Walcher - Inuit
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Walcher - dünnhäutig
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Berger - Melting Landscapes
Berger - Melting Landscapes
Vonplon - wieviel Zeit bleibt der Endlichkeit?
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Huber.Huber - Eisberg II
Huber.Huber - Eisberg II
Oefner - Timelines
Oefner - Timelines

Glarus, Zürich

Glarner Fotokünstler Fridolin Walcher: Sichtbare Zeit

Der Glarner Fotokünstler Fridolin Walcher ist mit der Gruppenausstellung „Sichtbare Zeit“ noch bis zum 19. August mit seinen Arbeiten  beim Unternehmen EBP Schweiz AG präsent. Die  Ausstellung widmet sich Umweltthemen, wie dem Schwund der Gletscher und führt wissenschaftliche Erkenntnis mit der künstlerischen Auseinandersetzung zusammen. EBP ist tätig in der Beratung, der Planung, dem Bau, der Kommunikation und der Informatik. Das Unternehmen fördert Kunst systematisch und hat weltweit 500 Mitarbeitende.

Die Ausstellung „Sichtbare Zeit“

Gletscher sind der Fiebermesser der Erde. Die Abschmelzung der Gletscher ist beobachtbar und unbestritten. Der Klimawandel im Sinne der Erderwärmung wird uns vor Augen geführt. Experten gehen davon aus, dass sich bei gleich bleibender Erderwärmung, die Gletscher bis Ende des Jahrhunderts vollumfänglich zurückgezogen haben. Wenn das eintreffen würde, hätte die Schweiz als Wasserschloss von Europa ein grosses Problem. Gesichertes Wissen oder Hypothesen sind eine Quelle für künstlerische Arbeiten. Bekannte Schweizer Kunstschaffende machen mit ihren Arbeiten den Klimawandel erlebbar. Sie vereinen Kunst und Wissenschaft, schaffen dabei eine „Hommage“ an die Schönheit und Vergänglichkeit unserer Landschaften. Diese Art Kunst beschäftigt sich mit den seelischen Geheimnissen unserer Aktualität und erreicht damit einen hohen Grad an Verbindlichkeit.

Die Ausstellung zeigt prägnante künstlerische Positionen, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln und mit verschiedenen Medien mit Gletschern als Symbol für Veränderung und Wandel beschäftigen. Die Werke dokumentieren den Reiz der Landschaften und veranschaulichen  die erheblichen Veränderungen der Gletscher in den letzten Jahrzehnten. Den Betrachtenden wird der Klimawandel, gestützt auf einer wissenschaftlichen Grundlage, auf künstlerische und poetische Art und Weise nahe gebracht. Die Menschen unserer Zeit sind fähig das zu zerstören, was sie lieben – die Natur.

Der Glarner Fotokünstler Fridolin Walcher

Er passt mit seinen Arbeiten perfekt in das angesprochene Umfeld. Gerne erinnere ich mich an die Ausstellung und die Buchpublikation im Kunsthaus Glarus zu „des Gletschers Kern“. Seit vielen Jahren setzt sich Fridolin Walcher mit der Ästhetik der Veränderungen in unserer Bergwelt auseinander. Seine Werkserie „dünnhäutig“, gedruckt auf feinem Japanpapier, thematisiert die Gletscher und ihre Verletzlichkeit. Die Zeichnungen auf den Gletschern zeigen, dass der Firnschnee der letzten Jahre weggeschmolzen ist. Unter dem Neuschnee zeigt sich direkt altes Sommereis. Die Gletscher verändern ihre Grösse und die Dicke nimmt rapide ab. Dünnhäutig ist die Oberfläche des „ewigen Schnees“ geworden. Die Langsamkeit der analogen Naturfotografie und die Teilnahme an der Portraitfotografie sind Themen die Fridolin Walcher beschäftigen. Er ist stets offen für andere Kulturen, Arbeitsprozesse und Lebensweisen. Der Künstler hat die Inuit, ein Volksstamm aus Grönland, bei seinem Aufenthalt portraitiert. Er erfasst  die Eigenart der Menschen. Er arbeitet für Publikationsprojekte und Ausstellungen. Seine Originalbilder sind der Öffentlichkeit in seinem Bilderlager in Linthal, Kanton Glarus, zugänglich. 2013 ist Fridolin Walcher mit einem Atelierstipendium in Berlin ausgezeichnet worden.

