Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Portrait Ingrid Käser
Portrait Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser
Arbeit Ingrid Käser

Glarus

Portrait der Glarner Künstlerin Ingrid Käser

Eine persönliche Annäherung an die Glarner Künstlerin Ingrid Käser, die sich in ihrem künstlerischen Schaffen zwischen Ordnung und Chaos, Langsamkeit und Exaktheit bewegt. Im Blogpost vom 2. Januar 2023 ist ihr Beitrag für die Gruppenausstellung  in der IG-Halle im Kunst(Zeug)haus zum Thema „Wild“ vorgestellt worden.

Ingrid ist in Glarus aufgewachsen, lebt und arbeitet aktuell in Zürich. Mit 13 Jahren ist sie von Winterthur nach Glarus gezogen. Die gelernte Kauffrau hat, vor der Laufbahn als Künstlerin, ein paar Jahre im Devisenhandel gearbeitet.  Der Kanton Glarus hat ihre Arbeiten immer wieder unterstützt. 2006 hat sie ein Atelierstipendium für einen Aufenthalt in Berlin gewonnen. 2009 folgt der Fokuspreis, vergeben vom Glarner Kunstverein. Weiter erhielt sie 2011 den Förderbeitrag des Kantons Glarus. 2010 hat Ingrid den Preis der Fondation René Liechti gewonnen. Das Studium an der F+F Zürich setzte sie in Sierre fort und schloss ihren Master an der Ecole d`Art du Valais in Public Spheres mit Fokus auf Relational Art ab. Eine breite Vielfalt von Auszeichnungen. Doch was zeichnet die Künstlerin in ihrem Schaffen aus?

Das intuitive Arbeiten

Sie arbeitet intuitiv und nimmt ihre Umgebung, Sinneseindrücke, sowie innere Bilder und Wünsche in ihren Zeichnungen auf. Ihre Vorgehensweise ist assoziativ und verbindet verschiedene Elemente zu einem grösseren Ganzen. Typisch scheint das rastlose Umherkreisen der  Gedanken zwischen Emotionen und Empfindungen. Das Zeichnen ist ihr ständiger Begleiter und Fixpunkt. Verschiedene Themen werden reflektiert. In ihren Arbeiten spiegelt sich die Vorliebe für das Absurde und das Sich -Treiben-Lassen. Sie verwertet Erlebtes, Bekanntes aus Filmen, Büchern und Medien. Es entstehen Bildgeflechte,  in denen die Arbeitsprozesse sichtbar bleiben. Meist zeigen sich Übermalungen und Schichtungen, die eine prozesshafte Suche nach dem Bild enthalten. Umwege und das Scheitern sind keine Tabus. Ornamenthafte Repetitionen und Abstraktionen auf dem leeren Blatt fügen sich zu subjektiven Formaten. Das Unvollkommene und Unmittelbare wird in der künstlerischen Arbeit betont.

Chaos und Ordnung

Chaos und Ordnung sind Grundkomponenten  unserer Existenz. In der Kunst spiegelt sich die Vielfalt von Wahrnehmungen, Formen und Farben. Die Philosophie und Kunst wird mit dem Problem von Ordnung und Chaos verbunden.  Intuitive Prozesse steigen aus dem Unbewussten auf und formieren sich zu einer Bildersprache. Die Ordnungsprinzipien spiegeln sich in der Gedankenwelt und in der Sprache. Die Philosophie ist die Disziplin, die sich über die sprachlichen Formulierungen sichtbar machen kann. Das ordnende Denken und das vielfältige Denken stehen sich komplementär gegenüber. Sie bilden zwei Pole, die in der Kunst und der Philosophie ausgelotet werden. Ordnendes Denken ohne Bezug zum vielfältigen Denken erschöpft sich in der Präzision und Genauigkeit. Vielfältiges Denken ohne Bezug zum ordnenden Denken führt ins Chaos. Die menschlichen Denkapparate der Logik und Intuition sind charakteristisch für die Schnelligkeit, aber auch für das Unpräzise, oder für die Langsamkeit und die Genauigkeit. Zwischen diesen Polen akzentuiert sich die Kunst von Ingrid.



