Bild von Lolame auf Pixabay
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Gesellschaft

Führungsriege der Credit Suisse mit Rechtfertigungsversuchen

Credit Suisse verfehlt Massnahmen, welche ihren Aktivitäten im fossilen Sektor gerecht werden. Sie muss ihre Doppelzüngigkeit beenden.

Die Credit Suisse bekräftigt ihr Bekenntnis zum Ziel des Pariser Klimaabkommens und kündigt interne Veränderungen, die Festlegung von "wissenschaftsbasierten Zielen innerhalb von 24 Monaten", einen allgemeinen Handlungshorizont "in den kommenden Jahrzehnten" und eine Erhöhung ihrer Investitionen in erneuerbare Energien an [1].

Die jüngsten Erkenntnisse des Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Druck der Schweizer Klimabewegung veranlassen also die Führungsriege der Bank zu Rechtfertigungsversuchen [2]. Dennoch basieren diese Ankündigungen auf einem viel zu vagen und späten Zeithorizont, beinhalten keine neuen Ausschlusskriterien und sind Teil der Doppelzüngigkeit der Bank, die angesichts der Klimakrise zu ihrem Markenzeichen geworden ist.

Denn während sie ankündigt die Ziele des Pariser Klimaabkommens respektieren zu wollen, finanziert die Credit Suisse durch ihre Unterstützung von Unternehmen wie AngloAmerican, Total oder Apache Corporation massiv Sektoren wie die Schiefergasförderung, die gewaltsame Ausbeutung von Gas und Öl in Afrika oder den Handel mit Öl aus dem Amazonasgebiet. Sie ist die führende europäische Bank bei der Finanzierung von US-Unternehmen in der Fracking-Industrie [3] und die zweite im Handel mit amazonischem Öl [4]. Schließlich ist sie durch die illegalen und korrumpierten Kredite an Mosambik im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Ansturm auf die Gasvorkommen des Landes, in eine schwere Krise verwickelt [5].

Die Credit Suisse wiederholt regelmässig, dass sie durch ihr Engagement im Bereich der fossilen Brennstoffe einen positiven Einfluss auf diesen Sektor ausüben kann. Während sie als Vermögensverwalter die Verpflichtungen von Climate Action 100+ unterzeichnet hat, hat sie nur 22% der klimabezogenen Resolutionen auf den Generalversammlungen der grossen Emittenten, an denen sie Anteile hält, unterstützt. Sie wird von ShareFinance [6] auf Platz 72 von 75 Vermögensverwaltern weltweit eingestuft.

Darüber hinaus kündigte die Bank vor einem Jahr und erneut im Juni diesen Jahres an, dass sie aus der Finanzierung des Kohle-Sektors aussteigt [7]. Sie hat sich auch mit mehreren internationalen Investoren verpflichtet, sich nicht an der Unterstützung des multinationalen Kohle-Unternehmens Adani, das die Carmichael-Mine betreiben will, zu beteiligen. Die Analyse der NGO Market Forces zeigt jedoch, dass sie auf die Finanzierung der Adani Ports and Special Economic Zone Corporation aufgesprungen ist. Dieses Unternehmen entwickelt über eine ihrer Tochtergesellschaften, die Bowen Rail Company, das Kohle-Transportsystem von der Mine zum Hafen. Die Credit Suisse hilft Anleihen für dieses Unternehmen zu arrangieren, welches ab August 2020 offiziell Teil des Carmichael-Kohle-Projekts ist [8].

Weiter sagt die Bank, dass sie ihre Klimapolitik mit NGOs aufbaut. Gleichzeitig jedoch zerrt sie junge Klimaaktivist*innen vor Gericht. Der Grund dafür ist, dass diese die katastrophalen Praktiken der Credit Suisse anprangern, welche die Existenzen Hunderter von Millionen Menschen sowie unsere gemeinsame Zukunft bedrohen. Im nächsten Jahr werden mehrere Prozesse stattfinden. Einer davon ist die Besetzung des Eingangs des Hauptsitzes der Credit Suisse in Zürich für ein paar Dutzend Minuten im Sommer 2019. Ein anderer betrifft den Rekurs der Bank vor dem Bundesgericht gegen den Berufungssieg von "Red Hands" in Genf [9].

Aus den oben genannten Gründen und solange sich die Credit Suisse nicht zu raschem und wirkungsvollem Handeln entschliesst, bleibt diese Bank eine der Schweizer Hauptschuldigen an der Klimakatastrophe, die so schnell wie möglich gestoppt werden muss. Deshalb ist die Bank eines der Hauptziele der "Merry Crisis"-Aktionsrunde, welche trotz der aktuellen Pandemie und den angepassten Einschränkungen am 21. und 22. Dezember 2020 in Zürich stattfindet.

Quellen
[1] https://www.credit-suisse.com/about-us/en/our-company/corporate-responsibility/environment/climate-protection.html
[2] https://www.bafu.admin.ch/bafu/en/home/documentation/news-releases/anzeige-nsb-unter-medienmitteilungen.msg-id-81034.html
[3] https://www.ran.org/wp-content/uploads/2020/09/RAN_OCI_Fracking_Fiasco.pdf
[4] https://amazonwatch.org/news/2020/0812-european-banks-financing-trade-of-amazon-oil-to-the-us
[5] https://www.reuters.com/article/us-credit-suisse-gp-mozambique-exclusive-idUSKBN2130E3
[6] https://shareaction.org/research-resources/point-of-no-returns/
[7] https://www.credit-suisse.com/about-us-news/en/articles/media-releases/foen-climate-alignment-test-credit-suisse-publishes-its-results-202011.html
[8] https://www.marketforces.org.au/info/key-issues/theadanilist/finance-stopadani/ & https://cbonds.com/news/1268297/
[9] https://lecourrier.ch/2020/11/13/proces-mains-rouges-credit-suisse-recourt-au-tf/

#klimaglarus

Autor

KlimaGlarus.ch

Kontakt

Klimastreik Schweiz
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Kategorie

  • Gesellschaft

Publiziert am

22.12.2020

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