Glarus, Solothurn
Künstler Rudolf Butz bei Antonio Wehrli Art Space
Der Maler und Gestalter Rudolf Butz ist der erste ausserkantonale Künstler, der bei Antonio Wehrli Art Space ausstellt - noch bis am 22. Juni 2023. Der Solothurner zeigt farbenstarke abstrakt-expressionistische Malerei, die beim Betrachten dazu einlädt, eigene Geschichten zu erfinden.
Rudolf Butz, 1948 geboren, malt Zeit seines Lebens. Er projiziert gedanklich komplexe Gedanken zur Welt auf die Leinwand, was sich in der abstrakt-expressionistischen Malerei spiegelt. Die Kunstrichtung des abstrakten Expressionismus ist in den 40-er und 50-er Jahren in den USA entstanden. Farben dominieren die Arbeiten. Sie setzen Signale aus der Welt der Emotionen. Er sagt von sich selbst: „Das Atelier ist mein Kopf“, was darauf hindeutet, dass die Malerei mit intensiven, gedanklichen Prozessen verbunden ist. Man kann sagen, dass die Malerei von der Intuition geprägt ist. Die Farbigkeit der Arbeiten ist charakteristisch für das Gesamtwerk. Die Grundfarben rot, blau, grün und gelb werden gemischt und auf der Leinwand aufgetragen. Mit anderen Worten sind mit dem Farbauftrag auch die menschlichen Temperamentsformen ein Teil des malerischen Ausdrucks. „Gelb“ steht für das sanguinische oder luftige Temperament, „rot“ für das cholerische oder engagierte Temperament, „grün“ steht für das phlegmatische oder ruhige Temperament und „blau“ steht für das melancholische oder traurige Temperament. Eine klare Zuordnung ist nicht möglich, weil die Farben gemischt aufgetragen sind. Formen, welche die Betrachter an Gegenstände oder Personen erinnern könnten, sind verdeckt vorhanden. Das bedeutet, dass alle Betrachter:innen der Arbeiten ihre eigenen Fantasien in die Arbeiten hineinprojizieren können. Interessant sind die gewählten Titel der Arbeiten; beispielsweise „Glarus“, eine Arbeit die der Künstler für die Ausstellung gemalt hat. Vor Ort hat er sich zur Ausgestaltung der Arbeit inspirieren lassen.
Rudolf Butz: Glarus
Andere Titel wie „Kobold“, „Haus meiner Träume“ oder „am Lago Maggiore“ bieten für die Betrachter:innen eine Projektionsfläche für eigene Geschichten. Wahrnehmung ist und bleibt subjektiv, projektiv und Sinn- und Gestalt-gebend. Die Arbeiten entstehen ohne Kalkül. Sie Folgen der momentanen Eingebung, ohne Plan. Der Künstler malt grosse Formate und „Kammerbilder“, die in Kleinformaten gehalten sind und sich für die Wohnzimmer ohne grosse Wände eignen.
Die Bilder von Rudolf Butz erzählen „Geschichten“ mit offenem Inhalt. Jeder sieht darin, was er oder sie kann. Die Wahrnehmungen knüpfen an die persönlichen Erinnerungen an. Das ist für den Künstler gleichzeitig der Sinn der Kunst: „Ich will, dass meine Malerei belebt, beflügelt und beseelt. Eine Ausstellung soll wie ein kulinarisches Erlebnis sein: lustvoll verspeisen und freudvoll geniessen“. Emotionen werden auf die Leinwand gebracht. Die starke Farbigkeit der Arbeiten passt sehr gut in das Grundkonzept der Galerie, welches sich der Lebensfreude verschrieben hat. Die Farbigkeit ist ein heimtückischer Virus und löst Nachdenklichkeit aus. Mit dem Malen will der Künstler einen Beitrag zum Bewahren der Kultur auslösen. „Bildschön“ ist das Credo. Die Arbeitsweise von Rudolf Butz entspricht in groben Zügen der informalen Malerei, die in den 1940er und 1950er Jahren in Paris entwickelt worden ist; „art informel“ des Namensgebers Michel Tapié. Ein einheitlicher Stil kann nicht direkt geortet werden. Die Malerei lässt sich auch dem abstrakten Expressionismus zuordnen. Klassische Formen und Kompositionen sind nicht sichtbar. Es herrscht das Prinzip der Formlosigkeit. Die Ausdrucksweisen dieser Kunstrichtung sind gestisch, manchmal mit Texturen durchsetzt.
