Pipilotti Rist
Pipilotti Rist
Roman Signer - Skulptur - Brand von Glarus in Glarus
Roman Signer - Skulptur - Brand von Glarus in Glarus
Roman Signer
Roman Signer
Thomas Hirschhorn
Thomas Hirschhorn
Urs Fischer
Urs Fischer
Franz Gertsch
Franz Gertsch
Sylvie Fleuri
Sylvie Fleuri
Mai-Thu-Perret
Mai-Thu-Perret
Claudia Comte
Claudia Comte

Kultur

Kunstmarkt Schweiz aktuell

Der Kunstmarkt Schweiz in der Übersicht: Tendenzen zur weiblichen Kunst

Das 25.igste BILANZ-Künstler-Rating über Schweizer Künstler*innen zeigt auf dem ersten Platz Pipilotti Rist, vor Roman Signer und Thomas Hirschhorn. 53 Kunstexperten haben die Nennungen ihrer Favoriten genannt. Gewichtet werden die Anzahl Nennungen pro Künstler*in und die Platzierung der Namen in den eingesandten Ranglisten. Die aktuellen Marktwerte spielen keine Rolle.

Pipilotti Rist verwandelt mit ihren Videoinstallationen Museen in ein Zauberreich. Die Wände fibrieren zu den delirischen Videoprojektionen. Flackernde Lichtregen prasseln auf die Betrachter nieder und versetzen diese in eine andere Welt. Die 56ig-jährige zelebriert eine opulente, sinnliche Kunst. Sie setzt sich lustvoll mit Körperbildern und Geschlechterrollen auseinander. Das Bedürfnis der Betrachter*innen nach Sinnlichkeit in einer Welt, die davon immer mehr Abstand nimmt, wird voll und ganz befriedigt. Die Kunst ist Unterhaltung für ein breites Publikum und gleichzeitig Inspirationsquelle für Zeitdiagnostiker. Die Künstler Roman Signer und Thomas Hirschhorn, gehören zu den Konzeptkünstlern. Signer ist mit seinen bewegten Skulpturen bekannt geworden, die Tische und Sofas mit Explosionen in den Himmel steigen lassen. Zum Gedenken an den Brand von Glarus vor 150 Jahren hat Signer 2011 im Mercier-Garten, neben der Kantonsschule, in Glarus einen „Feuerwehrbrunnen“ installiert. Eine, in seiner Art, typische Auseinandersetzung mit dem Thema „Feuer“. Übrigens ist interessant zu sehen, dass von den 50 bekanntesten Künstler*innen 10% schon im Kunsthaus Glarus gezeigt worden sind. Hirschhorn hat mit geklebten Installationen eine „neue Welt“ der Wahrnehmung von Kunst geschaffen. Er setzt sich gerne mit philosophischen Inhalten auseinander und lädt Menschen zu Gesprächen in seine Installationen ein. Das soziale und gesellschaftliche Engagement wird deutlich sichtbar. Gerne erinnere ich mich an die Installation “Winterlandschaft Davos“ zum WEF Davos, gekauft vom Kunsthaus Aarau. Diese hat mit einem stark zivilgesellschafts-kritischen Ansatz sein Engagement für eine „bessere Welt“ dokumentiert. Das supponierte Anpinkeln des Fotos von Christoph Blocher in Paris, führt zu einem Skandal, der zur  Kürzung von einer Million Kulturgeldern führt. Der Künstler kündigt an, nicht mehr in der Schweiz auszustellen solange Blocher im Bundesrat ist.

Die Art zeitgenössischer Kunst ist ein Leitmedium unserer Zeit. Es sind Assets für sammelnde Millionäre entstanden. Internationale Modebrands verfügen über eigene Museen oder Stiftungen für Gegenwartskunst, beispielsweise die „Cucci Gallery“.  Social Media, Instagram und Internetplattformen wie Artnet.com oder Onlineauktionen haben die Sichtbarkeit und die Wirkunsgrade dieser Kunst noch verstärkt. Schweizer Künstler*innen besetzen heute die besten Plätze im internationalen Kunstkarussell. Die Gegenwartskunst ist so populär wie nie zuvor.

