Kunsthaus Glarus
Kunsthaus Glarus
Ausstellung Blumen in Vasen
Ausstellung Blumen in Vasen
Ausstellung Tourism
Ausstellung Tourism
Ausstellung Puppies Puppies
Ausstellung Puppies Puppies
Ausstellung Elliot Reed und Bri Williams
Ausstellung Elliot Reed und Bri Williams
Fokuspreis Karin Reichmuth
Fokuspreis Karin Reichmuth
Heimspiel Tomas Baumgartner
Heimspiel Tomas Baumgartner

Glarus

Kunstverein Glarus: Endlich wieder eine HV

Nach der Pandemie konnte die Hauptversammlung des Glarner Kunstvereins wieder am Donnerstag vor der Landsgemeinde durchgeführt werden. Der Präsident, Kaspar Marti, und die Direktorin, Melanie Ohnemus, haben einen Überblick über die Arbeiten 2021 und die Herausforderungen gegeben.

 

An der gut besuchten Versammlung berichtet Kaspar Marti über das Jahr 2021. Er spricht von einer Gratwanderung, die der Kunstverein, in einem zunehmend komplexer werdenden Umfeld, gehen muss. Das Gleichgewicht zwischen den programmatischen Herausforderungen und den finanziellen Rahmenbedingungen wird laufend gesucht und ist bisher immer gefunden worden. Die Vorstandsarbeiten im Kunstverein sind vielfältiger und anspruchsvoller geworden. Die Intensität des Einsatzes zeigt sich vor allem in der zunehmenden Kommissionsarbeit. Es gibt die Kommission „Personal und Finanzen“, die „Sammlungskommission“, „Mitgliedschaften und Fundraising“. Das Personal zur Betreibung und Führung des Kunsthauses muss flexibel eingesetzt werden können. Die vielfältigen Aufgaben haben zu einer Aufstockung der personellen Ressourcen geführt, aber immer mit Teilzeit-Anstellungen.  Die Finanzen sind einem konsequenten Controlling unterzogen. Es wird stark darauf geachtet, dass die Abschlussrechnungen ausgeglichen sind, was sich auch für 2021 ergeben hat. Der Kanton unterstützt die Aktivitäten mit  320 000 Franken und der Aufwand für Ausstellungen beträgt CHF 164 089 Franken.

Mitgliedschaften zentral

Die Bewegungen in der Sammlung sind stark angestiegen. Das Kunsthaus sieht sich in der „angenehmen Lage“ alle Angebote kritisch zu hinterfragen. Es gibt viele Anfragen und auch Absagen, die nicht gerne ausgesprochen werden. Diese Arbeit erledigt die Kommission in eigener Kompetenz oder als Vorbereitung für den Gesamtvorstand. Die Mitgliedschaften sind für das Kunsthaus zentral. Aktuell wird evaluiert, wie der Mitgliederbestand ausgebaut werden kann. Einerseits geht es um die finanzielle Unterstützung, andererseits darum die Kunst vermehrt unter die Leute zu bringen. Der Einbezug von Firmen wird verstärkt mit dem Ziel eine „Kunst-Community“ aufzubauen, die bei der Beschaffung von finanziellen Mitteln eine grosse Rolle spielen kann. Das Fundraising ist für die Direktorin des Kunsthauses eine zentrale Aufgabe. Ohne Sponsoren wäre das jährliche Ausstellungsprogramm nicht möglich.

Herausforderungen während der Pandemie

Die Corona-Pandemie hat mit den einschränkenden Massnahmen zu grossen Herausforderungen der Programmgestaltung geführt. Die Sorge galt der verordneten Kulturabstinenz. Heute, Stand April 2022, kann beobachtet werden, dass Errungenes weiter geht und sich neue Wege öffnen. Die Kultur braucht es mehr denn je. Sie bietet die Möglichkeit  anachronistische Machtansprüche zu hinterfragen und Bewusstsein zu aktuellen, gesellschaftlichen Herausforderungen zu schärfen. Am 1. Juli 2021 hat Melanie Ohnemus, von Judith Welter, die Leitung des Kunsthauses übernommen. Am 19. Februar 2022 ist die erste Ausstellung aus ihrer Hand „Blumen in Vasen“ eröffnet worden. Gleichzeitig ist das neue Format der Sammlung gestartet worden. Von Gustav Schneeli, einem wichtigen Initiant für das Kunsthaus, werden selbst gemalte  Still-Leben gezeigt. Parallel zur Ausstellung „Blumen in Vasen“ findet eine Soundinstallation im zeitgenössischen Kontext statt. Dies führt zu einer Brücke zwischen Arbeiten, die nicht dem Main-Stream entsprechen, mit rund  70 Werken aus einer langen Zeitperiode und zeitgenössischem Sound, der in Konzerten erlebbar gemacht wird.

Ausstellungsbericht der Direktorin

Die geplante Diplomausstellung „Diplom Redux“ der Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste musste wegen Corona abgesagt werden. Der eingeschränkte Ausstellungsbetrieb ist ab März 2021 wieder möglich geworden. „Soft Opening“ hat sich in der Museumsszene etabliert.

