Galerie Bluerider in Taipeh
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Sicht in die Galerie
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Atelier in der Galerie
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MARCK in der Galerie
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Sicht in die Galerie
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Glarus

Glarner Künstler MARCK zu Gast in Taipeh

Noch bis Mitte November ist der Glarner Künstler MARCK Gast in der Taiwanesischen Galerie „BlueriderArt“. Er hat sein Atelier nach Taipeh gezügelt und erarbeitet vor den Galeriebesuchern seine neuen Werke. Die Glarner Berge sind Gegenstand der belebten Installation und zeugen von der Verbindung des Künstlers mit dem Glarnerland. MARCK ist mit den Besuchern:innen intensiv in Kontakt getreten und berichtet darüber

MARCK: „Ich bin noch bis Mitte November in Taipeh und fühle mich hier sehr wohl. Die Ausstellung ist insofern ein Erfolg, weil die Taiwanesen:innen die Galerie häufig besuchen und mit mir in Kontakt treten. Das Konzept der Verlegung meines Studios kommt gut an. Die mitgenommenen Tapeten mit Bergen  aus dem Glarnerland gefallen sehr. Die Bewunderung für unsere Landschaft im Glarnerland ist gross. Insgesamt bin ich 5 Wochen in Taipeh und arbeite an kleinen „Art Works“. Bis jetzt habe ich schon 7 kleine Arbeiten gemacht, unter dem Serientitel „made in taiwan“. Die Besucher:innen mögen es sehr, wenn ich beim Arbeiten beobachtet werden kann. Unter die Besucher mischen sich auch viele Kunststudierende, die etwas lernen wollen und sich neuen Ideen stellen. Ich schätze es sehr, wenn ich jungen Menschen etwas mitgeben kann. Überdies konnte ich einen Tag in einer Kunstschule in Taipeh unterrichten, was ich selbst sehr geschätzt habe. Der Elan der jungen Menschen ist hier auffällig. Sie zeigen sich offen für Neues, was mit meiner Art Videoskulpturen zu entwickeln zusammenhängt“.

Was wird nebst der Kunst thematisiert?

Mir fällt auf, dass die Menschen hier sehr stolz auf ihre Demokratie und das Wahlrecht  sind. Die Demokratie existiert erst rund 20 Jahre, im Spannungsfeld mit dem grossen Nachbarn China. Die Menschen schätzen ihre Freiheiten und den damit verbundenen Lebensstil. Der Zusammenhalt zwischen den Menschen und die gemeinsame Ausrichtung der Werte wird direkt spürbar. Ich habe auch die Vermutung, dass das Gemeinwohl noch eine grosse Rolle spielt.

Bei mir ist in dieser kurzen Zeit manchmal auch der Eindruck entstanden, dass der Einsatz für die demokratische Gesellschaft in Taiwan stärker ausgeprägt ist, als in der Schweiz. Wenn ich an die überstandene Corona-Epidemie denke, dann habe ich in der Schweiz vor dem geistigen Auge Menschen, die an der persönlichen Freiheit sehr stark gezweifelt  und diesem Eindruck auch auf der Strasse „Luft gemacht“ haben. Der Staat als Garantie der Freiheitsrechte ist stark hinterfragt worden. Das hat auch mit dem Informationsverhalten zu tun, bei welchem in erster Linie über die sozialen Medien Wissen aufgebaut worden ist. Auch in Diskussionen über kriegerische Auseinandersetzungen habe ich in der Schweiz erleben müssen, dass eine starke Ausrichtung auf Verschwörungstheorien vorhanden ist. Das Schweigen über unangenehme Vorkommnisse scheint mir  hier zu Lande zugenommen zu haben. Wegen meiner internationalen Ausstellungstätigkeit komme ich mit vielen anderen Kulturen und Menschen in Kontakt. Da wird mir immer wieder klar, welche Normen in welchen Ländern gelten. Es sind für die Arbeit als Künstler meist Dinge, mit denen man sich mit Menschen aus anderen Kulturkreisen unterhalten kann, ohne in das grosse Schweigen abzutauchen.

Wissenschaftliche Ergebnisse der Forschung werden bei uns weniger  aufgenommen, als dies noch vor ein paar Jahren gewesen ist. Auf den sozialen Medien erhalten die Menschen jene Nachrichten, die sie bei  schon vorhandenen Meinungen bestätigen. Solche Prozesse erlebte ich in der aktuellen Umgebung nie. Im Gegenteil, die Leute sind auf die Objektivität ausgerichtet und sind bereit andere Meinungen aufzunehmen“.

Was gilt als Faktum zum Freiheitsverständnis und worum geht es?

Die Zeit der Aufklärung war wesentlich  für das heutige Verständnis des Freiheitsbegriffs. Die Renaissance hat einen neuen Freiheitsgedanken im Bürgertum hervorgebracht. Nach Immanuel Kant ist Freiheit nur durch Vernunft möglich. Ohne Vernunft folgt der Mensch seinen Trieben. Kraft seiner Vernunft ist der Mensch in der Lage das Gute zu erkennen und sein Verhalten pflichtgemäss danach auszurichten. Freiheit und Pflicht werden so zu Synonymen. Im kategorischen Imperativ bringt Kant diese Einsicht wie folgt zum Ausdruck: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ – Quelle: Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, Reclam, 1966 – Die Ideale der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren wegweisend. In der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 wurde das Gottesgnadentum abgeschafft und die Souveränität im Staat ging auf das Volk über. Alles sind Gedanken, die wir in der aktuellen Diskussion um die Freiheit zu berücksichtigen haben, darüber aber in Diskussionen sehr wenig hören. Der Internationale Freiheitsindex der Europäischen Länder  zeigt bei der Einschätzung der Freiheiten, dass die Schweiz immer wieder auf den vordersten Plätzen des Rankings zu finden ist. – Quelle: Freedom in the World, Freiheitsindex 2023, https://de.statista.com/statistik - Blau bedeutet: Politische Rechte, Schwarz bedeutet: Bürgerliche Rechte –

Eine weiterführende Analyse der Freiheiten in den Kantonen wird von der Denkfabrik avenirsuisse regelmässig publiziert. Der kantonale Freiheitsindex zeigt auf, in welchen Bereichen die Kantone sich zu grösserer Freiheit hin entwickeln können und zeichnet ein detailliertes Bild der regional- und kantonal unterschiedlichen Ausprägungen der Freiheitlichkeit von Gesetzen und Institutionen. An der Spitze steht Appenzell Ausserrhoden, am Schluss Genf und Glarus liegt auf Rang 10. Diese Einschätzungen sind auf einem hohen Anspruchsniveau.

Eduard Hauser

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
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8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

12.11.2023

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www.glarneragenda.ch/cm3uiv