Rudolf Butz ist stark von der Ausbildung an der Kunstakademie in Düsseldorf geprägt, wo er Joseph Beuys kennen gelernt hat. Beuys – 1921-1986 – war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Professor in Düsseldorf. Er hat die Kunstwelt mit der Forderung nach kreativem Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik wesentlich beeinflusst. Vor allem mit der humanistischen Grundhaltung hat er den Kunstbegriff erweitert. Die „soziale Plastik“ ist als Gesamtkunstwerk bekannt geworden. Experten sehen in ihm den Gegenspieler zur Andy Warhol.
Rudolf Butz ist bei der Malerei mit der Bemalung von transparentem Acrylglas neue Wege gegangen. Es sind Installationen entstanden, die in der Region gezeigt werden. Er will beweisen, dass seine Arbeiten auch wirtschaftlich von Interesse sein können. Rudolf Butz arbeitet in Solothurn und in seinem Atelier in Brissago. Er lässt sich bei seiner Malerei an verschiedenen Standorten von der umgebenden Natur inspirieren und beeinflussen. Aus meiner Sicht ist die Ästhetik des Ausdrucks im Zentrum. Die Fähigkeit zu malen und der Malprozess ist in Fleisch und Blut übergegangen. Die Sinnhaftigkeit der Arbeiten ist nicht unmittelbar nachvollziehbar. Die Auseinandersetzung mit dem Künstler zeigen aber Wege, die den Sinn und Inhalt seiner Malerei transparent machen. Immer wieder überarbeitet Rudolf Butz seine Website. Dieser Prozess bietet Gelegenheit auf das Lebenswerk zu schauen und Fragen an die Gesellschaft zu stellen: Was bringt uns die Zukunft? Gibt es gangbare Wege in die Zukunft? Was haben die Prozesse mit der Pandemie für Kunstschaffende ausgelöst? Seine Botschaft lautet: „uno per tutti, tutti per uno“. Hier gibt es Hinweise auf den Titel der Ausstellung: „New Horizons“.
Als frei schaffender Künstler ist Rudolf Butz in seiner Arbeit nie von persönlichen Einschränkungen betroffen gewesen. Die Denkpause, in Verbindung mit Covid, hat zum Innehalten und zu neuen Ideen geführt. Der Handel und der Verkauf von Arbeiten hat in der Zeit von Covid gelitten. Das Fenster zum Markt war zu. In dieser Zeit ist die „Kopfnahrung“ um so wichtiger geworden. Sicher ist, dass anhalten, nachdenken und masshalten noch nie geschadet hat. Bei weniger Ablenkung kann man kreativer werden. Mit leerem Magen kann man aber nicht besser malen und gestalten. Die Leidenschaft in der Berufung als Maler überlebt auch Krisen. Eine lebensbejahende Grundhaltung zu Malerei und Kunst wird bei Rudolf Butz spür- und erlebbar, nicht zuletzt zeigt sich diese Grundhaltung in der Farbigkeit der Arbeiten.
Die Ausstellung ist jeweilen freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Auf Anfrage an antonio@a-w.ch kann mit dem Galeristen auch ein Besuchstermin ausserhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden. www.rudolfbutz.ch
Eduard Hauser
Autor
Kulturblogger Glarus
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Hauser Eduard
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Kategorie
- Glarus
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