 Thomas Hirschhorn:Wo stehe ich? Was will ich?


Lernprozesse aus dem Studium

Das Masterstudium von Ingrid Käser hat das Bewusstsein auf den Ebenen der Intuition und der Logik akzentuiert und zu Einsichten geführt, die für ihr Kunstschaffen charakteristisch sind. Zum Thema „Arbeiten“ hat eine Auseinandersetzung mit der Ablenkung, der Disziplin, der Horizonterweiterung, der Planung und der Möglichkeit zu Scheitern stattgefunden. Ingrid: „Ich verstehe Ablenkung in Bezug zu einer von mir angestrebten Unvoreingenommenheit. Ich lebe jeden Tag, als ob er mein letzter sein könnte. Was zur Folge hat, dass ich jeden Tag 1000 Möglichkeiten sehe“. Bei allen Möglichkeiten sind Wunder versteckt, die es zu ergründen gibt. Dazu ist eine hohe Disziplin nötig. Ein weiterer, wichtiger Aspekt der Arbeit ist der Umgang mit dem Nicht-Nachvollziehbaren, was auch mit den Wundern in Beziehung gebracht werden kann. Wunder können Veränderungen sein, die bis in das Ureigenste des Menschen wirken und damit das Leben der Menschen verändern.

Für das Leben als Künstlerin hat sich Ingrid entschieden, weil die Auseinandersetzung mit neuen Situationen den eigenen Horizont erweitert. Seit Beginn des künstlerischen Schaffens hat die Zeichnung einen hohen Stellenwert. Dieses Medium ist für die Ausprägung eines eigenen Stils sehr wichtig. Die zeichnerische Arbeit  geschieht sowohl aus dem Inneren, dem Gedächtnis, mit intuitiven und sich wiederholenden Formen, aber auch mit Vorlagen aus äusseren Bildern, wie Fotografie oder Filmmaterial. Das Innere und das Äussere wird zueinander in Beziehung gesetzt, vermengt und lässt neue Wahrnehmungen entstehen. Bei diesem Prozess entstehen abstrakte Formen, die aus aufgelösten, transformierten  Ornamenten oder wilden Formen entstehen. Zeichnungen sind persönliche Handschriften.

Weiter entdeckt man in Ingrids Masterthesis, dass es  bei Blockaden gut sei, sich in der Natur auf Spaziergängen zu bewegen. Dies locke äussere Eindrücke an, die wiederum Blockaden überwinden können. Während des Studium ist der Wunsch entstanden, sich mit den Herzenswünschen von sich selbst und anderen Personen zu befassen. Es ist ein intensiver Austausch mit anderen Menschen entstanden, der die Arbeit der Künstlerin stark geprägt und beeinflusst hat. Mit dem „Herztausch“ hat Ingrid eine klare Beziehung zum Geld aufgebaut. Es ist vor allem eine kritische Haltung gegenüber der kapitalistischen Wirtschaft und dem Kunstmarkt, als Teil davon. Für jeden Kunstschaffenden ist es wichtig, zu wissen, wie man sich im Kunstmarkt positionieren will und kann. Ingrid will gesellschaftliche Werte und Strukturen hinterfragen und andere Möglichkeiten, wie die des Tausches aktivieren. Die so entstehenden Beziehungen sind zentral. Auf der Website www.ingridkaeser.net können Prozesse nachvollzogen werden.

Als Fazit ist für mich sichtbar geworden, dass Ingrid Kaeser als Künstlerin die Freiheit zu tun oder zu lassen, was sie will, ins Zentrum ihres Kunstschaffens stellt. Der philosophische Aspekt der Arbeit, zwischen Ordnung und Chaos, ist wegleitend für die aktuelle und künftige Arbeit. Für diesen Weg wünsche ich Erfolg und alles Gute.


Eduard Hauser

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
0793758199

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

12.02.2023

Webcode

www.glarneragenda.ch/mLE9DN