudebereich (Isolierung und vermehrter Einsatz von fossilfreien Heizsystemen) zurückzuführen. Die Emissionen im Mobilitätssektor haben sich seit 1990 wenig verändert, da die steigende Effizienz der Fahrzeuge durch die Fahrleistung und das Fahrzeuggewicht mehrheitlich aufgehoben wurden (Bau und Umwelt, 2018).

Fazit

Im Kanton Glarus sind die Voraussetzungen ideal, um der erste klimaneutrale Kanton zu werden. Denn der Kanton Glarus hat mit 40’000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine gute Testgrösse, eine kompakte Form mit einer Hauptverkehrsachse und eine optimale Struktur mit drei gleich starken Gemeinden. Als Bergkanton ist der Kanton Glarus besonders stark vom Klimawandel betroffen, weil in Berggebieten de Temperaturanstieg doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt ausfällt. Gleichzeitig hat der Kanton Glarus mit der schweizweit überdurchschnittlichen Produktion an erneuerbaren Energien durch Wasserkraft und mit dem Pumpspeicherkraftwerk Linth Limmern eine gute Ausgangslage. Dazu gibt es im Kanton Glarus eine Pionierkultur, wie beispielsweise das Stimmrechtsalter 16 oder die Gemeindefusion verdeutlichen. Inzwischen ist der Kanton Glarus aufgrund eines landrätlichen Vorstosses der GLP auf dem Weg, den Klimaschutz in die Verfassung aufzunehmen.

Bisher gibt es noch keine Vision für einen klimaneutralen Kanton Glarus. Ziel des Workshops war deshalb, eine Vision für ein klimaneutrales Glarnerland zu entwickeln.

Nachdem die Klimabewegung Glarus den Workshop-Bericht «Ideen & Visionen für ein klimaneutrales Glarnerland» an Begegnungen mit Vertreter*innen der Politik, Behörden und Wirtschaft auf lokaler und nationaler Ebene vorgestellt hat, macht sie ihn für die breite Öffentlichkeit zugänglich und präsentiert an dieser Stelle Passagen daraus. Den vollständigen Workshop-Bericht gibt es unter «Download» oder auf www.klima-glarus.ch

#klimaglarus

Autor

KlimaGlarus.ch

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Kategorie

  • Ostschweiz

Publiziert am

22.09.2020

Webcode

www.glarneragenda.ch/JWJpiq