Glarus
Stimmwerk Glarus: Ana Djordjevic - Ausstellung Musik und Kunst
Ana Djordjevic führt das Stimmwerk Glarus, 2007 gegründet, wo sie auch unterrichtet. Im Gesang und Sprechtraining geht es immer um die Verbindung von Stimme, Sprache und musikalische Ausdrucksfähigkeit. Mit der Künstlerin Susanne Hauser wird vom 3. bis 26. November die Zusammenführung von Kunst und Musik in Form eines «Brückenschlags» umgesetzt. Die Vernissage findet am 3. November um 17 Uhr statt. Um 18 und 19 Uhr gibt es klassischen Hörgenuss.
Ana Djordjevic ist in Aesch BL aufgewachsen und hat an der Musikhochschule Luzern Schulmusik und Gesang studiert. Als Musikpädagogin unterrichtet sie im Stimmwerk, an den Musikschulen in Weesen und Amden und als Sprachlehrerin an der OST in Rapperswil. Die Leitlinie ihrer Tätigkeit formuliert sie so: «Stimmwerk ist hörbar, Raum füllend und weittragend». Sie leitet verschiedene Stimm- und Sprechtrainingskurse, um rhetorische Fähigkeiten zu fördern. Personen werden für ihre persönlichen Auftritte vorbereitet und bei ihrer Stimmentwicklung unterstützt. Ana singt selbst in kleineren Vokalprojekten und ist Mitbegründerin von formation21, dem Glarner Vokalensemble.
In der Kindheit ist im Elternhaus bei Ana Djordjevic die Basis für die Klassische Musik gelegt worden. Unterstützende Musiklehrpersonen haben die Entwicklung des Interesses an der Musik gefördert. Mit 17 Jahren begann sie klassischen Gesangsunterricht zu nehmen, um sich später an der Musikhochschule Luzern zur Sängerin ausbilden zu lassen. Musizieren bedeutet, flexibel zwischen Spontaneität und Detailorientierung wechseln zu können. Die Klarheit der Stimme ist ein wesentliches Merkmal ihres Gesangs. Die Ausrichtung auf Lieder ist parallel zur Ausbildung der Stimme verlaufen, so dass die Sprechausbildung ein wesentlicher Teil des «Stimmwerks» geworden ist.
Beim professionellen Gesang ist zentral, die Balance zwischen Stimme, Atem und Körper zu finden. Die Ausbildung selbst ist ein Prozess des Hineinwachsens. Nebst Talent spielt die stetige Arbeit an der Technik eine grosse Rolle für die Professionalisierung. Körperliche Fitness und das Finden der inneren Ruhe ermöglicht den Atemraum zu öffnen und zu einer klaren Stimmausprägung zu kommen. Seit 2013 ist Ana Djordjevic im Kanton Glarus ansässig und betreibt das «Stimmwerk» an der Kirchstrasse 24 in Glarus. Einer der Lieblingskomponisten ist Gustav Mahler, der von 1860 bis 1911 gelebt und komponiert hat.
Er war ein Komponist am Übergang von der Spätromantik zur Moderne und war als Reformer des Musiktheaters seiner Zeit weit voraus. Seine Musik ist für das Ohr leicht zugänglich. Bei der Ausrichtung auf «Musik und Kunst» ist das Visuelle und das Auditive ein wichtiges Element, weil diese Verbindung zur Balance beiträgt und den «Flow-Zustand» ermöglicht, wo alles fliesst und sich automatisch zum wünschenswerten Zustand entwickelt.
Drei Antworten von Ana Djordjevic:
Musik gehört zu meinem Leben, weil…
... sie für mich eine existenzielle Bedeutung hat.
Der Brückenschlag von Musik und Kunst ist für mich wichtig, weil…
... er Synergien schafft.
Wenn ich keine Musik machen könnte, dann …
... stünde die Ausrichtung auf meine zweite Leidenschaft, die Ornithologie, im Zentrum.
Die Ausstellung Rondo «rundherum» mit Susanne Hauser
Die Ausstellung mit Susanne Hauser www.susanne-hauser.com steht unter dem Thema Rondo «rundherum». An der Vernissage vom 3.11.23, ab 17 Uhr, treten um 18 und 19 Uhr Hildegard Bilger, Violoncello und Susanne Hefti, Bratsche auf. Sie spielen von Franz Danzi (1763-1826) aus dem Duo Opus 9 das Allegro und zwei Sätze aus der Sonata a Viola e Violoncello Solo von Luigi Boccherini (1743-1805).
Die bildende Künstlerin Susanne Hauser zeigt malerische und Collage-Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden. Die Werke spielen mit der runden Form, sind in der Ausdrucksweise abstrakt und sprechen die Sinne und Emotionen der Betracher:innen an. Die Formen- und Farbensprache beziehen sich auf Denkinhalte und Gefühle, die auch in der Musik zentral sind. Diese werden mit der Vielfalt von Variationen an der Vernissage mit Musik verknüpft. Der Austausch zwischen Musik und bildender Kunst wird mit dem Brückenschlag gefördert.
