Lanik - Portrait
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Lanik - one woman show
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Lanik - auf der Bühne
Lanik - auf der Bühne

Glarus

Lanik: "Ich werde rhythmisch Gas geben"

Die Glarner Sängerin und Liedermacherin Lanik, mit bürgerlichem Namen Annick Langlotz, hat vor zwei Jahren ihre erste CD herausgebracht. Nun spricht sie im Gespräch mit Kulturblogger Eduard Hauser über ihre Glarner Wurzeln, die Kunst, Leute ins Konzert zu locken und wie sie die Zeit während der Pandemie erlebt hat.

Annick Langlotz, wo liegen deine biografischen Wurzeln?

Ich bin in Schwändi aufgewachsen und habe die Mittelschule in Glarus besucht. Pädagogik, Religion und Strafrecht waren meine Studienrichtungen. Eine vielleicht etwas breite Vielfalt der Themen. Doch, gerade die Vielfalt öffnet Einsichten, die bei einer einseitigen Ausrichtung zu kurz kommen können.

 

Welche Schlüsselerlebnisse gab es auf deinem Weg zur Sängerin?

Ab 2001 war ich nach der Mittelschule ein halbes Jahr mit dem Zirkus Harlekin unterwegs. Da war ich erstmals als Sängerin angestellt. 2009 bis 2012 lebte ich in Sierra Leone und  arbeitete in der Ballanta Academy of Music in Freetown, wo ich eine neue Band aufgebaut habe. 2020 habe ich mich dann entschieden die Musik zu meinem Beruf zu machen. Also „Nägel mit Köpfen“ und dem Bewusstsein, dass ich auch scheitern könnte. Das Risiko des Scheiterns gehört zu jedem Beruf, im speziellen für Selbständige.

 

Wann und wie bist du zur Musik und zum Gesang gekommen?

Da gibt es keinen „Startpunkt“, der klar auf der Zeitachse eingetragen werden kann. Wichtig ist, dass das was man macht mit einer grossen Portion Liebe und Enthusiasmus verbunden ist. Es ist wie ins kalte Wasser springen, ohne zu wissen wie tief die Grube ist. Der Spass beim Musizieren, gemeinsam Musik zu machen und die Erlebnisse zu teilen ist entscheidend. Schon währen der Zeit in der Kantonsschule bin ich mit Freundinnen zu jeder Pause ins Musikzimmer gegangen, damit wir singen konnten, auch wenn nur 10 oder 15 Minuten zur Verfügung standen.

 

Was fasziniert dich am Gesang und generell an der Musik?

Ich liebe Rhythmus, ich liebe Klang, Kommunikationen und Verbindungen, die durch die Musik entstehen können. Es ist faszinierend, wenn durch das Zusammenwirken Neues entsteht und die Kreativität zum Ausdruck kommt. Wichtig ist auch, dass ich mich durch die Musik weiterentwickeln kann.

 

Gibt es Vorbilder?

Was mich am meisten fasziniert ist, wenn Sänger:innen oder generell Musiker:innen gemeinsam einen Flow-Zustand erreichen, wo alles fliesst und der Intuition gehorcht. Wenn ich den sogenannten „Groove“ spüre, dann entsteht in mir sowohl Tiefe als auch Leichtigkeit. Ich mag oft nur bestimmte Songs von Musiker:innen und dies in unterschiedlichsten Genres.

 

Welche Prozesse laufen ab, wenn du deine Songs schreibst?

