Verein kulturzyt – Zeit für Kultur

Vor bald zehn Jahren wurde der Verein kulturzyt gegründet. Mit vielen Ideen und Power entstanden aus wenig Mitteln beachtliche Programme für Klein und Gross. Kreativität, Originalität, Niederschwelligkeit, ein Flair für Bücher und die gute Vernetzung machen das Vereins-Profil aus.

Im September 2013 wurde der Verein kulturzyt aus der Taufe gehoben. Ein paar junge Kultur- und vor allem Buchbegeisterte Glarner und Wahlglarnerinnen setzten sich zusammen, um ein niederschwelliges Programm vor Ort anzubieten, da wo sie eine Lücke im Glarner Kulturleben wahrnahmen. Ideen gab es zuhauf, Finanzen und Infrastruktur erstmal gar nicht. Dennoch starteten der damalige Lehrling Severin Fischli, der Maturand Nicolas Ferndriger, die Kommunikationsfrau Juliane Krappe (erste Präsidentin) und ich als damals älteste, eher beratende Stimme im Vorstand mit durchaus grossen Visionen!

Wir bastelten eifrig an Programmen, kreierten selber Logo und Flyer, fragten Künstler:innen an, lancierten direkt nach der Gründung schon einen Wettbewerb, schrieben Pressebulletins und hängten überall Plakate auf. So fielen unsere Aktivitäten bald auf und wir stellten uns mit dem ersten Jahresprogramm bereits bei der Kulturförderung des Kantons Glarus vor, die uns bis heute unterstützt – ebenso wie einige Glarner Stiftungen und auch andere lokale Sponsoren. Den eigenen Aufwand, welchen wir ehrenamtlich betrieben, haben wir natürlich eher unterschätzt. Doch wir – und unser dankbares Publikum –, wurden immer wieder durch unvergessliche Veranstaltungen belohnt und beglückt. Wichtig sind uns die Teilhabe und der Einbezug aller Generationen, die Anregung zur Kreativität und Selbstwirksamkeit; eine «slow food»-Kultur statt schnellem Konsum. Die Themen sollten möglichst eine gewisse Tiefe und Nachhaltigkeit haben. Meistens konzipieren und moderieren wir diese Events selber. Interaktive Erzählstunden und die Förderung des Nachwuchses sind bis heute ein wichtiger Part, mit etwa acht jährlichen Veranstaltungen.

Für Erwachsene bieten wir spezielle Formate an wie Lesungen kombiniert mit Musik, Kunst, Grafik oder Fotografie, Vorträge und Podiumsdiskussionen zu gesellschaftlich wichtigen Themen, auch hier zwischen vier und acht Events pro Saison. Ab und zu mit Prominenten wie Remo Largo (2018) oder Barbara Bleisch (2019), aber auch mit Gästen aus dem Glarnerland und von ausserhalb. Bei den Podiumsgesprächen ging es etwa 2021 um die Thematik des Overtourism in Alpinregionen und 2022 um die gesellschaftliche und gesundheitliche Bedeutung der «Pille»; in früheren Jahren um «Jugend und Drogen», um die Geschichte eines von den Taliban entführten Schweizer Paares u.v.m. Ab und zu ergänzten auch Filmabende im Kantonsspital das Programm, die mit Gesundheitsthemen zu tun hatten (Demenz, Behinderung, psychische Krankheit).

Die Idee war von Beginn an, mit verschiedenen Institutionen vor Ort zusammenzuarbeiten, nur schon da unser Verein nicht über Räumlichkeiten verfügt. Das stellte sich als Erfolgsmodell heraus. Viele Angesprochene waren sofort interessiert und dankbar, gemeinsam etwas auf die Beine stellen zu können. Wir bringen meist die Ideen, die Künstler:innen oder Erzähler:innen und übernehmen Kommunikation, Medienarbeit und einen grossen Teil des Fundraisings, unsere Partner stellen Ressourcen vor Ort (Räume, ggf. Technik, Material, Helfer:innen) und informieren bei der Werbung ihre Zielgruppe(n). Auf diese Weise hat sich eine sehr erfreuliche Zusammenarbeit entwickeln können mit der Kinderkrippe Biiälistogg, dem Naturzentrum Glarnerland, dem ReVier Ennenda, der Landesbibliothek Glarus, weiteren Bibliotheken im Kanton sowie der Buchhandlung Baeschlin Glarus, wo regelmässig Erzählstunden stattfinden. Wir waren mit den Kids- und Familienevents auch schon auf dem Eisfeld, in der Badi Netstal, im Güterschuppen Glarus, in der Stadtkirche Glarus (sogar zum Übernachten), in Schulen und Altersheimen, auf dem Weihnachtsmarkt, im Wald, bei einer Fischaufzuchtstation oder auf einem Bauernhof…! Und beim Erwachsenenprogramm durften wir nebst der gerne und häufig genutzten Landesbibliothek Glarus z.B. in der Kanti, im Anna-Göldi-Museum, in der Baumwollblüte und in der Gipserhütte Ennenda, im Fabriktheater Schwanden, im Kantonsspital Glarus, im evangelischen Kirchgemeindehaus Glarus zu Gast sein.

