

Glarus
Kunsthaus Glarus: Nachlese Sophia Gogl mit Texten und Bildern
Als Nachlese zur Ausstellung von Sophie Gogl „die knusprige Nichte“ wird ein Text mit Bildern dokumentiert um die Arbeitsweise und die gewählten Themen der Künstlerin transparenter zu machen. Sophie Gogl, 1992 geboren, lebt und arbeitet in Wien. Sie ist mit ihren Texten und Bildern auf der Plattform „Schwabinggrad“ vertreten. Zum Teil nutzt sie triviale Themen, aber auch persönliche Geschichten und zeigt gesellschaftliche, verkrustete Strukturen auf. Das „Coming Age“, die Entwicklung des Menschen von der Kindheit bis zum Erwachsenenleben, ist ein Ansatz für die Bilder-Sprache der Künstlerin. Im Hintergrund findet man Themen wie Selbstfindung, Ablösung vom Elternhaus, das sexuelle Erwachen oder der Umgang mit der Gefühlswelt.
Text von Franziska Sophie Wildförster, aus dem Englischen sinngemäss übersetzt von Eduard Hauser
Aus der ersten Solo-Ausstellung präsentiert die Künstlerin Arbeiten die ihre Untersuchungen bezüglich Bedeutung für das Malen ergänzen. Die Malerei drückt das Verhältnis zu den umgebenden Räumen aus. Dies im Bezug auf Institutionen, soziale Bedingungen und die persönlichen Wahrnehmungen. Sie stellt Objekte in stilistischen Registern dar, die in Verbindung mit dem veröffentlichten Text der Künstlerin Bedingungen vermitteln die Identität, Klasse und narzisstische Tendenzen prägen.
„She brings the pain“ ist exemplarisch für Gogls Arbeit, bei welcher die Künstlerin autobiografische Moment und stilistische Referenzen aus der Kunstgeschichte und der Popkultur zusammenfasst und mischt. Sie verarbeitet diese medial zu komplexen Erzählungen. Fragen und Meinungen werden vermittelt durch den wahrgenommenen und ideologischen Mechanismus der digitalen gegenüber der bildhaften Ebene. Mit ihren Arbeiten auf Leinwand bewegt sich die Künstlerin
zwischen Distanz und Selbstidentifikation, zum Beispiel mit adaptiven Malstilen, die von Oszillationen zwischen bewusstem, persönlichem Willen und unbewussten Strömen und der Aufnahme einer abstrakten Pluralität zeugen.
Humorvolle und politisch orientierte Werte lenken die Thematik auf „Dosen“. Da gibt es eine Verbindung zu Krautrock-Bands. Der Begriff geht auf das Wort „Sauerkraut“ für die Deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurück. Nach den Kriegsjahren positionieren sie sich als anti-kapitalistische und anti-faschistische Vertreter der Rock-Musik.
Zur künstlerischen Arbeit von Sophie Gogl gibt es ironische Verbindungen zum Kunstraum „Schwabinggrad“. Die „Dose“ ist ein Symbol für die Rationalisierung, Konservierung, für Katastrophen und ultimativen Werten. Die „Dose“ wird immer noch als abwertender Begriff für Frauen mit ihren Fortpflanzungsorganen verwendet. Eine Anpassung an alte Werte.
Auf einer anderen Ebene beinhaltet die verwendete Dose einen ungelösten Konflikt zwischen dem Behälter und dem Eingeschlossenen. Die Künstlerin spricht Begehren an, welche die Produktion und den Konsum von Bildern und die Subjektivität beeinflussen.
Gogls runde Leinwände auf Holz machen klar, dass die Leinwand selbst kein Fenster ist. Das Fenster ist geschlossen, so reizvoll es auch sein mag, es aufzureissen und über die blosse Oberfläche hinauszusehen. Übrig bleibt ein Objekt, welches realistisch auf den Deckel der Dose gemalt ist und sich spöttisch und selbstreferenziell als Abbild des Inhalts und nicht als Tatsache präsentiert.
Text-Beispiel aus „She brings the pain“ von Sophie Gogl. Ausgewählt und sinngemäss übersetzt von Eduard Hauser.
„Sie bringt den Schmerz“ – Warum werden Dinge, die für mich klar sind nicht automatisch von anderen Personen wahrgenommen? Hat sich die Welt gegen mich verschworen?
Ich kann nicht anders als die ganze Zeit an sie zu denken, während mein Hass auf sie in abstrakte Intensität abdriftet.
Es ist nicht mein Fehler, dass der Zeitgeist andere Typen als mich bevorzugt. Ich bin ein Heteromann, auf einem Ast, der kurz vor dem Abbruch steht. Ich habe mein Leben lang daran gearbeitet, auf der Grundlage intellektueller Tiefe ein gewisses Verständnis der Realität aufzubauen, und hier kommt sie wie ein Bulldozer und schmeichelt allem, so flach wie ihre Arbeit, so flach wie ihre Farben, die Technik, so lieblos, unpoetisch, langweilig, dumm. Wenn er an sie denkt, verfällt sein Körper in eine Haltung ständiger, fremder Scham“.
