Atelier Dafi Kühne
Atelier Dafi Kühne
Portrait Dafi Kühne
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Plakatbeispiel
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Plakatbeispiel
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Plakatbeispiel: Die Absurdität des Moments
Plakatbeispiel: Die Absurdität des Moments
Plakatbeispiel
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Glarus

"Gute Grafik soll zum Denken anregen"

Dafi Kühne, in Mollis aufgewachsen, ist ein international anerkannter Grafik Designer mit der Ausrichtung auf die Gestaltung von Plakaten. An seinem Sommer-Intensivprogramm nehmen junge Leute aus der ganzen Welt teil. Im Interview erzählt er, weshalb er sich auf den historischen Buchdruck spezialisiert hat, den er seit 2009 in seinem Atelier in Näfels praktiziert.

Dafi Kühne, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Ich habe an der Zürcher Hochschule der Künste Visuelle Kommunikation studiert, mit einem Bachelor in Grafik Design abgeschlossen. Später folgte an der University of Reading in England ein Forschungsmaster in Typeface Design. Bereits während meiner Ausbildung habe ich gemerkt, dass für mich die Vorstellung schwierig ist, acht Stunden am Tag vor dem Computer zu sitzen und am Abend eine Datei zum Kunden oder zur Druckerei zu schicken. Die Nähe zum finalen Produkt hat mir gefehlt. Seit jeher gab es bei mir grosses Interesse an manuellen Prozessen. Die Folge: ich habe mich mit einem Praktikum in den USA auf den historischen Buchdruck spezialisiert, welchen ich seit 2009 in meinem Atelier praktiziere und weiterentwickle. Obwohl der Buchdruck in der Schweiz im kommerziellen Sinne seit gut 30 Jahren ausgestorben ist, gibt es immer noch viel Buchdruckmaterial. Maschinen und Werkzeuge habe ich für meine Arbeit vor dem Alteisen gerettet, wieder aufbereitet und zum Einsatz gebracht. 



Sie haben Ihr Atelier in Näfels - was führte dazu?

Ich bin in Mollis aufgewachsen und habe bis 2009 in Glarus gelebt. Nach dem Bachelor-Studium bin ich mit meiner Frau nach Zürich gezogen und habe mein Atelier in Näfels eingerichtet. Da habe ich einen idealen Raum mit einem verständnisvollen Vermieter gefunden. Am Anfang meiner Arbeit habe ich in einem kleinen Raum angefangen. In der Zwischenzeit haben sich die Ansprüche auf die Platzbedürfnisse ausgebreitet, so dass jetzt eine Fabriketage zur Verfügung steht. Kein Wunder, mit insgesamt gegen 30 Tonnen altem Druckmaterial. 

 

Worin liegt die Faszination für Ihre Arbeit?

Das Zusammenspiel zwischen aktueller Gestaltung, umgesetzt mit historischer Technik, ist mein Interessenschwerpunkt. Die Entwürfe entstehen grösstenteils am Computer. Bereits während der Arbeit am Entwurf denke ich an die Umsetzung. Linolschnitte, Bleisatz, Zeilenguss und Holzlettern – aber auch moderne Werkzeuge wie Lasercutter – kommen zum Einsatz. Jedes Werkzeug und jedes Material hat Vor- und Nachteile, oder eine eigene Ästhetik. Ein «Schulbuch» für meine Umsetzungen gibt es nicht. Oftmals muss eine Umsetzung spezifisch für ein Plakatprojekt entwickelt und abgestimmt werden. Das Zusammenspiel zwischen alt und neu – analog und digital – ist der Mittelpunkt meines Interesses.  



Was soll gute Grafik bewirken?

Gute Grafik soll zum Denken anregen, inhaltlich und gestalterisch. Sie darf das Zielpublikum auch fordern, stellenweise provozieren, Ecken und Kanten haben. Sie braucht eine Anziehungskraft und es soll eine formale, sprachliche Verbindung zum zu kommunizierenden Inhalt geben. Wenn wir über ein Plakat «Punkmusik» sprechen, soll die Ästhetik wild, laut und rhythmisch sein. «Technomusik» hat eine andere Ästhetik und eine «Sonntagsmatinée» sieht wieder ganz anders aus. Jedes Produkt erfordert einen eigenen Stil und die Ausrichtung auf das Zielpublikum. Diesem Aspekt muss eine Grafik gerecht werden können.  




Ihre Arbeit hat eine internationale Reichweite. Wie ist Ihnen das gelungen?

Es gibt nicht mehr viele Gestalter, die Ihre Arbeiten im Buchdruck umsetzen oder umsetzten lassen. Und wenn, dann hat der Buchdruck oftmals eine nostalgische Anmutung. Die konsequenten Umsetzungen meiner Arbeiten im Zusammenspiel mit der Gestaltung haben dazu geführt, dass meine Arbeit vor allem in Amerika und England einen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Normalerweise reise ich ein bis zwei Mal pro Jahr in die USA um Workshops an Hochschulen und Vorträge an Konferenzen zu halten. Momentan ist das schwierig. Ich hätte letztes Jahr einen ein-wöchigen Workshop in Kairo halten können, war an eine Konferenz in Moskau eingeladen und Anfang dieses Jahres hätte ich nach Tokyo an eine Preisverleihung reisen dürfen. Weniger Reisen ist einerseits gut für den ökologischen Fussabdruck, andererseits ist für mich die Vermittlung und der kulturelle Austausch vor Ort wichtig. Dazu kommt für mich als selbständig Erwerbstätiger der Verlust an Einkommen durch die momentanen Einschränkungen. 

Ich probiere jedoch mein Geschäftsmodell vielseitig abzustützen. Seit fünf Jahren betreibe ich mein eigenes Sommer-Programm. Ein zweiwöchiges Intensivprogramm in Näfels, zu dem die Leute aus weiten Teilen der Welt anreisen um Plakatgestaltung und Buchdruck zu studieren. Seit 2016 hatte ich TeilnehmerInnen aus den USA, England, ganz Europa, den arabischen Staaten, Asien und Australien hier in Näfels. Der Austausch mit jungen Menschen aus anderen Kulturen ist eine wichtige Inspirationsquelle für meine eigene Arbeit. 



Woran arbeiten Sie aktuell?

Momentan läuft eine kleine Solo-Ausstellung im Museum für Gestaltung in Zürich, für die ich zehn neue, grossformatige Buchdruckplakate mit dem Titel «Die Absurdität des Moments» erarbeitet habe. Die Ausstellung wurde Ende April eröffnet und läuft noch bis am 1. August 2021. Dafür habe ich einige Nachtschichten gemacht. Ich bin froh, dass dieses Projekt, das auch vom Swisslos Lotteriefonds des Kantons Glarus unterstützt wurde, abgeschlossen ist und die Ausstellung nun läuft. Aktuell arbeite ich an einem interessanten Plakatauftrag für eine Kulturinstitution der Stadt Zürich, wo ich gerade die Plakatproduktion plane und - wenn alles klappt - Anfang Juni umsetze. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für mein Sommer-Programm, bei dem die TeilnehmerInnen eingeteilt werden und Unterkünfte hier in Näfels und Umgebung koordiniert werden müssen. Es wird mir also nicht langweilig. 

Eduard Hauser:Herzlichen Dank für das Interview. Alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg. Die Bilder im Blog zeigen interessante und intensive Plakatarbeiten. Diese haben bei mir Faszination ausgelöst. Die intensiven Farben und die grafische Gestaltung lösen Emotionen aus.

 

 

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

10.05.2021

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www.glarneragenda.ch/NwtVXL