Der Markt ist, im Vergleich mit 2017 um 12% auf Dollar 63,7 Mrd angestiegen, soweit der „Art Market Report“ der UBS und der Art Basel. Nachkriegs- und Gegenwartskunst haben einen Marktanteil von 48%. Auktionshäuser registrieren Anbieter aus 47 Nationen. Die Ausweitung der Märkte befeuert den Markt. Gegenwartskunst ist nicht mehr sperrig oder schwierig. Die Protagonisten waren Antihelden und die Avantgarde schwamm, wie lebendige Fische, gegen den Strom. Heute ist dies anders. Die Gegenwartskunst ist stark kommerziell und wird zärtlich umarmt. Die Preisspirale dreht sich auch für Schweizer Künstler*innen. Für Pipilotti Rist lag 2000 die Preisspanne zwischen CHF 5 000.—und CHF 500 000.--, so kann heute eine Installation bis zu CHF 1 Million kosten. Bei Roman Signer sind es heute Preisspannen von CHF 3 000.—bis CHF 250 000.—und bei Thomas Hirschhorn von CHF 18 000.—bis CHF 450 000.—Die Preise bei den Topkünstlern haben sich mindestens verdoppelt. Im Auktionsmarkt ist der in New York lebende Künstler Urs Fischer der Spitzenreiter. Er ist unser „Jeff Koons“ und erzielt Werte von Dollar 6,89 Millionen für seine XL-Skulptur. Der Maler Franz Gertsch gehört auch zur Kategorie der hochpreisigen Werke auf dem Sekundärmarkt. Er gilt als globaler Gegenwartsklassiker. Sein Werk „Luciano II“ wurde 2017 für Dollar 3,4 Millionen verkauft. Übrige Künstler*innen aus der Schweiz gehören auf den Auktionsmärkten nicht zu den Spitzenreitern. Die Preise spiegeln nicht unbedingt den Marktwert. Es kommt vielmehr drauf an, in welchen Museen und Kunsthallen Werke gezeigt werden.

Immer mehr Frauen treten im Markt auf. Zu bedenken ist allerdings, dass Frauen immer noch weniger Marktchancen haben als Männer. Unter den 25 teuersten Künstlerinnen  an Auktionen waren lediglich 2 Frauen. 15% weniger Frauen als Männer schaffen den Sprung zur etablierten Künstlerin, also vom Primär- in den Sekundärmarkt. Beispiele für weibliche Kunst aus der Schweiz sind Sylvie Fleuri, Mai-Thu-Perret und Claudia Comte. In Lack getauchte Pilze von Sylvie Fleuri sind für Dollar 162 500 gehandelt worden. Sie hat den Prix Meret Oppenheim erhalten.  Sie setzt sich lustvoll mit der Konsumkultur, Beauty und Mode auseinander und ist für die junge Generation eine Identifikationsfigur geworden. Die Künstlerin verknüpft die männliche monochrome Malerei mit weiblich assoziierten Farben und Materialen. Mai-Thu-Perret hinterfragt die Gender-Rollen und trifft damit den Zeitgeist.. Das Werk kreist um eine utopische Frauengemeinschaft „Chrystal Frontier“ in New Mexiko. Die Mitglieder haben das patriarchale Umfeld einer Stadt verlassen, um ein weibliches Gegenreich zu schaffen. Die Künstlerin verwendet für ihre Arbeiten Materialen wie Keramik, die traditionell als weiblich und dekorativ gelten. Claudia Comte ist 35-jährig. Sie etabliert sich allmählich als Bildhauerin in der Kunstszene. Sie arbeitet mit behandelten Baumstämmen. Archaik und Cartoons verbinden sich bei ihren Skulpturen aus Holz, Bronze und Marmor.  Sie arbeitet mit der Kettensäge oder in computergesteuerten 3-D-Scanning Prozessen. Ihre Werke sind mit solidem Handwerk gekennzeichnet und erinnern an männliche Kraftakte. Mit dem Rückgriff auf die Moderne und der Verbindung mit dem Cartoonhaften der Gegenwart gelingt es, den Skulpturenbegriff zu erweitern.

Frauen erobern die Künstlerlisten. Frauen der mittleren Generation konsolidieren ihre Karrieren und sind auf den vorderen Plätzen der Rankings zu finden. Die BILANZ-Künstlerliste ist Beleg dafür, dass die Fluktuationsrate im oberen Drittel des Rankings gering ist. Positionen sind stabil geworden und entziehen sich den schnellen High-Flyern. Die Rückbesinnung auf solide Karrieren finden statt. Insofern ist die Kunstwelt „konservativer“ geworden. Die 5 ersten Positionen auf der Ranking-Liste sind:

·        Nr. 1 Pipilotti Rist

·        Nr. 2 Roman Signer

·        Nr. 3 Thomas Hirschhorn

·        Nr. 4 John Armleder

·        Nr. 5 Christian Marclay

Weitere im Text erwähnte Positionen:

·        Nr. 6 Urs Fischer

·        Nr. 10 Sylvie Fleuri

·        Nr. 11 Claudia Comte

·        Nr. 13 Mai-Thu-Perret

·        Nr. 31 Franz Gertsch

Eduard Hauser

 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
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hauser.eduard@gmail.com

Kategorie

  • Kultur

Publiziert am

04.02.2021

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