Kunsthaus Glarus
Kunsthaus Glarus
Vorstandsmitglieder Kunstverein Glarus
Vorstandsmitglieder Kunstverein Glarus
Kunsthaus - Ansicht nach der Renovation
Kunsthaus - Ansicht nach der Renovation

Glarus

Kunstverein Glarus - eine Erfolgsgeschichte

Der Kunstverein Glarus hat 2020 sein150-jähriges Bestehen gefeiert. Erst nach 80 Jahren liess sich der lang gehegte Wunsch nach einem eigenen Kunsthaus verwirklichen. Der Verein umfasst rund 600 Mitglieder.

Die Führung eines Kunsthauses durch einen Kunstverein ist für die moderne Zeit aussergewöhnlich, weil die Komplexität der Zusammenhänge stark angestiegen ist. Es stellt sich die Frage, welche Aufgaben übernimmt der ehrenamtliche Vorstand und welche Aufgaben übernehmen die angestellten Profis? Der Kunstbetrieb hat eine tragfähige und erfolgreiche Lösung und Kooperation zwischen der Miliz und der professionellen Führung des Ausstellungsbetriebs gefunden.

Bewegte Jahre

Die Jahre zwischen 1995 und 2020 waren bewegt. Zur 125-Jahrfeier des Vereins sind drei Kataloge zu den Sammlungen des Kunstvereins, der Othmar Huber Sammlung und der Dr. Gustav Schneeli Sammlung herausgegeben worden. Die erste professionelle Kuratorin, Annette Schindler, wird nach ihrer Tätigkeit im Kunsthaus Glarus als Leiterin des Swiss-Institutes in New York gewählt. Die neue Leitung des Kunsthauses geht an Beatrix Ruf, die 2002 die Leitung der Kunsthalle Zürich übernimmt. Es bestätigt sich, auch bei weiteren Kuratorinnen, dass die Leitung des Kunsthauses in Glarus zu einem „Sprungbrett“ für weitere, anspruchsvolle Aufgaben wird. 


Fest in Frauenhand
Ohne Ausnahme ist die Leitung des Kunsthauses immer in der Hand von Frauen. Sie erreichen mit ihren Ausstellungs-Programmen eine grosse nationale und internationale Akzeptanz, die zu einer starken Ausstrahlung des Kunsthauses Glarus führt. Manche ausgewählte Künstler:innen sind international Karriere bekannt. Als Beispiele sind erwähnt: Ugo Rondinone, Peter Doig oder Monica Bonvicini. Seit 1998 wird innerhalb der Jahresausstellung der Glarner Kunstschaffenden ein Kunstpreis mit einer Fokusausstellung in der darauffolgenden Ausstellung verliehen.

Aussergewöhnlicher Bau
Der aussergewöhnliche Bau des Kunsthauses Glarus aus den 50er-Jahren  Jahren hat Sanierungsbedarf ausgelöst. Die Landsgemeinde vom 1. Mai 2016 hat, ohne grosse Diskussion, den gestellten Memorialsantrag zur Sanierung des Hauses genehmigt. Dank der Unterstützung der Regierung, des Landrats und der Verwaltung ist die Renovation möglich geworden. Die Hälfte des 3,2 Millionen-Budgets plus 20% wird durch den Kanton finanziert. Der Rest muss der Glarner Kunstverein selbst übernehmen. Die Denkmalpflege, Gemeindebeiträge und auch Private haben die Restfinanzierung sichergestellt. Der offizielle Baustart erfolgte am 1. März 2019. Bis August 2020 sind die Arbeiten fertig gestellt. Die Abschlussabrechnung liegt knapp innerhalb der erweiterten Vorgabe. Noch gilt es eine definitive Lösung für den Vogelschutz zu finden. Die Renovation, bei welcher man genau hinsehen muss, dass die Veränderungen wahrgenommen werden können, stösst in den Kreisen der Architekten auf breites Interesse, was sich bei den Besucherzahlen manifestiert. Während der Sanierung sind Ausstellungen ausser Haus durchgeführt worden; im Güterschuppen, im Freulerpalast oder im ehemaligen Therma-Areal in Schwanden, wo eine viel beachtete, unjurierte Ausstellung von Glarner Kunstschaffenden stattgefunden hat.

