Neue Broschüre zur Glarner Künstlerin Greta Leuzinger

Greta Leuzinger – 1912 bis 2009 – hat sich in ihrer künstlerischen Karriere neben der Malerei wesentlich mit den Medien Druckgrafik und Zeichnung beschäftigt. Das Kunsthaus hat zur Sammlungsausstellung 2023 eine Broschüre zu den Arbeiten herausgegeben: ISBN 978 – 3 – 906538 – 31 – 0

Die Broschüre zeigt Abbildungen von Vögeln. Das umfassende Werk zeigt sich wiederholende Motive, hauptsächlich mit kleinen Vögeln. In anderen Serien hat sich die Künstlerin auch mit Hunden, Ameisenbären oder anderen Tieren befasst.

Für die Zeichnungen ist charakteristisch, dass sie mit wenigen einfachen Elementen eine Spannung erzeugen, was durch die spezifische Komposition der abgebildeten Tiere möglich ist. Sie setzt Linien und Kratzer in die Bildfläche. In abstrakter Art und Weise erzeugen diese Linien und Kratzer einen Handlungsraum für die jeweilig dargestellten Szenen.

Die Linien sind sparsam gesetzt. Die Künstlerin schafft eine dynamische Bildsituation, die zwischen Illustration, Chiffre und Abstraktion spielt. Die Vögel sind oft punktuell handkoloriert und vermitteln eine eigenwillige Darstellung. Mit einfachen Medien und Mitteln werden kleine, in sich geschlossene Situationen geschaffen, die den Betrachter:innen einen direkten Zugang schaffen. Die Motive sind schlicht gestaltet, in ihrer Entschiedenheit faktisch und abstrakt zugleich. Die Künstlerin war eine leidenschaftliche Beobachterin der Tiere, besonders der Vögel. Sie hatte eine enge Beziehung zu den Tieren, was der folgende Text aus der Broschüre  untermauert: „Immer wenn so ein kleiner Vogel uns verlässt ist es eine traurige Zeit. Es waren die Beine und Füsse – auch die Tierärztin konnte nicht mehr helfen. Er schien schon tot, da breitete er die Flügel weit aus als wollte er fortfliegen, hob auch die kranken Beine – und da war sein kurzes Leben schon vorbei. Johnnie – Johneli, 6.11.89 bis 5.5.90“.

Johnnie

An der Hauptversammlung des Kunsthauses Glarus hat Ruth Kobelt Jenny einen „andächtigen“ Vortrag zur Arbeit von Greta Leuzinger gehalten, so steht es in den Statuten des Kunstvereins. Sie hat sich mit der Künstlerin intensiv auseinandergesetzt und berichtet über die vielseitigen Interessen von Greta Leuzinger. Sie hat mit bescheidenen Mitteln Kunst geschaffen und Texte für Reiseberichte oder Zeitungen geschrieben.  Der Kunstverein verfügt über eine Vielzahl von Druckgrafiken, die zum gesamten Konvolut gehören. Sie hatte viele Wellensittiche bei sich zu Hause und hat zu jedem Vogel geschrieben und sie grafisch festgehalten. Leuzinger verbindet eine intensive Beziehung, oder die Liebe, zu den Vögeln, die sich auch durch Genügsamkeit und Einfachheit auszeichnen. Die haben in goldenen Käfigen gelebt, entsprechend der damaligen Situation vieler Frauen, die auch in engen Verhältnissen und in Abhängigkeit ihrer Männer gelebt haben. Die Künstlerin hat in einer „goldenen Box“ Federn der Vögel gesammelt. Diese Federn sind nun auf dem Cover der Broschüre abgebildet. Ruth Kobel Jenny spielt an der Hauptversammlung auf ihrer Zitter Lieder von Hindemith und Mendelssohn, mit Texten über Vögel. Mit ihrer Stimme und dem Zitterspiel hat sie bei den Zuhörenden zu Recht Begeisterung ausgelöst.

In der Broschüre veröffentlicht Ruth Kobelt Jenny einen Text zu Greta Leuzinger, indem sie schreibt:“ Ich kannte Greta Leuzinger nicht sehr gut. Einmal  sah ich sie im Foyer des Kunsthauses sitzen. Eine zartgliedrige Frau. Als sie sich zu mir umdrehte, spürte ich ihren Blick, der mir schien, als ob ein Vögelchen mich angeblickt  hätte. Aus der jetzigen Perspektive denke ich über diese Erinnerung: Manches Mal, wenn sich  Menschen sehr intensiv mit etwas beschäftigen, so wie Great Leuzinger es bei ihren Interaktionen mit den Vögeln tat, dann scheinen sie sich dem, womit sie sich beschäftigen, in ihrem Wesen atmosphärisch anzugleichen. Bei ihr bestand auf jeden Fall diese Tendenz“.

Eduard Hauser