Das ist ganz unterschiedlich. Bei manchen Songs habe ich schon einen Musik- oder Textschnipsel im Kopf. Dann arbeite ich damit weiter. Manchmal aber ist am Anfang einfach nur Leere. Null Inspiration. Das ist total unangenehm auszuhalten. Wenn diese Phase überstanden ist, kann sich zum Beispiel zuerst eine Melodie zeigen. Dann suche in einen Text dazu, in der passenden Sprache.  Bei den Texten geht es fast immer um Themen oder Bilder, die mich beschäftigen oder einen Bezug zu mir haben. Beispiele können sein: die Endlichkeit unserer Existenz, der Umgang mit unserer Welt, mit der Freiheit oder die Frage „Was machst Du, wenn Du nur noch eine Stunde zu leben hast?“ Am Schluss kommt die Feinarbeit. Da kann ich für ein paar Worte oder eine kleine Tonsequenz einige Stunden Arbeit hineinstecken. Oft fällt es mir schwer,  Geduld dafür aufzubringen. Aber unterdessen weiss ich, wie wichtig diese Arbeitsphase für das Endprodukt sein kann.

 

Welchen Stellenwert haben Arrangements und Performances für dich?

Arrangements sind für mich eine Kunst für sich. Sicher hilft, Erfahrung und Wissen zu den Arrangements zu haben. Da gibt es bei mir noch Luft nach oben. Ich stecke mitten in einem Lernprozess. Bei der Produktion meiner CD war ich über die Erfahrung und das Wissen von David Plüss sehr froh. Ich entwickle langsam einen eigenen Geschmack und kann besser differenzieren. Das Thema Performance ist für mich wichtig. Man kann eine gute Stimme haben. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass man die Zuhörer erreichet. Es geht um die Präsenz auf der Bühne und die Verbindung zum Publikum. Das ist immer ein Balanceakt zwischen einstudierten Schritten, Spontaneität und der Echtheit eines Auftritts.

 

Die Statistik zeigt, dass es nach der Pandemiezeit deutlich weniger Kunstschaffende gibt. Wie hast du diese Phase erlebt und überlebt?

2019 habe ich mich selbständig gemacht und gleich mit einer CD-Produktion* begonnen, also genau vor Corona. Ein Vergleich, wie es ohne Corona gewesen wäre, fehlt mir. Es ist momentan sehr herausfordernd, Publikum ins Theater oder ins Konzert zu bringen; vor allem auch in der Rolle als Newcomerin. Gegen Ende von Corona war die Strassenmusik für mich ein rettender Anker, weil ich einfach Musik machen wollte und konnte. Es ist aber ein hartes Business, weil die Menschen noch auf Abstand eingestellt waren und dementsprechende Skepsis vorhanden war. Die nächsten Jahre werden aber zeigen, wohin es mit meiner Musik und meiner Kunst gehen wird.

*Beitrag von Swantje Kammerecker über Laniks erste CD  https://www.glarneragenda.ch/de/kulturblog-extended/laniks-erste-cd-tiefsinnig-mehrsprachig-musikalisch-vielfaeltig-glarus_AutR5br?? (Direktlink am Textende)

 

Deine Höhepunkte im Jahr 2022?

Der grösste Höhepunkt ist eindeutig meine „One Woman Show“. Der Prozess des Entwickelns der Show und Neues zu lernen war im Zentrum. Die Kombination von Schauspiel, Gesang, Bewegung und Interpretation ist eine grosse Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit Romano Carrara und Leopold Ramhapp war inspirierend. So stand ich zum ersten Mal allein auf einer Bühne mit einem ganzen Programm. Die Herausforderung das Publikumwährend der ganzen Show zu unterhalten, zu verzaubern und zu überraschen war intensiv und gross. Die Rückmeldungen waren eindeutig: ich sah glückliche, strahlende Gesichter. Andere Höhepunkte waren das Programm mit französischen Chansons auf der Kulturbühne Lihn und im Gasthaus Richisau. Ich habe mich enorm gefreut, dass ich auch ohne Band, nur mit Pianobegleitung, eine überzeugende Performance liefern und das Publikum, während eines ganzen Abends unterhalten konnte.

 

Du hast zwei Kinder: Wie gestaltest du die Work-Life-Balance?

