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Gefragt ist die Kombination aus technischen und sozialen Innovationen

Der Briefwechsel zweier Klimabewegter –  Lisa Hämmerli schreibt an Walter Steinmann – erscheint derzeit auf www.powertage.ch.

Lieber Walter

Ich wusste, dass du Präsident des Stiftungsrates des Ökozentrums Langenbruck bist – leider habe ich es bis jetzt noch nicht besucht. Auf der Website habe ich schon mehrmals gestöbert und dort auch das Projekt Join the Journey https://bit.ly/379LMpr wiederentdeckt. Ein Team ist damals mit dem #ZugstattFlug von Zürich nach Istanbul gereist. Istanbul steht auch in meiner Agenda. Meine jüngere Schwester lebt nun seit einiger Zeit dort und ich möchte sie endlich besuchen. Die gesamte Zugfahrt von Zürich nach Istanbul über Wien, Budapest, Bukarest dauert 47.5 Stunden – also rund zwei Tage. Die Anreise mit dem Bus ist mit 35 Stunden etwas schneller, aber immer noch mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Kein Wunder hat meine ältere Schwester soeben einen Flug gebucht. Ich hoffe, ich finde im nächsten Jahr Zeit für diese längere Reise.

Gefragt ist die Kombination aus technischen und sozialen Innovationen
Der neue Fokus des Ökozentrums in Richtung soziale Innovation gefällt mir sehr gut. Während meines Studiums an der ETH Zürich im Bereich Umweltnaturwissenschaften  wurde mir bewusst, dass der Klimawandel mit technischen Lösungen allein nicht zu bewältigen ist. Mich haben auch das Verhalten der Menschen und die gesellschaftlichen Aspekte interessiert. Deshalb nutzte ich meinen Master, um mich in diesen Fächer zu vertiefen. In meiner Bachelorarbeit habe ich untersucht, ob Stromspartipps helfen, den Stromverbrauch zu reduzieren. Das Ergebnis meiner Arbeit war ernüchternd. Besonders eindrücklich finde ich den Rebound-Effekt (auch als Bumerang-Effekt bekannt). Der Rebound-Effekt beschreibt, dass Effizienzsteigerungen Einsparpotenziale nicht oder nur teilweise verwirklichen. Die bekanntesten Beispiele sind der Fernseher und der SUV. Das alte Gerät bzw. Fahrzeug wird durch ein neues, energieeffizienteres ersetzt, das grössser ist. Dadurch wird die verbesserte Effizienz fast vollständig zunichte gemacht. Zwar erwähnt der IPCC den Rebound-Effekt, berücksichtigt ihn jedoch nicht in den Szenarien.

Mit cleverem Einkaufen ein klimafreundliches Verhalten fördern
Wie du weisst, machen wir mit unserem Verein KlimaGlarus.ch immer wieder Sensibilisierung-Aktionen. Bei der nächsten Aktion geht es um den nachhaltigen Konsum. Wir holen die von der Stiftung Biovision aufgebaute Wanderausstellung «Clever-spielend nachhaltig einkaufen» nach Glarus in den Güterschuppen. Ein spannendes Einkaufserlebnis, das den Besucher*innen aufzeigt, wie sie noch klimafreundlicher einkaufen können. Am Vormittag werden Führungen für Schulklassen stattfinden, welche bereits ausgebucht sind, und am Nachmittag ist die Ausstellung öffentlich. Zeitgleich organisieren wir eine Zusatzausstellung mit Produkten aus der Glarner Landwirtschaft und beziehen auch unsere Unverpacktläden mit ein. Zudem stellen wir ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Filmabenden, Kleidertauschbörse und sogar einem Käser-Erlebnis für Kinder auf die Beine. Bei deinem Besuch am 5. September kannst du dir selbst ein Bild von der Ausstellung Clever machen.

Lieber Walter, entschuldige bitte, ich bin noch nicht zu den Abklärungen über die Investitionen meiner Pensionskasse gekommen. Die Ausstellung über nachhaltigen Konsum befindet sich in einer intensiven Phase und auch die Landsgemeinde mit der Abstimmung zum Energiegesetz steht an. Auf dem politischen Parkett ist viel Arbeit im Hintergrund zu leisten, damit die Parteien, denen Klimaschutz nicht gleichgültig ist, gemeinsam an einem Strick ziehen… Ich freue mich, dir an der Landsgemeinde davon zu berichten.

Bis dahin wünsche ich dir eine schöne Zeit und grüsse dich herzlich
Lisa

Über die Schreibenden:

Dr. Walter Steinmann, *1951, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE, 2001-2016), ist Leiter des Advisory Board der Powertage und unabhängiger Berater verschiedener Projekte. Er engagiert sich für Start-ups und hilft mit Innovationen voranzubringen und die Transition im Energiesektor effizient zu gestalten. www.steinmannconsulting.ch

Lisa Hämmerli, *1993, ist im Glarnerland aufgewachsen und hat an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studiert. Anschliessend arbeitete sie an der ETH als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der Wahrnehmungsforschung zu negativen Emissionstechnologien. Heute arbeitet sie in einem Ingenieurbüro, welches auf Abbau- und Deponieprojekte spezialisiert ist. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei der Klimabewegung in Glarus. Als Co-Präsidentin von KlimaGlarus.ch setzt sie sich für mehr Klimaschutz ein. www.klimaglarus.ch


#klimaglarus.ch

Autor

KlimaGlarus.ch

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Kategorie

  • Gesellschaft
  • Mensch / Technik
  • Natur
  • Ostschweiz

Publiziert am

27.07.2021

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www.glarneragenda.ch/Fwxdnf