Die weiteren Künstler:innen in der Ausstellung

Ludwig Berger  interagiert in seinen Installationen und Performances auf spielerische Art mit „more-than-huma-worlds“; Gletscher, Moore oder Bienenstöcke. Er komponiert für Film, Theater oder Radio und kuratiert das Tape Label Vertical Music. Am Institut für Landschaftsarchitektur der ETH unterrichtet er audiovisuelle Feldarbeit. „Melting Landscapes“ ist eine Klanginstallation aus den Aufnahmen der mehrjährigen Feldarbeiten am Morteratschgletscher. Die Arbeit ist eine symbiotische Beziehung zwischen Wissenschaft und Kunst. Das Eintauchen in die innere Klangwelt des Gletschers ist bei seiner Arbeit möglich.

Ester Vonplon hat bei der Arbeit „Wieviel Zeit bleibt der Endlichkeit?“ auf ihrer Reise durch die Arktis eine Grossbildkamera eingesetzt. Für ihre Serien griff sie auf Negative zurück. Diese entstehen als Nebenprodukt beim Sofortbildverfahren während in der Kamera das Positiv belichtet wird. Zwei Sommer lang besuchte Ester Vonplon mit Grossbildkamera und Mikrophon die Gletscher. Sinnlich und poetisch zeigen die Fotografien das Sterben der Gletscher. Aus den Tonaufnahmen komponierte Stephan Eicher ein Requiem für die sterbenden Gletscher.

Huber.Huber thematisieren „vom Sterben der Gletscher“. Die schwimmende Keramikskulptur in Form von Eisbergen wirft Klimafragen auf und impliziert Gefahr. Der Eisberg ist für Huber.Huber ein Mahnmal für die verheerende Erderwärmung. Die beiden Polkappen und die Gletscher schmelzen. Bildlich führt uns die Skulptur unser Tun vor Augen und trotzdem kommt der Kampf gegen die globale Erwärmung nur schleppenden in Gang. Die dreiteilige Fotoarbeit fordert die Besucher:innen zur Interaktion auf. Sie führen die langsam voranschreitende Fragmentierung eigenhändig weiter. Mit einem Metallstift tragen sie die Oberfläche der Fotografie ab und damit ideell den Gletscher.

Fabian Oefner zeigt „*Timelines“. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit mit Google Arts & Culture. Die Serie von Fotografien visualisiert den Wandel der Alpengletscher. Der Künstler und sein Team arbeiteten mit dem Institut für Glaziologie der ETH zusammen. Die Bilder verbinden Kunst und Wissenschaft auf interessante Art und Weise. Der Künstler erforscht mit seinen Arbeiten die Grenzen zwischen Zeit, Raum und Realität. Er schafft fiktive  Momente und Räume, die real aussehen und sich auch so anfühlen. Den Betrachtenden wird vorgeführt, wie wir Realität wahrnehmen und definieren. Inspiriert von der Wissenschaft, geht der Künstler sehr methodisch vor. Gleichzeitig lässt das Vorgehen spielerische, unerwartete Momente entstehen.

Fazit

Es sind  fünf verschiedene Kunstschaffende zu sehen, die sich dem gleichen Thema des Gletscherschwunds widmen. Das Interessante darin ist, dass ganz verschiedene Wege und Methoden gewählt werden um sich dem Thema zu stellen. Das ist die Freiheit der Kunst, bei welcher aus unterschiedlichen Perspektiven eine Ganzheit der Thematik entstehen kann. Weiter ist das aktuell beobachtbare Interesse der Kunst an der Wissenschaft zu beobachten. Auch da sind verschiedene Ansätze der Verbindung von Kunst und Wissenschaft zu beobachten. Für Besucher:innen der Ausstellung ist  eine interessante Vielfalt zum gleichen Thema zu beobachten.

Die Ausstellung führt die folgenden Kunstschaffenden zusammen: Ludwig Berger, Ester Vonplon, huber.huber und Fabian Oefner.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
0793758199

Kategorie

  • Glarus
  • Zürich

Publiziert am

15.06.2022

Webcode

www.glarneragenda.ch/Q5j4TD