20231020 124045[1]Katzen Cover
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Screenshot 2023 10 18 201024Portrait Claudio Landolt
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Screenshot 2023 10 18 201127Portrait Marcel Moser
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20231020 124236[1]Katzen Blick ins Buch
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20231020 124134[1]Katzen Blick ins Buch
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Glarus

Claudio Landolt und Marcel Moser präsentieren das Katzenbuch «Katz-ups»

Die Glarner Claudio Landolt, Autor und Musiker und Marcel Moser, Kulturveranstalter und Gestalter, präsentieren das neue Buch „Circa 244 Knochen - Katz-Ups“ an einer Lesetour, die am 29. Oktober 2023 um 14 Uhr in der Kirche Matt Station macht. Die Veranstaltung wird ergänzt mit Musik von Martina Berther und Philipp Schlotter, die wegen persönlicher Bindung, Matt als Ort der Aufführung ausgewählt haben. Sie haben in in der Kirche in Matt ein Soundart-Album aufgenommen, das sie an der Veranstaltung präsentieren werden.

Claudio Landolt wohnt in Glarus. Er hat Kulturpublizistik und Elektroakustische Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste studiert, arbeitet als Musikredaktor bei Radio SRF und ist freier Autor. Marcel Moser lebt und arbeitet in Glarus. In seiner künstlerischen Praxis beschäftig er sich mit Formen der visuellen Gestaltung und ist vielseitig tätig, beispielsweise als Älpler oder Zimmermann. 

Zum Katzenbuch

Claudio Landolt folgt einem Traumbild des Cut-Up-Pioniers William S. Burroughs, der Katzenliebhaber ist. In Zusammenarbeit mit Marcel Moser ist das vorliegende Buch entstanden. Es geht um ein Buch, welches in dieser Art inhaltlich und gestalterisch einzigartig ist. Claudio Landolt kaufte bei einem Gang ins Antiquariat 25 Katzenbücher und begann die Texte zu zerschneiden und neu zu arrangieren. Das Resultat sind „Katz-Ups“, auf 80 Seiten verteilte Text-Collagen, erschienen beim Verlag www.menschenversand.ch. Die verschlungenen, oft undurchschaubaren Beziehungen zwischen Menschen und Katzen, zwischen Gedichten bis zu komponierten Listen und klangpoetischem Gefauche ist das aussergewöhnliche Resultat. Marcel Moser ergänzt die Katzen-Gedichte mit Bild-Collagen, die auf den antiquariarischen Katzenbüchern aufbauen und näher an die Katzen als symbolische Figuren heranführen. Die Katzen sind immer in Aktion, krallen sich an Buchseiten fest und erreichen durch unerwartete Kombinationen die Ästhetik des Monströsen. Die Toleranz der Autoren lässt es auch zu, dass sich auch Hundemenschen für das Buch interessieren können.

Weltweit soll es rund 600 Millionen Katzen geben und die Schweiz gilt als „Katzenland“, da es mehr Katzen als Hunde in privaten Haushalten gibt. Katzen unterscheiden sich von Hunden, die zum besten Freund werden können und eine Schutzfunktion ausüben. „Katzen haben keine Frauchen und Herrchen. Katzen haben Angestellte“ – Quelle: Jonathan B. Losos; Von der Savanne aufs Sofa. Eine Evolutionsgeschichte der Katzen, 2023 – Der  berühmte Katzenforscher Losos geht davon aus, dass Katzen nicht ausschliesslich Eigenbrötler sind, weil sie auch in grossen, sozialen Gruppen leben, wenn es um die Fortpflanzung geht. Sie sind auch talentierte Kommunikatoren. Der senkrecht aufgestellte Schwanz signalisiert Freundlichkeit und Entspanntheit, während die zurückgelegten Ohren das Gegenteil bedeuten. Die Katzen beanspruchen Freiheitsräume, die sie auch verteidigen. Wer einer Katze näher kommen will braucht Geduld, da sich die Katze selbst auf uns Menschen zubewegt. Ihre Eigensinnigkeit und der persönlich beanspruchte Freiheitsraum machen sie nur schwer dressierbar. Katzen sind ausserhalb des Hauses aber auch Killer. Dies gehört alles dazu, wenn es um Katzen geht, die als Influencer im Internet für viele Klicks sorgen, weil der „Jöö-Effekt“ die Menschen begeistert. Als Blogger hatten wir in unserer Familie weit über zwanzig Jahre Katzen, die uns die volle Aufmerksamkeit abgefordert haben.

Zitate aus dem Buch

Zum Einstieg in einzelne Kapitel wird jeweilen ein Zitat vorangestellt.

«Keine Katze tritt so unüberlegt wie der Hund in ein Zimmer» Ja, das zeigt die Vorsicht oder den Abstand des wilden Tiers. Katzen warten ab, bis es für sie stimmt, wo auch immer.

«Morgens gleiten sie auf sanften Pfoten durchs Schloss» Die sanften Pfoten passen zur Umgebung, besonders für Katzen, die sich in heiligen Tempeln aufhalten dürfen und sogar angebetet werden. Doch wehe, wenn sie belästig werden, dann fahren sie ihre Krallen aus den samtenen Pfoten aus.

«Es liegt also an uns, wenn wir sie nicht verstehen» Katzen sind in verschiedenen Kulturen ein Symbol für Freiheit, Eleganz,  Unabhängigkeit oder Willensfreiheit. Sie wird aber auch mit Heimlichkeit in Verbindung gebracht, besonders weil sie Nachts unterwegs sind. Schliesslich stehen sie sogar für die Hexerei, besonders schwarze Katzen. Da soll noch jemand behaupten, er verstehe Katzen.