Die Balance zu finden ist ein schwieriger, laufender Prozess. Dieser Prozess bedeutet Engagement, weil die Balance auch aus dem Gleichgewicht geraten kann. Ich habe aber einen verständnisvollen Ehepartner, der mit mir die Kinderbetreuung teilt. Sehr hilfreich ist, dass mein Einkommen mit der Musik nicht massgebend für unser Überleben ist.

 

Wie hat sich die Plattform „Kultur-Netz-Werk“ im Raum tomorrow entwickelt?

Der Start erfolgte 2021. Jeden Monat am ersten Montag konnten  sich interessierte Kulturschaffende treffen. 2022 haben fünf Anlässe stattgefunden. Diese wurden  sehr unterschiedlich besucht. Die obere Grenze pro Anlass lag bei 9 Personen. Meist sind es 4 bis 6 Personen, die sich zum Austausch einfinden. Es gibt immer die Möglichkeit sich selbst oder ein Projekt vorzustellen. Persönlich habe ich mich verstärkt vernetzen können, mit dem Gewinn von neuen Freundschaften. Grossflächiges ist nicht passiert. Die Koordination liegt bei mir selbst, es gibt keine „Fremd-Initiativen“. Spannend wäre eine „Think-Tank-Gruppe“ für die Weiterentwicklung der Plattform zu lancieren. Ich bleibe auf jeden Fall dran und mache, was meine Kapazitäten zulassen.

 

Was ist für 2023 geplant?

Ich werde „rhythmisch“ Gas geben und absolviere eine intensive Weiterbildung mit Cajon, Bodypercussion und mehr. Das möchte ich stärker in meine Musik integrieren und mit dem Gesang kombinieren.  Weiter werde ich neue Songs produzieren, neue Auftritte für die „One Woman Show“ organisieren und auf den sozialen Medien präsent bleiben. Dies geschieht über Tiktok, Instagram und neu auch mit einer Lanik WhatsApp Gruppe, bei welcher diejenigen, die mich unterstützen näher dabei sein können.

 

Wo kann man dich sehen und hören?

Die Plattformen Spotify, Deezer, TikTok, Instagram, Youtube, Facebook, mx3 u.a. bieten mir die Möglichkeit mich zu präsentieren. Weiter werden  das Fabriktheater Schwanden, Kultur Obfelden und Glarner Events Möglichkeiten bieten, mich zu hören und zu sehen. Die Agenda auf meiner Website wird laufend aktualisiert.

 

Was wäre, wenn du deinen Beruf nicht mehr ausüben könntest?

Schwierig wäre es, wenn ich nicht mehr singen oder Instrumente spielen könnte, also krank oder ein Gebrechen hätte. Aber ich habe mein Leben bis zum 37-igsten Lebensjahr damit verbracht, dass ich nicht beruflich sondern hobbymässig mit der Musik unterwegs war und deshalb würde ich ganz sicher einen Weg finden, damit umgehen zu können.

 

Bitte beende folgende Sätze:

Ich bin glücklich, wenn… ich wach und präsent bin.

Ich performe gerne auf einer Bühne, weil… ich mich lebendig fühle und durch die Musik kommunizieren und mit anderen in Verbindung treten kann

Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens, weil … ich mich damit ausdrücken kann.

 

Besten Dank und alles Gute!

Eduard Hauser

 

Linksammlung:

Website: www.lanik.ch

Spotify: https://open.spotify.com/artist/1bgqlLgA4Y3fz2J8VAvyYR?si=B1pEBjG_Ru6kAniugyk8-g

Youtube: https://www.youtube.com/channel/UC8D2gho67b1cxWDf2Ee0yyA

Instagram: https://www.instagram.com/lanikmusic/

Schweizer Musik Portal Mx3: https://mx3.ch/lanik

Facebook: https://www.facebook.com/lanikmusic

*
https://www.glarneragenda.ch/de/kulturblog-extended/laniks-erste-cd-tiefsinnig-mehrsprachig-musikalisch-vielfaeltig-glarus_AutR5br??

 

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
0793758199

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

11.01.2023

Webcode

www.glarneragenda.ch/2FCpGX