Schaudepot stösst auf Interesse

Mit drei Eröffnungstagen vom 24. bis 26. Oktober 2019 und einem dreimonatigen Eröffnungsprogramm wird die ganze Breite der Aktivitäten des Kunsthauses vorgestellt. Das neue Schaudepot stösst sofort auf grosses Interesse.

Die Sammlung des Kunstvereins wird mit regelmässigen Veranstaltungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Der Sammlungskatalog steht auf der Website online zur Verfügung. Der Verkauf eines Hodlers aus der Sammlung wird 2004 von der Hauptversammlung abgelehnt. Die Versammlung führt den Passus einer jährlich festzulegenden Kompetenzsumme für den Vorstand von 20‘000.—Franken ein. Die Renovation hat ein Schaulager eingerichtet, welches sich grosser Beliebtheit erfreut.

Rege benutzter Mehrzweckraum

Die naturwissenschaftlichen Sammlungen verlassen 1999 das Kunsthaus. Der Raum wird zu einem Kulturraum umgestaltet. Dieser wird ab 2003 als Mehrzweckraum rege genutzt. Regelmässig stattfindende Konzerte oder auch private Nutzungen sind möglich und geschätzt. Seit März 2010 wird der Güterschuppen, dank einer grosszügigen Finanzierung, intensiv genutzt. Seit 2012 ist der Güterschuppen Eigentum des Kunstvereins.  Die Nachfrage zur Nutzung des Güterschuppens ist gross. Auffallend sind die Nutzungen durch viele öffentliche Institutionen mit einem breiten Zielpublikum.


Glarner Kulturpreis

2009 erhält das Kunsthaus Glarus den Glarner Kulturpreis. Der Regierungsrat schreibt in seinem Bericht: „Das Kunsthaus Glarus erreichte seit den 1990iger Jahren eine nationale Bedeutung. Grundlage dieses Erfolges sind attraktive Ausstellungsprogramme und initiative Kuratorinnen. (…) Heute ist das Kunsthaus Glarus in der schweizerischen Kunstlandschaft für die junge Avantgarde gut positioniert. Die Ausstellungen finden in den nationalen Leitmedien sehr gute Resonanz. Mehrere Künstlerinnen und Künstler errangen nach Ausstellungen in Glarus den Durchbruch. (…)

Das Kunsthaus Glarus arbeitet mit einem sehr kleinen Budget und erreicht ein Maximum an Ausstrahlung und Anerkennung. Die Regierung will mit der Verleihung des Kulturpreises 2009 das Kunsthaus als Institution auszeichnen und damit die herausragende Bedeutung dieser Einrichtung  für die Kulturlandschaft Glarnerland unterstreichen“. Die nationale Ehrung erfolgt am 29. April 2010 mit der Verleihung des Swiss Exhibition Award vom Bundesamt für Kultur im Schiffbau in Zürich. „Der Preis würdigt die besondere Tätigkeit des Ausstellungsmachens und regt zu einer Diskussion über Gegenwartskunst und zeitgemässe Formen der Kunstvermittlung an. (…) Die siegreiche Institution erhält 40 000.—Franken für die Umsetzung eines künftigen Projekts“.

Schweizweit einmalig

Schweizweit ist es einmalig, dass ein Verein für sämtliche Bereiche der Führung eines Kunsthauses inklusive Sammlungen zuständig ist. Wichtig für die Zukunft sind Schritte, die zur Verfügung stehenden Finanzen und die erwarteten Leistungen im Gleichgewicht zu halten. Die Diskussion um die Milizorganisation oder Profiorganisation hält an. Das Modell des Glarner Kunstvereins stellt sich dieser Diskussion.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

17.01.2022

Webcode

www.glarneragenda.ch/Sc3W89