Musik und Kunst, ein Brückenschlag
Die moderne Neurologie zeigt, dass mit Musik das Belohnungszentrum im Hirn aktiviert wird. Dopamin, das Glückshormon, wird dabei ausgeschüttet. Anregungen und Erregungen im Sinne der Emotionen werden ausgelöst. Dieser Prozess ist für das Wohlbefinden der Menschen zentral. Man weiss, dass Erfolgserlebnisse beim Menschen Dopamine produzieren.
Die Freude als Erlebnis des Musikhörens wird mit Gemeinsamkeiten von Menschen ausgelöst. Zwischen den Menschen oder Zuhörern entstehen Verbindungen über ein gemeinsames Erlebnis. Musik stützt das Erinnerungsvermögen. Das ist vor allem für das Alter von Bedeutung, weil die Vergesslichkeit bekämpft werden kann. Die Adoleszenz ist stark geprägt von der Musik. Das ist bei Konzerten intensiv erlebbar und führt zu emotionalen Verbindungen zwischen den Zuhörern und den Protagonisten. Es sind bleibende Erinnerungen, die bis ins Alter ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Mit den Emotionen werden auch Bilder produziert, die im episodischen Speicher des Hirns sichtbar werden. Da entsteht eine Brücke zur Kunst, die auch mit Bildern arbeitet, seien es figurative oder abstrakte Bilderwelten. Daraus ergibt sich eine Brücke zum Unbewussten des Menschen.
Die Musik hat auch Strukturen, die Tonleitern, welche auch in der bildenden Kunst wesentlich sind. In der Ausstellung geht es um das „Rondo“. Der Kreis ist in den bildnerischen Darstellungen der gezeigten Künstlerin ein zentrales Element und steht als Symbol für das Perfekte, die Harmonie, die Endlosigkeit oder die Unendlichkeit, ohne Anfang und ohne Ende. „Rondo“ steht auch für die Verbindung von Fantasie und Fiktion. Die Strukturen der Bilder beinhalten Denkprozesse und die Farben stehen für Erinnerungen und Emotionen.
Kunst sehen kann die Wahrnehmung der Menschen verändern, so dass Farben und Formen zu „neuen Ufern“ führen. Es ist ein spiritueller und magischer Vorgang mit der Nähe zur Welt, die nur subjektiv erfahrbar ist. Die Wahrnehmung ist aber subjektiv, projektiv und Sinn und Gestalt gebend. Alle Kunstbetrachter werden, wenn sie sich auf diese Prozesse der Wahrnehmung einlassen, Erlebnisse haben, die sie mit anderen Personen nicht teilen können. Die inneren Bilder sind bei der Betrachtung von Kunst zentral und kommen aus der Intuition, die sich nicht an logisch-analytische Prozesse des Denkens hält. Die Strukturen in den Bilderwelten schaffen Ordnung, statt Chaos.
In der abstrakten Kunst, wo es im Wesentlichen um die Reduktion von Wahrnehmung geht, stellen sich hohe Anforderungen an die Fantasiewelt. Das Publikum der Kunst sind in seiner Fantasie gefordert die Dinge zu Ende zu denken oder zu ergänzen. Da gibt es zu figurativen Darstellungen grosse Unterschiede, weil diese von den gewohnten Bildermuster ausgehen. Abstraktion in der Kunst gibt es erst seit rund 100 Jahren und ist für viele Menschen schwer nachvollziehbar.
Die verwendeten Farben bei den abstrakten Arbeiten schliessen an die Temperamente der Menschen an. „Rot“ steht für das cholerische Temperament, „Blau“ für das melancholische Temperament, „Grün“ für das phlegmatische Temperament und „Gelb“ für das sanguinische Temperament. Die Menschen haben nicht nur eine reine Form an Temperament verinnerlicht. Es gibt Mischformen, die sich auch in der Farbigkeit von Kunstwerken ausdrücken können.
Formen wie Rechtecke, Kreise, Linienverbindungen knüpfen an den Urformen und Strukturen an, die im Langzeitspeicher abgelegt sind und die Menschen bei ihren Abstraktionen unterstützen. Mit den Abstraktionen entstehen neue Imaginationen, Vorstellungen, Fiktionen und Kompositionen. Eine eigene Erlebniswelt wird in dieser Art und Weise konstruiert. Gedankliche Räume werden eröffnet, so wie das bei der Musik auch geschieht. Symbole, Farben und Formen transzendieren die Natur und sind ein Spiegel unserer innerlichen Welt.
Es lohnt sich über die Brücke zwischen Musik und Kunst zu schreiten, weil neue Welten und Wahrnehmungen für sich selbst aufgeschlüsselt werden und die Kreativität im Denken angereichert wird.
Öffnungszeiten: Do bis So, 15–18 Uhr, Finissage mit Apéro, 26. November 2023, 11 Uhr
Eduard Hauser
Autor
Kulturblogger Glarus
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