Die Ausstellung „Tourism“ von März bis Mai 2021 ist von drei Kuratoren:innen konzipiert worden. Die Ausstellung zeigte Videoarbeiten in unterschiedlichen Präsentationsformen und beschäftigte sich mit speziellen  Montageformen von Alltags- und Medienbildern. Eine veränderte Form dieser Ausstellung war von September bis Oktober in der Stadtgalerie Bern zu sehen. Die Künstler:innen haben eine innere Ausrichtung gewählt. Die Betrachtenden müssen sich mit den Hintergründen der Arbeiten beschäftigen, damit die Botschaften der Videos aufgeschlüsselt werden können. Gegenwärtige Videotechnik wird vielfältig eingesetzt, so dass unerwartete Erscheinungsformen für unsere Wahrnehmungen entstehen.

Im Juni 2021 eröffnete die Ausstellung „Puppies Puppies (Jade Kuriki Olivio) mit spektakulären Reinszenierungen  vergangener Performances und installativen Settings. Die Anliegen der LGBTQ-Community ist mit eindrücklichen Installationen über die Bühne gegangen. Im Sommer 2022 wird eine Publikation zur Ausstellung veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit den Kunstinstitutionen Remai Modern, Kanada und dem MoCA Cleveland entstanden ist. „Transgender hat die sprachlichen Wurzeln „Trans“ als „jenseits von“ und „Gender“ als „soziales Geschlecht“. Es geht um Personen, deren Geschlechtsidentität nicht oder nicht vollständig mit dem nach der Geburt eingetragenen Geschlecht übereinstimmt. Diese Lebensform bedeutet, dass ein Mensch mit einem Genital geboren wird, das einer der beiden Kategorien weiblich/männlich zugeordnet wird, sich aber nicht mit den gesellschaftlichen Konnotationen dieser binären Geschlechtszuschreibung identifiziert.

Die Künstlerin hat eine Carte Blanche für die Künstler:in Elliot Reed und Bri Williams vergeben. Die Künstler haben sich bei ihren Arbeiten mit Überlegungen zu Identität und Wahrnehmung des eigenen Körpers beschäftigt. Elliot Read wendete Techniken der Improvisation und Erzählung an, damit andere Wahrnehmungen der Realität möglich werden. Die Videos, Installationen und Performances erzeugten irritierende Vorschläge für die Freisetzung von Potenzialen, welche die Relativität in Mikronetzwerken von sozialen Systemen hinterfragen und herausfordern. Bri Williams zeigte Skulpturen, die mit Seife überarbeitet sind, bis Effekte der Erstarrung wahrgenommen werden können. Die Konturen ihrer Arbeiten verschwimmen. Eine eigenartige Ausstrahlung, die etwas Unheimliches vermitteln. Die Seife wird eingesetzt um traumatische Zustände festzuhalten.

Ausstellung "Heimspiel"

Im Rahmen der Ausstellung „Heimspiel“, einem Verbund von Kunstinstitutionen aus der Ostschweiz, hat Karin Reichmuth ihre Arbeiten zur Auszeichnung mit dem Fokuspreis des Kunstvereins präsentiert. Ihre Arbeiten sind durch eine breite Vielfalt geprägt. Die Auseinandersetzungen mit Alltagsgegenständen verweisen auf Ortsbezüge, Situationen und Zustände in unserer Gesellschaft. Die modernen Entwicklungen in der Gesellschaft sind in der Art der Kommunikation zu versteinerten Wahrheiten geworden. Die Künstlerin fragt sich, welche Kultur wir heute produzieren. Ein kritischer Beitrag zu gesellschafts-politischen Situationen. Bei den skulpturalen Arbeiten kann es auch um die Dynamik und Präsenz gehen. Objekte und Gegenstände des Alltags werden im Stein transformiert.

Vermittlung der Kunst

Trotz der Einschränkungen sind 2021 zahlreiche Vermittlungsangebote für Kinder und Schulen, mit einer markanten Steigerung der Nachfrage,  durchgeführt worden. In Kombination mit öffentlichen Führungen, Sammlungseinblicken oder Performances kamen Experten:innen zu Wort, die zur Sammlung oder zu Themen der Mythologie interessante Erkenntnisse vermittelt haben. Erfreulich ist die Etablierung der Kooperation mit der Glarner Musikschule bei der Gestaltung von Vermittlungsnachmittagen für Kinder. Im Rahmen des Lesemonitorings, einer Initiative der Fachstelle Generationen der Gemeinde Glarus, treffen sich Kinder und Lesemonitoren:innen regelmässig zur Leseförderung im Foyer des Kunsthauses.

Schwerpunkte

In den nächsten Jahren wird mit interessanten Künstlern:innen ein auf Neuproduktion ausgelegtes Ausstellungsprogramm konzipiert. Die bestehenden Vermittlungsformate werden weitergeführt. Gäste werden eingeladen, die in Gesprächen und Vorführungen mit dem Publikum in Kontakt treten. Es ist geplant, weitere Kooperationen auf verschiedenen Ebenen herzustellen, um das Kunsthaus  noch weiter hinaus in die Welt und wieder zurück zu tragen.

 

Eduard Hauser

 

 

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
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hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

29.04.2022

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