Die Analyse aus Bloggers Sicht spricht von einer Frau, die ihren Schmerz in das Leben bringt. Der Heteromann hat sich immer um intellektuelle Tiefe bemüht und versteht nicht, dass trotz seinen Bemühungen sich die Welt oder die Realität von ihm abwendet. Immer wieder muss er an die Frau denken. Der Hass auf sie wird abstrakt. Er kann sich die Wirkung der künstlerischen Arbeiten von ihr nicht erklären, sind sie doch flach und nicht Aussage kräftig. Es sind Gedanken eines verzweifelten Mannes , der nicht verstehen kann, dass seine Arbeit von anderen nicht aufgenommen wird. Die Welt scheint sich gegen ihn verschworen zu haben. Er erfährt nicht die Beachtung, die er glaubt verdient zu haben. Es ist unbestritten, dass Anerkennung und Beachtung für die Existenz der Menschen zentral ist. Der Range der Beachtungsmöglichkeiten geht von Beachtung, die an keine Bedingungen geknüpft sind bis zu keiner Beachtung. Die Menschen führen unbewusst Beachtungskonti, die mit positiven und negativen Beachtungserlebnissen verbunden sind. Die Bilanz der Gesamtbeachtung führt zum Gleichgewicht, zur Zufriedenheit oder zur Bedrohung der Existenz.
Text aus „The Selfcare“ aus dem Englischen sinngemäss übersetzt von Eduard Hauser
„Wer hilft dir, wenn du dir nicht länger selbst helfen kannst? Sie weiss es nicht, weil sie noch nie so weit gekommen ist. Selbst-Disziplin war der Motor der eigenen Person. Sie fühlte sich frisch, weil sie gerade Yoga gemacht hat. Selbstmitleid gehört nicht zu ihrem Verhaltensrepertoir. Ihr Partner weiss das. Er hat schon immer über sich selbst und seine Schicksale lamentiert, ohne dass sie das gewusst hat. Was Online-Shopping für ihn ist, ist für sie jammern, aufschieben und Selbstmitleid. Es ist das Faulenzen, welches mit Emotionen verschmilzt. Emotionen waren so oder so ein Thema zwischen den beiden Partnern. Er hasste es mit fremden Emotionen konfrontiert zu werden oder so zu tun als ob Emotionen im Spiel wären. Einfach gesagt: Er hat keine Emotionen. Weshalb sollte er welche haben? Niemand hat die gleichen Erfahrungen und niemand kommt von vergleichbaren, schwierigen Voraussetzungen, wie er sie selbst gehabt hat. Jeder in ihrem Bekanntenkreis war entweder verwöhnt, reich, privilegiert, künstlich, verblendet, oberflächlich oder einfach stumm. Und er meinte, das Schlimmste sei daran, dass sie sich dessen überhaupt nicht bewusst waren“.
Der Blogger knüpft an den Dimensionen der Persönlichkeit an, die in der Wissenschaft unbestritten sind. Es handelt sich um positive Pole, die in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander stehen. Die sinnliche Wahrnehmung oder die Intuition ist auf der Ebene der Informationsaufnahme ein erstes Paar. Die Emotionen stehen dem Denken auf der Ebene der Informationsverarbeitung und der Entscheidung gegenüber. Die Pole sind bei der Persönlichkeit unterschiedlich stark ausgeprägt und werden bewusst oder unbewusst gelebt. Weil sich die Personen in ihren Persönlichkeitsausprägungen unterscheiden oder gleichen, gibt es Konfliktpotenziale, die situativ auftreten können. Die Biografien der Personen spielen bei den Ausprägungen der Pole eine zentrale Rolle. Es kann sein, dass – wie im Text aufgeführt – eine Person, hier „typischerweise ein Mann“, seine Gefühle nicht zeigen kann oder nicht darüber sprechen will. In akuten Situationen kann dies zu Unverständnis oder bis zur Trennung von Partnerschaften führen. Lernprozesse sind dazu notwendig. Diese haben verschiedene Stufen: Ein Mensch ist inkompetent und gleichzeitig unbewusst. Er kann kompetent-unbewusst sein. Er kann kompetent-bewusst sein oder unbewusst-kompetent. Der Lernprozess erreicht seine ideale Ausprägung, wenn eine Person unbewusst- kompetent ist und sich in seinem Verhalten nicht verbiegen muss. Schwierig ist bei diesen Lernprozessen, dass das Unbewusste wie ein Ozean wirkt und das Bewusstsein im Ozean eine kleine Insel darstellt.
Fazit kann sein, dass wir es bei der Künstlerin Sophie Gogl mit einer Person zu tun haben, die sich der Komplexität des Lebens und der Kunst bewusst ist. Sie beschäftigt sich in ihrer Ausdruckweise mit den seelischen Geheimnissen der Gegenwart und unserer Existenz.
Eduard Hauser
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