58 av J.C.
58 av J.C.
Malerei Caroline Bachmann 58 av J.C.
Malerei Caroline Bachmann 58 av J.C.
Gesamtsicht Installation Jan Vorisek
Gesamtsicht Installation Jan Vorisek
Malerei Caroline Bachmann
Malerei Caroline Bachmann

Glarus

Kunsthaus Glarus: Apokalypse und Kollaps

Die Künstler Caroline Bachmann und Jan Vorisek zeigen Malerei und Skulpturen mit geschichtlichem Hintergrund und Aktualität
Mit Einhaltung der Sicherheitsregeln kann die Ausstellung besucht werden. Informationen www.kunsthausglarus.ch

Jede Zeit hat seine Schattenseiten. Ist es Zufall oder Fügung, dass sich die Künstler mit „apokalyptischer Malerei und kollaps poem“ beschäftigen und mit ihren Werken einen zeitkritischen Beitrag leisten? Vermutlich doch eher Zufall. Ich beobachte bei „junger Kunst“ häufig, dass sich die Kunstschaffenden mit der Vergangenheit beschäftigen, also in den Rückspiegel schauen. Die Motive können sehr verschieden sein. Vielleicht wollen die Künstler wissen, woher sie selbst kommen oder, sie wollen sich auf Positionen in der Kunstgeschichte oder der Geschichte generell fokussieren.


Caroline Bachmann (*1963, Lausanne und Cully bis Berlin) zeigt Arbeiten, die das Panorama des Juras zwischen Rhein und Rhône, im Sinn einer Historienmalerei umfassen. Es brennen die Feuer der Gallischen Kriege gemäss Julius Cäsar, der massgeblich zum Ende der Römischen Republik und zur Umwandlung in ein Kaiserreich beigetragen hat. Der Titel „58 av. J.C.“ nimmt Bezug auf die Schlacht von Bibracte und ist Hinweis auf die Zeit vor Christus. Die Vergangenheit wird zur Fiktion, spiegelt sich aber in aktuellen Zeiterscheinungen. Das Corona-Virus mit epidemischem Ausmass und weitreichenden Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft könnte, zusammen mit Verschwörungstheorien und Weltuntergansszenarien, anstelle der Römischen Kriege stehen. In unserer Zeit infiziert der Schatten die Seele.


Bei der Beschäftigung mit der Rolle der Frau in der Kunst wird dies deutlich. Von den Frauen glaubte man, dass sie körperlich ungeeignet seien die Historienmalerei zu beherrschen. Die Künstlerin stellt sich mit ihrem Werk der an Rollenbilder gebundenen Sichtweisen entgegen. Im übrigen ist es interessant zu wissen, das es bei den Wikingern, rund 800 bis 1060 n.Chr., berühmte Kriegerinnen gegeben hat.


Bei den Landschaftsmalereien hat Caroline Bachmann die genauen Perspektiven im Auge und hält die Licht- und Wettersituationen aus ihrer Erinnerung fest. Das Vorgehen führt zu einer Art standardisierter Übung beim Beobachten, so dass meditative Momente im Malprozess entstehen. Die regelmässige Wiederholung und das Ritual sind wesentliche Merkmale der Meditation. Die Arbeiten entziehen sich in dieser Art der Zeit. Die Stationen des Kreuzwegs markieren Übergänge, wie Tag und Nacht oder Auf- und Untergang der Sonne. Die mysteriösen Bilder der Künstlerin sind von individuellen Erfahrungen geprägt. Die Arbeiten im Kunsthaus stellen einen Überblick zum aktuellen Schaffen der Künstlerin dar.


Jan Vorisek (*1987, Basel und Zürich) zeigt zwei sich aufeinander beziehende, räumliche Settings. In-sich-Zusammenfallen oder Sich-Wiederaufbauen ist die Fragestellung, die mit Materialien dargestellt wird. Die Frage nach der Destruktion, aus welcher neue Formen oder kreative Lösungen entstehen hat schon Philosophen und Ökonomen während der industriellen Revolution beschäftigt. Der Künstler zeigt ein aufblasbares Stofflabyrinth und vermittelt so sich verändernde Räumlichkeit. Weiter zeigt er fragmentarische Architektur. Die Beleuchtung, in Kombination mit skulpturaler Arbeit, lässt eine apocalyptische Stimmung entstehen, die „unter die Haut“ geht. Die verschiedenen Arbeiten werden durch einen Apparat in Bewegung und in Form gehalten.  Die instabilen Rauminstallationen sind für die spezifischen Voraussetzungen im Kunsthaus gemacht worden. Die Körper aus industriellen Materialien sind mit Klang erzeugenden Geräten verbunden. Der Künstler reflektiert die Zirkulation von Materialien mit Geräuschen. Das Ineinandergreifen von Akustik und Räumlichkeit ist für den Künstler die zentrale Herausforderung.


Beide Künstler thematisieren die Vergangenheit, mit der Bedeutung für die Gegenwart.  Damit stellt sich für beide Künstler die Frage der Möglichkeit Dinge zu verändern. Die Geschichte wiederholt sich, wie wir wissen sehr häufig, weil sich die Menschen den Lernprozessen  nicht stellen wollen oder können. Das Management des Corona-Virus zeigt an, dass wir bei der aktuellen Veränderung in Gesellschaft und Wirtschaft in der Phase „mal versuchen“ angekommen sind. K.R. Streich https://organisationsberatung.net/change-management  unterscheidet  sieben Phasen  der Veränderung: „Das kann nicht wahr sein, das stimmt nicht, vielleicht doch, es stimmt eigentlich, mal versuchen, es geht ja tatsächlich und es ist selbstverständlich“.  Die Voraussetzungen für das Gelingen der Veränderung sind gut, weil die Einsicht besteht, der Wille vorhanden ist und der Druck, dass etwas geschehen muss, stark genug sind. Eigentlich kann nur noch der Egoismus die Solidarität verhindern.


Eine aktuelle Ausstellung im Kunsthaus, die den Betrachter*in mit den Phänomenen der Veränderung konfrontiert und geschichtliche Bezüge dazu vermittelt.


Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
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Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 436 45 66

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

14.03.2020

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