Glarner Kammerchor / Foto Beat Sieber
Glarner Kammerchor / Foto Beat Sieber
unschuldig wie ein Lamm / Foto unsplash, von Sam Carter
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Kapelle / Foto unsplash, von Felipe Mateus Campus
Kapelle / Foto unsplash, von Felipe Mateus Campus

Glarus

Sonntagnachmittägliches Bad in schöner Musik

Der Glarner Kammerchor, verstärkt durch vier singende Solist:innen, zwei Klaviere und ein Harmonium, führte Anfang März die „Petite Messe Solennelle" von Gioachino Rossini auf. Das gut besuchte Konzert im Gemeindehaus Ennenda begeisterte und beglückte.

von Eva Gallati


Der Komponist Gioachino Rossini ist eigentlich durch seine Opern berühmt geworden, unter vielen anderen „Tancredi“, „Der Barbier von Sevilla“ und „Wilhelm Tell“. Er war aber auch sonst sehr produktiv, nur sind seine Geistlichen Werke und Kantaten wenig bekannt. Einzige Ausnahmen sind das „Stabat Mater“ und eben die „Petite Messe Solennelle“, deutsch „Kleine feierliche Messe“. Sie ist ein Alterswerk im Auftrag eines Grafen und dessen Gattin zur Einweihung ihrer Privatkapelle in Paris, wo 1864 ihre Uraufführung stattfand. Gestaltet ist sie wie eine „normale“ Messe, das Attribut „klein“ im Titel stammt vom Komponisten und ist ungewöhnlich. Rossini schreibt dazu in einer ironischen Widmung:

 

„Lieber Gott. Hier ist sie, die arme kleine Messe. Habe ich nun wirklich heilige Musik (musique sacrée) gemacht, oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich bin für die Opera buffa (deutsch: Komische Oper) geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“ (Quelle: Wikipedia).
 
So hörte sich die Musik denn auch nicht nach geistlicher Musik an. Das Tempo war oft fröhlich, tänzerisch, ausgelassen, die Melodien eingängig harmonisch. Dem Programm lag der Text auf Latein mit deutscher Übersetzung bei. Er ist Gebet, Huldigung, Ehre für Jesus Christus und Gott, und seine Vertonung hat den Wortsinn oft körperlich spürbar gemacht. Qual, Wunder und Schönheit waren direkt erlebbar. Es war eine Freude, es war schön, es war keinen Moment langweilig. Feierlich, selbstbewusst, ja stolz standen die Chorsänger:innen vor dem Publikum in dem schönen Saal, in einem Saal in dem sie schon viele Feste gefeiert hatten, in dem Gemeindeversammlungen stattfinden, wo Platz ist für grosse Hochzeiten. Viele bekannte Gesichter waren dabei, Männer und Frauen aus dem Glarnerland. Die Solist:innen, portraitiert im Programmheft, kompetent aufgereiht und beeindruckend durch ihre Präsenz und Stimmkraft, waren die Stützen und Begleitung, sie bekräftigten die wichtigen Passagen. Die wunderbaren Musiker:innen an den Klavieren und am Harmonium verzauberten mit ihrem Spiel, und der Dirigent leitete mit Freude und Empathie. 

 

Während von der Auferstehung gesungen wurde fiel mein Blick auf die Lindenbäume vor dem Fenster, und mich ergriff eine überwältigende Vorfreude auf den Frühling, auf Blüten, Blätter und Wärme.

Das Agnus Dei am Schluss berührte mich wie kaum je ein Musikstück. Wir wollen ja alle das Gleiche. Demütig wünschen wir uns, wir hätten alle diese Sünden nicht begangen, wir könnten sie ungeschehen machen. Flehend, nachdrücklich bitten wir Menschen vielstimmig eine höhere Macht um Gnade, um Erbarmen. Um Frieden.
 
Irgendwie beginne ich zu begreifen, was es mit Ostern so auf sich hat… - Danke, Maestro Rossini!
 
Der Glarner Kammerchor freut sich auf neue Sängerinnen und Sänger, die Proben finden jeweils am Mittwochabend im Soldenhoff-Saal in Glarus statt. Als nächstes Werk wird „Messiah“ von G.F. Händel geprobt, die Aufführung findet am Sonntag, 10. März 2024 in der Stadtkirche Glarus statt.

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

20.03.2023

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