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Glarus

Kultur der Bildung

Unter "Bildung" wird ganz Unterschiedliches verstanden. "Bildung" hat mit Vorstellungskraft und Vorstellung zu tun. Im Kern geht es bei der Bildung um ein Mass an Übereinstimmung des persönlichen Wissens und des Weltbildes einer Person mit der Wirklichkeit. Je besser die Bildung, desto besser wird das Verständnis für Zusammenhänge in der Gesellschaft und Wirtschaft. Dieser Blog zeigt Zusammenhänge auf, die in der aktuellen Diskussion stehen.

Es geht um das Begreifen von Zusammenhängen und die Fähigkeit die Wirkungen auf den Ebenen der Gesellschaft und Wirtschaft beurteilen zu können. Damit steht Bildung mit Lernen in Verbindung. Wir lernen aus Rätseln, die uns die Gegenwart aufgibt und können mit der Auflösung der Rätsel in die Zukunft schreiten. Wir leben in der Zeit der Brüchigkeit. Max Frisch: „Die Gegenwart ist so dünn zwischen der Vergangenheit und der Zukunft“. Bildung ist der Rohstoff unserer Gesellschaft. Dieser ist teil- und multiplizierbar, was von anderen Rohstoffen nicht gesagt werden kann.

Zur Bildung gehört die Aus- und Weiterbildung und die Berufsbildung. Die Ausbildung geht von der Grundstufe bis zur Tertiärstufe. Die Weiterbildung schliesst an diese Stufen an und ist auch mit der Berufsbildung verbunden. Letztere ist gekennzeichnet durch den Wechsel von Theorie und Praxis. Die Jugendarbeitslosigkeit ist klein, was auf das duale Bildungssystem zurückzuführen ist.  Allen Stufen ist gemeinsam, dass es Durchlässigkeit und Transparenz gibt. So kann ein Absolvent der Berufsausbildung bis zur Ausbildung an der Universität gelangen. Die Mehrheit der Kinder absolviert nach wie vor eine Berufslehre. Die Komplexität des Bildungssystems hat dazu geführt, dass Bildung zu einem Statussymbol geworden ist, was sich bei den Anstrengungen vieler Eltern darin spiegelt, dass ihre Kinder das Gymnasium besuchen „müssen“.

Wie es sich für die Schweiz gehört, sind die Selektionen für die Aufnahme ins Gymnasium von Kanton zu Kanton sehr verschieden. Es gibt Kantone mit strengen, anforderungsreichen Aufnahmeprüfungen und Kantone ohne Prüfungen; da reicht eine Empfehlung der Lehrperson für die Aufnahme eines Kindes ins Gymnasium. Wenn ein Vater ein gutes Einkommen hat ist die Wahrscheinlichkeit, dass es das Kind zur Maturität und zum Hochschulzugang schafft, gross. Bekannt ist, dass Gymnasialaufnahmeprüfungen nicht anonymisiert bewertet werden.  Es ist zu vermuten, dass wegen den erwähnten finanziellen Voraussetzungen, Selektionsmechanismen oder informellen Beziehungen relativ viele Kinder im Gymnasium oder an der Hochschule am falschen Ort sind. Die hohen Ausfallquoten während des Studiums sprechen dafür. Andererseits muss festgestellt werden, dass der funktionale Analphabetismus seit Jahren bei den Schulabgängern auf einem hohen Niveau verharrt, was sich bei der Unfähigkeit Dreisatzaufgaben zu lösen oder beim schwachen Textverständnis zeigt.

Neue Ergebnisse der PISA-Studie zeigen, dass die Schweizer 15-Jährigen nur mangelhaft zwischen Fake News und der Wirklichkeit oder den Fakten unterscheiden können. Soziale Medien transportieren gezielt jene Informationen zu den Empfängern, die der bisherigen Meinung oder dem Vorurteil entsprechen. Da findet kein Lernen statt. Die angesprochene Erkenntnis der Zusammenhänge und die Fähigkeit daraus Lehren zu ziehen, wird als tragendes Element der Bildungskultur in Frage gestellt.

