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Niederurner Chilbi: einst bescheiden, heute smart und stimmig
Die Niederurner Chilbi hat sich gemausert! Am ersten Septemberwochenende zeigte sich in ihrer ganzen Vielfalt - von Schnupper-Flötenstunden bis Line Dance, Alphornklängen und Kinderflohmarkt war alles dabei. Ganz anders noch vor 13 Jahren, als ich als frisch Zugezogene einen kleinen, bescheidenen Anlass besucht hatte. Dass die Niederurner Chilbi wieder aufgeblüht ist, liegt unter anderem am Verein „ortsFest“ – aber nicht nur. Teil 2 unserer Chilbi-Serie.
Mein Besuch an der diesjährigen Chilbi beginnt wie jedes Jahr traditionell mit einem Einstandstrunk beim Gemeinnützigen Frauenverein. Auf die Himbeerbowle freue ich mich jeweils schon Tage zuvor. Inzwischen habe ich einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, da ich meistens als Erste vor dem Zelt stehe.
Anschiessend – auch das gehört zur Tradition – stöbere ich eine Weile in der Brockenstube des Gemeinnützigen Frauenvereins. Und werde wie immer fündig. Der Gemeinnützige Frauenverein hat rund 180 Mitglieder, ist eine von 190 Sektionen des SFG (Schweizerische Gemeinnützige Frauen). Man engagiert sich unentgeltlich für viele gemeinnützige Projekte, setzt sich ein in spontanen Aktionen, schliesst Lücken in sozialen Bereichen. 2014 konnte der Verein Niederunrnen sein 150-jähriges Bestehen feiern.Junge Frauen gesucht
„Es ist schade“, sagt Sereina Purtscheller, die im, und um das Vereinszelt mitarbeitet. „Es fehlt an jungen Müttern und Frauen, die im Verein mitmachen wollen.“ Sereina Purtscheller schwärmt von den gemeinsamen Erlebnissen, dem geselligen Beisammensein. Das sei doch wunderschön. Doch so wie früher sei es heute nicht mehr – vielen falle es schwer, sich zu verpflichten. „Das bedauere ich persönlich sehr.“
Vorbei an Kinderbahn, Scooter, Bungee-Trampolin, der Rondell-Bar des Niederurner Pubs, verschiedenen anderen Attraktionen und bunten Ständen, spaziere ich an der Dämmli-Bar vorbei durch das Tor zur Dämmli-Chilbi. Am Kinderflohmarkt herrscht reger Betrieb. Wie jedes Jahr sind da Kinder und Jugendliche voller Erwartung und motiviert, sich von Spielzeug, Kleidern und Büchern zu trennen. Dass die jungen Verkäuferinnen und Verkäufer bei diesem Bilderbuchwetter ihre Stände schon um 16 Uhr räumen mussten, sorgt für enttäuschte Gesichter. Bald erreiche ich das Festzelt. Hier werden Darbietungen geboten, fast nonstopp. Der Verein „ortsFest z Niederurnä dihäi“ hat verschiedene Künstlerinnen und Künstler eingeladen. Man könnte hier ewig verweilen, doch es locken noch unzählige weitere Attraktionen.
Viele Verführungen
Die Alphornklänge des Trios Alphorngruppe Glarnerjutz tönen durch das Chilbigelände, die JO Niederurnen (Ski-&Snowboardclub) lädt die Kinder zu einem Veloparcours. Die Jugendmusik sowie die Musikschule spielen auf und präsentieren zahlreiche Instrumente. Vreni Stüssi, langjährige Lehrerin in Niederurnen, Flötistin und Flötenlehrerin, leitet kurze Ad-hoc-Flötenkurse für interessierte Kinder. Die Line Dance-Vorführung verführt zum Mittanzen, die Darbietung des Kinderturnens zum Staunen und die Chilbi-Geschichte, erzählt von der Niederurnerin Ursula Briggen, zum Lauschen. Und das sind nur wenige von unzähligen Angeboten.
Den Nagel auf den Kopf getroffen hat die offenen Jugendarbeit. Fachstellenleiter Roger Gyger und Serena Domina bieten Kindern und Jugendlichen einen Kreativ-Kurs an. Verschieden grosse und zurechtgesägte Holplatten dürfen bemalt werden und werden anschliessend an der Garagenwand von Caspar Jenny ausgestellt. So entsteht ein buntes Gesamtwerk. „Wir möchten an der nächsten Chilbi wieder etwas in dieser Form anbieten“, sagt Roger Gyger, und schmiedet bereits Zukunftspläne: „Vielleicht wird daraus ja mal irgendwann, irgendwo eine richtige Graffiti-Wand.“
Jede Chilbi nimmt mal sein Ende. Ich genehmigte mir eine letzte Himbeer-Bowle und denke: "Schön war sie. Die gar nicht so kleine, smarte Niederurner Chilbi."
Text und Fotos: Susanne von Dach
Autor
Kulturblogger Glarus
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