Was war unser grösstes Highlight in diesen 10 Jahren? Das ist schwer zu sagen, denn die Mischung machts! Das wohl aufwändigste Projekt, das auch von unserem Verein 2014 ins Leben gerufen wurde, ist der Schreibwettbewerb «Glarus schreibt» für alle Altersklassen. Im Oktober 2022 wurde die 4. Auflage durchgeführt. Es ist toll zu erleben, wie kreativ die Glarner:innen sind, wie vielfältig ihre Texte und Ideen, die da das Licht der Welt erblicken und vor dem Publikum und einer externen Jury gelesen werden. Und die Preise sind Förderpreise – die Kinder gewinnen eine Schreibexkursion in einen anderen Kanton (heuer Schloss Lenzburg) mit einem professionellen Schreibcoach; desgleichen erhalten die vier besten Erwachsenen ebenfalls ein Schreibcoaching. Bisher waren die Teilnehmer:innen durchwegs begeistert. Und nachhaltig war das Ganze auch: Oft entstanden nach so einem Wettbewerb Schreibtreffs für Heranwachsende, oder Erwachsene getrauten sich einmal mehr öffentlich ihre Werke zu präsentieren. So geschehen etwa bei der «Werkstatt-Lesung» des Schreibzirkels Glarus im Werkstatt-Café Glarus 2018 oder an den Poetry-to-go-Abenden, welche bereits mehrmals bei Baeschlin Bücher abgehalten wurden – mit Schreibmaschine und spontanen Gedichtaufträgen.

Manchmal, wenn eine Glarnerin oder ein Glarner (ob bekannt oder weniger bekannt) ein Buch veröffentlicht, nehmen wir das auch gerne zum Anlass für eine Veranstaltung, und natürlich interessieren wir uns für Glarner Themen. Mit hiesigen Autoren wie z.B. mit Hans Schnyder, Giorgio Hösli, Tim Krohn, Dafi Kühne, Brigitte Trümpy, Bettina Mazzolini, Verena Beerli-Kaufmann, Maya Rhyner u.a. konnten wir eindrückliche Lesungen erleben. Falls wir auswärtige Profis einladen, dann versuchen wir solche zu buchen, die eine spezielle Beziehung zum Glarnerland haben oder zumindest nicht gerade überall am Lesen sind, denn uns ist es wichtig, etwas einzigartiges anzubieten. Zuweilen holen wir uns auch Tipps oder «Connections» beim Glarner Verlag Baeschlin ab, um an interessante Autor:innen – manchmal noch «Geheimtipps» – heranzukommen.

Während der Corona-Jahre mussten natürlich auch wir auf Sparflamme fahren. Wir haben ein paar Erzählstunden und Beiträge online auf kulturzyt.ch platziert, damit überhaupt etwas lief. Haben aber oft auch vergeblich geplant, verschoben und nochmals verschoben; nachgeholt, was ging. Als wir im Mai 2021 – dem Nationalen Vorlesetag – erstmals wieder live Kinder zu unseren Erzählstunden begrüssen durften, war das einfach wunderbar! Leider hat aber in dieser Zeit auch die finanzielle und personelle Situation des Vereins gelitten. Während wir durch Fundraising zwar wieder zu Geld kamen, zeigte es sich umso schwieriger, genügend aktiv mitarbeitende Vorstandsmitglieder zu haben. Weil wir ja alle noch berufstätig sind und für einige diesbezüglich die Belastung eher gewachsen ist, sind wir oft am Anschlag. Seit zwei Jahren suchen wir dringend nach mindestens zwei neuen «Gschpändli» - so zuletzt etwa beim Neuzuzüger-Anlass «Glarus begrüsst alle». Leider ohne Erfolg. Dabei sind wir eine lässige Truppe, noch immer sprudelt es vor Ideen. Wir hoffen, dass wir den Verein auch über die zehn Jahre, die er im September erreicht, noch werden weiterführen können. Im Moment sind wir folgendermassen aufgestellt: Bei den Kinderevents sind vor allem Beatrix Küenzli und Catherine Etter aktiv, bei den Erwachsenen ich und Nicolas Ferndriger (beide Gründungsmitglieder!), als Kassierin ist Gaby Ferndriger tätig und Martina Hämmerli Bramberger als Revisorin. Vakant ist derzeit die Website- und Internetbetreuung, und es fehlen uns immer wieder helfende Hände an den Events. Für mich, die das Präsidium, inklusive Fundraising, Medienarbeit und Kommunikation betreut und an vielen Events mithilft, sind das z.B. übers Jahr hunderte Stunden ehrenamtliche Arbeit. Ich mache es gerne, würde aber durchaus auch Aufgaben abgeben wollen.  

Wenn Sie das Programm der kulturzyt interessiert: Die Bilder oben geben einen kleinen Eindruck in die laufende Saison und auf www.kulturzyt.ch finden Sie mehr. Im Februar etwa gibt’s einen Vortrag zum Thema Moderne Literatur und Christentum mit dem Glarner Germanisten Professor Mario Andreotti und eine Erzählstunde für Kids zum Thema Klimawandel bei Baeschlin Bücher. Im März gastieren Schreiber und Schneider, die uns auch jeweils bei «Glarus schreibt» unterstützen, mit ihrem vergnüglichen Comedy-Abend «Paarcours d’amour» im Fabriktheater Schwanden und auf dem Bauernhof der Familie Schmid in der Bleiche Glarus erzählt Beatrix das Bilderbuch von der Kuh Rosi, die so gerne zur Feuerwehr will.                                                                                     www.kulturzyt.ch