Auf der gesellschaftlichen Ebene wird eine Zunahme des Littering an sich ausbreitenden Hotspots beobachtet. Die Takeaway Verpflegungen und Masken werden achtlos weggeworfen. Das Phänomen wird vor allem in Städten beobachtet, wo die Kontaktunterbindungen wegen der Pandemie das Nachtleben befeuern. Die Betroffenen sind sich dessen bewusst, dass nichts passiert und dass die Gemeinden die weggeworfenen Gegenstände säuberlich aufräumen. Bussen könnte nur die Polizei aussprechen. Neuerlich wird die Grabesruhe gestört, indem der Friedhof als Spiel- und Sexort gebraucht wird.  Covidmassnahmen-Gegner protestieren laut wegen Freiheitseinschränkungen und Verletzung der Grundrechte. Sie bewegen sich nahe bei Verschwörungen und dem Rechtsextremismus. Dies in einem Land mit einer liberalen Grundauffassung und wenig, zeitlich befristeten, Einschränkungen der Freiheitsrechte. Das hat mit Bildungsarmut und einem Freiheitsbegriff zu tun, der die Selbstbeschränkung nicht kennt.

International steht die Schweiz bei den Aufstiegschancen 2020 auf Rang 7 – WEF-Studie in 82 Staaten – trotzdem gibt es für die Ausgestaltung der Bildungskultur Nachholbedarf. Die sozialen Rollen der Frauen und Männer müssen aus dem Korsett der Gotthelf`schen Zeiten gelöst werden. Für gleiche Löhne von Frauen und Männern für gleiche Arbeit muss endlich gesorgt werden. Die Bildungspolitik ist noch nicht bei der Sozialpolitik angekommen und für Frauen werden keine Hürden errichtet, die bei einer Berufstätigkeit mit Kindern nicht überwunden werden können. Voraussetzung dafür ist, dass die Männer sich bei der Hausarbeit endlich stärker beteiligen und nicht den Frauen allein die Doppelarbeit überlassen. Gesellschaftlich ist der Föderalismus in der Bildung zu überwinden; es kann nicht sein, dass die Maturitätsquoten in Abhängigkeit des Wohnkantons zwischen 10% und 40% schwanken und die Ausbildungsstunden bis zur Maturität von der Westschweiz bis zur Ostschweiz so unterschiedlich sind. Die gesamtschweizerische Maturitätsquote liegt bei rund 30%, inklusive die Berufsmittelschulabsolventen. Die im internationalen Vergleich tiefe Akademikerquote bedeutet einen Spitzenplatz bei der Innovationsfähigkeit. Die Gefahr der „Verakademisierung“ ist noch klein. Allerdings ist das Verhältnis der Hochschulabschlüsse bei den technischen Wissenschaften, im Vergleich mit den Sozialwissenschaften, problematisch. Die Industrieproduktion und die Exporte pro Kopf sind trotzdem Spitze. Weitere Schwerpunkte einer zukunftsorientierten Bildungskultur sind die Begabtenförderung, die stärkere Gewichtung des informellen Lernens, die Förderung des Wissenschafts- und Technikverständnisses und die Digitalisierung im Unterricht.

Auf der Ebene der Gesundheit wird festgestellt, dass sich Diabetes sehr stark ausbreitet. Jedes dritte Kind in Europa ist übergewichtig oder fettleibig. Die mangelhafte Bewegung und der Zuckerkonsum tragen dazu bei. Weiter verschreiben die Ärzte bei jedem vierten Patienten Säureblocker, weil die Menschen Magenstörungen haben. Die Quoten psychisch gestörter Kinder und Jugendlicher steigt weiter an. Ob das nur mit Corona zu tun hat, oder ob die Gründe tiefer liegen, beispielsweise beim Verwöhnungsfaktor, ist offen. Gut ist auf jeden Fall, dass in jedem sechsten Haushalt mit Kindern ein Trampolin steht. Das Gleichgewicht und die Beweglichkeit wird wohl gefördert. Doch wie ist das bei der intellektuellen Leistungsfähigkeit?

 

Was kann für die Weiterbildungsszene in der Schweiz festgestellt  werden?

