Ausstellung Kunsthaus
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Übersicht Arbeit Fauquet
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Ansicht einer Arbeit
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Arbeit mit Detailansicht
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Glarus

Kunsthaus Glarus: Die Arbeiten von Hélène Fauquet

In der neuen Ausstellung bearbeitet Hélène Fauquet Wahrnehmungen der Menschen, die sehr unterschiedliche Wirkungen haben. Sie lässt sich auf den bekannten Film „Phenomena“ ein und baut eine Brücke zu den menschlichen Fantasien und Wahrnehmungen, die sie mit einem künstlerischen Prozess verbindet. Am 27. August um 16 Uhr führt Matteo Kramer durch die Ausstellung,  und am 3. September um 16 Uhr findet ein Gespräch mit der Künstlerin statt.

Hélène Fauquet, 1989 in Frankreich geboren, arbeitet und lebt in Wien. Sie ist an den Zwischenräumen, die nicht unmittelbar einsehbar sind, interessiert. Zum Thema ihrer Arbeit wird das unmittelbar Sichtbare und das Unsichtbare. Bei der Besichtigung der Ausstellungsräume hat sie sich unmittelbar an den Film „Phenomena“ von Dario Argento erinnert.


Film Phenomena als Inspirationsquelle

Der Film ist stark naturbezogen, 1985 im Schweizer Hinterland gedreht. Durch die regionale Nähe eröffnen sich Eindrücke, die visuelle Ähnlichkeiten mit der Umgebung im Kanton Glarus aufweisen. Gegenstand des Films sind Zusammenhänge wie die psychischen Kräfte von Insekten, Abweichungen und Fäulnisprozesse. Im Verlauf des Films sind unterschiedliche Naturgewalten thematisiert, stilisiert sich doch der Wille zum Leben als stärkste Kraft empor. Der Regisseur gestaltet die Natur mit Hilfe eines Heavy-Metal-Soundtracks noch weiter aus, um einen traumhaften Boden abzubilden, der von Kriminalität und Geheimnissen dominiert wird. Die Filme von Argentio zeichnen sich durch auratische Ansprüche aus. Die Realität ist oft rätselhaft und die herrschenden Gesetze wirken wie Zeichen einer gross angelegten Verschwörung.

Inhalt des Films ist auch die Geschichte eines Serienmörders, der sein Unwesen treibt und mit Vorliebe junge Mädchen tötet, den Opfern die Köpfe abtrennt und die Leichen verschleppt. Der ermittelnde Inspektor, Rudolf Geiger, sucht Hilfe bei Professor John Mc Gregor. Dieser ist in der Lage, mit seinen Insekten den genauen Todeszeitpunkt von verstümmelten Köpern zu ermitteln. Diese Inszenierung hat zu harrscher Kritik geführt: „Ein langatmiges, primitiv inszeniertes Horror-Spektakel, das mit blutrünstigen Schockeffekten und penetrant eingesetzter Heavy-Metal-Musik Spannung zu erzeugen versucht." (Wikipedia „Phenomena“ im Lexikon des internationalen Films)

Der Film kam in Deutschland von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index. 2012 wurde er vom Index gestrichen.


Die Anknüpfung am Film durch die Künstlerin

Gegenstand des Filmes sind Zusammenhänge, wie etwa die psychischen Kräfte von den erwähnten Insekten. Im Ablauf des Films werden unterschiedliche Naturgewalten thematisiert, die den Willen zum Leben als stärkste Kraft spiegeln. Der Regisseur bildet einen Raum ab, der von Kriminalität und Geheimnissen dominiert ist. Die Realität wirkt rätselhaft, mit Zeichen einer gross angelegten Verschwörung. Aus heutiger Sicht kann der Film, wie angedeutet, verstanden werden. Mit Distanz zur Zeit um 1985. Der Titel des Films knüpft an der Ausstellung „Phänomena“ von 1984 in Zürich an. Einer Ausstellung, die Umweltphänomene und Experimente zeigte.

Die Künstlerin lässt sich vom Film inspirieren und fragt sich, wie das Publikum Bildinformationen aufnimmt und wie sich diese Informationen innerhalb eines Systems von Objekten integrieren lässt. Der Schmetterling versinnbildlicht im antiken Griechenland die Seele oder die Psyche des Menschen.