«Die Katze studiert die Chance zwischen Tür und Mensch» Sie kommen durch jede Öffnung, wenn der Kopf durch das Loch hindurch geht. Die Fluchtwege der Katzen sind unergründlich. Sie verschwinden und tauchen wieder auf, als ob nichts geschehen wäre.

«Katze hier knurrt um Herrn streichelt denn ist heilig Tier» Welcher Katzenhalter:in hat nicht schon die beruhigende Wirkung des Schnurrens erlebt. Sie ist, wenn sie sich auf dem Bauch des Menschen niederlässt ein wahrlicher Psychiater, der die Welt wieder ins Lot bringt.

«In ihrem grossen Egoismus liegt der grosse Charme der Katz. Nach ihr die Sintflut ungezügelt leben Katzen Weigerung» Also ob die Katze ein Symbol der heutigen Verwirrungen in der Welt wäre. Der Egoismus statt Altruismus ist eine Triebfeder unserer wirtschaftlichen Existenz und im liberalen Kontext ein Garant für den Wohlstand.

Ein Gedicht zur Katze……

Du von der Natur gewollte Form

Du Begriff des Schönen

An den florentinischen Eber in den Uffizien erinnernde

Anschaubare Tigergestalt

Du glückliche Stille

Du wahre und edle Gabe

In Bewegung Entwicklung und über

Gang bedachtsame Verheissung

Du heitere Formwerdung des Naturwillens

Du liebliches Gleichnis

Zwischen Schicksal und Freiheit alles erahnendes

Schlummerndes behagen

Du Harmonie von Bau und Bewegung

Du völlige Haltung und Gebärde

Ohne Fehl die anmutigste Linie verfolgende

elegante Ausführung

Du dargebotene Artschönheit

Du Sorgfalt in Grösse und Farbe

In Gültigkeit und Ausdruck deutlich

verkündete Individualschönheit

 

Fragen an Claudio Landolt:

«Worum geht es bei der Katzentour?»

Claudio: Einerseits geht es darum das Buch unter die Leute zu bringen, andererseits geht es darum Texte performativ umzusetzen auf der Bühne.

«Wie ist das Duo Landolt und Moser auf die Idee des Katzenbuchs gekommen?»

Claudio: In der Nacht hatte ich den Gedankenblitz Katz-Ups, den ich sofort aufgeschrieben habe. Die Idee war es also, mit Katzenliteratur Cut-Up-Gedichte zu machen. Die «Cut-Up-Technik» verschneidet bestehende Texte (cut-up) und collagiert sie zu etwas Neuem. Mit meinem langjährigen Freund Marcel Moser, bin ich auf einer Velotour auf die Idee gekommen das Katzenbuch zu realisieren. Am Beginn des Prozesses stand der Kauf von 25 Katzenbüchern in einer Brockenstube. Texte sind gefunden worden und Bilder, die Marcel ausgeschnitten hat und in eine Komposition überführte. Ich selbst habe nichts gedichtet, sondern mir bestehende Texte, Fragmente und Wörter nur angeeignet und zu konzeptionellen Gedichten geformt. Ich habe Texte gesucht und leicht ergänzt, wie bei obigem Gedicht, wo unter anderem das Wort «Du» an den Anfang einer jeder Zeile gesetzt worden ist, die ich aus einem Text zusammengesucht habe.

«Welche Beziehungen habt ihr zu Katzen und was ist am Verhalten von Katzen für euch von Interesse?»

Claudio: Ich mag ihre Ambivalenz. Der Schönheit steht Unheimliches gegenüber, dem Wilden die Anschmiegsamkeit. Der Mensch versucht immer wieder Katzen zu beherrschen und auf den «Jöö-Effekt» zu reduzieren. Das gelingt aber nicht, weil sich die Katze solchen Ansinnens entzieht.

«Welche Beziehungen gibt es zum Dadaismus? Eine Bewegung mit Start 1916 in Zürich, gegründet von Deutschen und Französischen Kriegsdienstverweigerern. Nur der Nonsense macht noch Sinn. Johannes Baader, ein Vertreter des Dadaismus: «Proktatur des Diletariats»

Claudio: Mich interessiert diese Strömung vor allem im Kontext ihrer Klangmalerei und ihres «Sounds». Sie ist eine Form von Sprache mit sehr unterschiedlichen Auslegemöglichkeiten. Es geht dabei auch oft darum, etwas zu dekonstruieren und aus den Trümmern wieder etwas zu kreieren; Konstruktion durch Destruktion. Eine Form von Anti-Kunst. Dieses Buch kann auch als Antwort auf die aktuell allgegenwärtige «Message-Euphorie» gelesen werden.

«Was ist zu verstehen mit «zwischen Literatur und Wahnsinn»?

Claudio: Unser Projekt ist nicht einfach zu verorten. Die Beschreibung «zwischen Literatur und Wahnsinn» gibt einen Anhaltspunkt zum Feld, in dem unsere Text/Bild-Collagen angesiedelt sind.

«Es wird auch Musik gespielt. Ist Katzenmusik zu hören? Oder was?»

Claudio: In einem gewissen Sinn ist es Katzenmusik, die bei unserer Aufführung zu hören ist. Die Musik soll den Texten eine Stimme geben. Sei es beispielsweise durch stimmlich imitiertes Katzenschnurren, oder sich überlagernde Loops aus gelesenem Text. Unsere Aufführung verbindet Text, Bild und Tonelemente zu einer multimedialen Lesung

Herzliche Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Matt.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

22.10.2023

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www.glarneragenda.ch/edess3