Der technologische Fortschritt hat den Schweizer Arbeitsmarkt nachhaltig verändert. Dies zeigt sich vor allem bei den veränderten Qualifikationsanforderungen, weil die Nachfrage nach hochqualifizierten Erwerbstätigen sehr stark angestiegen ist. 1996 haben rund 650 000 Erwerbstätige einen akademischen Beruf ausgeübt. 2019 sind es bereits 1,25 Millionen Personen. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung ist von 17,4% auf 26,5% angestiegen. Die mittleren Qualifikationen bei Berufen sind rückläufig, vor allem beim Handwerk. Gleichzeitig ist der Karriereverlauf bei den jüngeren Generationen steiler als früher, weil viele Personen über eine höhere Qualifikation verfügen als dies früher der Fall war. Das Weiterbildungsangebot ist in der Schweiz sehr vielfältig und es wird rege genutzt. Allerdings gibt es auch Arbeitnehmende, die sich kaum am lebenslangen Lernen orientieren und ihre Arbeitsmarktfähigkeit dadurch gefährden. Das Weiterbildungsverhalten und das informelle Lernen hängt stark vom Bildungsstand ab. Weiterbildung verschärft die Bildungsunterschiede.

Die Unternehmungen spielen bei den Weiterbildungen eine grosse Rolle. Eine grosse Mehrheit unterstützt die Weiterbildung der Belegschaft mit zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Die informelle Weiterbildung ist dabei nicht berücksichtigt. Die Lohnzuschläge für zusätzliche Arbeitserfahrungen ist während den letzten 25 Jahren konstant geblieben. Die öffentlichen Bildungsinvestitionen fokussieren auf das erste Lebensdrittel. Gezielte staatliche Bildungsunterstützung während des Erwerbslebens ist bei jenen Gruppen gerechtfertigt, die selten oder gar nicht am lebenslangen Lernen partizipieren. Über alle Aspekte der Bildung gesehen kann festgestellt werden, dass in der Schweiz eine tief verankerte Kultur der Bildung herrscht, die zum bisherigen wirtschaftliche Erfolg wesentlich beigetragen hat; eine Art DNA unserer Gesellschaft.

Welche weiteren Aspekte hängen mit der Bildungskultur zusammen?

Die Politik ist im Korsett der Langsamkeit und Sturheit gefangen.Das Beispiel ist das Verhältnis zur EU. Man kann von zwei Lebenslügen sprechen. Die eine geht davon aus, dass die Beziehungsprobleme zur EU ohne Rahmenvertrag verschwinden. Die andere Lebenslüge ist, dass die Schweiz ohne Rahmenvertrag viel unabhängiger sei, als mit einem Rahmenabkommen. Die offizielle Einschätzung geht davon aus, dass die verlangten Anpassungen beim Lohnschutz, der Unionsbürgerrichtlinie und bei den staatlichen Beihilfen unüberbrückbar sind und eine Volksabstimmung keine Zustimmung zum Vertrag erreichen kann. Bei der Unionsbürgerrichtlinie geht es um wahrscheinliche Kosten von 30 bis 75 Mio pro Jahr, ein Bruchteil der Mehrkosten, die ohne Rahmenabkommen anfallen. Beim Lohnschutz sind rund 0,7% der Arbeitnehmerschaft betroffen – Quellen: avenirsuisse 2021 – Das Parlament beklagt, dass der Bundesrat Informationen zurückbehält.  Die aktuelle Umfrage von GfS zeigt, dass zwei Drittel der Stimmberechtigten ein „ja“ oder „eher ja“ zum Rahmenabkommen in die Urne einlegen würden. Lebenslügen können für die Psychohygiene gut sein. Beispielsweise haben die Bauern lieber mehr Grenzschutz als mehr Direktzahlungen, um einzureden, eher Unternehmer als Staatsagestellte zu sein. Viele Menschen haben lieber versteckt subventionierte AHV-Renten als offen mehr Ergänzungsleitungen, um sich einzureden, die Rente voll verdient zu haben. Das hat mit Bildung insofern zu tun, als die Politikkaste sich weigert etwas anderes inhaltlich aufzunehmen und Lernprozesse auszulösen.

Eduard Hauser

 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

17.05.2021

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