C.G. Jung hat zwischen „Psyche“ und „Seele“ eine Differenzierung vorgenommen: „Unter Psyche verstehe ich die Gesamtheit aller psychischen Vorgänge, der bewussten sowohl wie der unbewussten. Unter Seele dagegen verstehe ich einen bestimmten, abgegrenzten Funktionskomplex, den man am besten als eine „Persönlichkeit“ charakterisieren könnte
– Quelle: C.G. Jung: Typologie, zur Frage der psychologischen Typen, Theorie und Praxis der Psychotherapie, Band 6, 1971 – Die Ausrichtung aufdie „Psyche“ scheint angezeigt.Die Künstlerin knüpft hier an und orientiert sich an atmosphärischen  Vorlagen und Erinnerungen und fragt sich, wie sich diese auf unsere Psyche auswirken können.Im Zentrum sind die Fähigkeiten unserer Augen, Bilder einzufangen und diese als Erinnerung im Langzeit- oder episodischen Speicher abzuspeichern.  Diese Spuren der Erinnerung sind Teil des Unbewussten. Die Erinnerung funktioniert assoziativ, das bedeutet, dass sie sich auf die abgespeicherten Bilder ausrichtet, die ohne Plan ins Bewusstsein aufsteigen können.


Arbeitsweise der Künstlerin

Hélène Fauquets Arbeitsweise bricht auf, was um sie herum ist. Es geht um reflektierende Dinge, die Licht absorbieren. Fotografien zeigen Seifenblasenspiegel und dekorative Glasmalereien in Lebensgrösse mit Titeln wie „Deviance as a Result of Stagnation, Obscure Purpose oder Echo“. Die Künstlerin verschränkt ein Lichtspektrum und deren Präsenz in Objekten und Drucken.  Die spiegelkuppelförmigen Glasskulpturen verändern sich, wobei die Bewegungen die reflektierten Formen lenkt. Alles wird dann facettenreich, wenn das Licht und die Geometrie der verschiedenen Oberflächen zerschnitten werden. Die Ränder des Buntglases verformen sich in einer magischen Art, wenn sie durch das Prisma durch die Umgebung navigieren. Die fotografische Einzelpunktperspektive bei den Drucken legen einen Punkt fest, von dem aus die abstrahierte Umgebung betrachtet wird. Es geht um einfache Spiele mit Licht, Farbe und geometrischen Formen, welche den Blick von uns fokussiert. Es sind „Phenomene“, an welche sich jeder aus der Kindheit gerne erinnern kann. Der Blick durch ein Fenster kann ein solcher Moment sein, bei welchem wir als Kinder das Gesicht an eine Scheibe gedrückt haben.


Luxusartikel

Ein weiterer Aspekt der künstlerischen Arbeit ist die Kommerzialisierung der Bilderarbeit, wie sie beispielsweise für Marketingaktivitäten bei Parfümen oder anderen Luxusartikeln gemacht wird. Mit manipulierten Abbildungen von Tropfen und Blasen entstehen neue Ausdrucksformen von Bildern, deren Erscheinungen Abstraktionen von Schönheit oder Jugend darstellt. Eine Blase ist ein Glaskügelchen in einer Flüssigkeit. Das Gegenteil ist ein von Glas umgebenes Flüssigkeitskügelchen und wird als Tröpfchen bezeichnet. Es geht um die Inszenierung des schönen Bildes und seinen Manipulationen. Da wird eine Anspielung auf das Paranormale sichtbar. Sichtbare und unsichtbare Kräfte führen zu einer ultimativen Fremdartigkeit. Die Auseinandersetzung mit der Kommerzialisierung der Bilderarbeit hat auch einen starken Bezug zur aktuellen Art und Weise der Produktebewerbung. Die Bilder sind manipuliert, Menschen werden so dargestellt, wie sie in der Wirklichkeit nicht sind und Träume werden wachgerüttelt, das haben zu müssen, was uns vorgeführt wird und uns verführt.


Fazit zu Fauquets künstlerischem Schaffen

Die Künstlerin bezieht ihre Anregungen aus unterschiedlichen Welten und schält die Geheimnisse der Wahrnehmungsphänomene heraus.Sie arbeitet mit Reflexionen zu Dingen und bricht auf, was um sie herum existiert. Die Inszenierungen schöner Bilder wirken über Abstraktionen der Schönheit von Erscheinungen oder der Jugendkultur in einer ultimativen Fremdartigkeit. Ein weiterer Aspekt ist die Kommerzialisierung von Bilderarbeiten, die in der Werbung und Produktegestaltung um uns herum sind und unsere Wünsche und Bedürfnisse ansprechen. Das Interesse ihrer Kunst an dem was dazwischen ist, wirkt auf uns als „Phänomen“, welches gleichzeitig die Inspirationsquelle der Kunst ist.

Eduard Hauser

 

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
0793758199

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

31.07.2023

Webcode

www.glarneragenda.ch/cKEXjC