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Glarus

Anna Göldi Museum zum Thema psychische Gewalt

Das Anna Göldi Museum thematisiert das Thema „Gewalt“ vom 25. November bis zum 10. Dezember. In dieser Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ setzt das Museum ein Zeichen, in Kooperation mit verschiedenen Glarner NGOs und Frauen- und Menschenrechtsorganisationen. Die Aktion ist eingebettet in weitere Aktivitäten wie Kerzenziehen, Laternenbasteln und einem Film-Matinée zu den Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie.

„Psychische Gewalt“ hat viele Gesichter. Sie ist das Fokusthema der diesjährigen Kampagne. Die Autorin Doris Walser legt in ihrem historischen Roman „Alma und Zia“ eine subtile Beschreibung des Phänomens vor. Der Roman spielt vor dem Hintergrund der Textilindustrie des frühen 20-sten Jahrhunderts und zeigt, wie zwei unterschiedliche Frauen am gleichen narzisstischen Mann scheitern. Die Autorin führt am 25.11.23 um 17 Uhr im Göldi Museum ein Gespräch mit Dr. Peter Peiler, medizinischer Leiter der Frauenklinik am Meissenberg und eröffnet die „Orange Days 2023“. Der Kamin wird während der Dauer von 16 Tagen in oranges Licht getaucht.

Psychische Gewalt kennt viele Formen, beispielsweise Stalking, Drohung, Erpressung, Mobbing etc. Die Gefühle der Opfer, ihre Gedanken, der Selbstwert oder die -Sicherheit sind bedroht. Die betroffenen Menschen werden erniedrigt, verstört, verängstigt und gering geschätzt, was bei den Rollenmustern von Aggressor, Opfer und Retter zu „psychischen Spielen“ führt, die in der Regel  vom Auslöser des „Spiels“ gewonnen werden. Es handelt sich immer um verdeckte Kommunikationsmuster bei denen das Gesagte nicht dem Gemeinten entspricht. Die Spiele sind schwierig zu durchschauen, weil die drei Rollen Aggressor, Opfer und Retter zwischen zwei Personen ablaufen. Das Resultat ist immer eine Gewinner-Verlierer-Situation. Gewinner sind die Aggressoren, Verlierer die Ofer. Diese Konstellationen sind im Unterbewussten tief eingeprägt, stammen aus der Kindheit und führen zu Hilflosigkeit, in Extremfällen zur Bedrohung der Existenz oder zum Tod. Eric Berne hat vor vielen Jahren den Bestseller „Spiele der Erwachsenen“ in mehrfacher Auflage publiziert  und rund 50 konkrete Situationen beschrieben, die Gewinner und Verlierer produzieren und in psychischer Gewalt enden können – Quelle: Eric Berne, Spiele der Erwachsenen, Orell Füssli, über 10 Millionen verkaufte Exemplare –

Der Glarner Landrat lehnt einen Kredit für eine Edition der Anna-Göldi-Akten mit 26 zu 24 Stimmen ab. Es ist um CHF 250 000.—gegangen, um die Akten des Prozesses  gegen die letzte Hexe in Europa zu editieren. Der Tenor „man muss sparen“ hat obsiegt – Quelle: Südostschweiz, 9.11.23 -  Es geht um einen relevanten und erheblichen Teil der Glarner Geschichte“, so Ständerat Mathias Zopfi. Auch das Argument von Andrea Trummer, dass der Kanton ein peinliches Zeichen nach aussen setze, hat die Sparer nicht überzeugen können. Die Rechtsquellen werden für längere Zeit kein Thema mehr sein, so Roland Goethe der Motionär.

Das Bundesamts für Statistik zeigt 2022 bei der häuslichen Gewalt 19978 Straftaten, was im Vergleich mit 2021 einer Zunahme von 3,3% entspricht. Aufgeteilt nach verschiedenen Themen zeigen sich die folgenden Inhalte: 33% Tätlichkeiten, 20% Drohungen, 19% Beschimpfungen, einfache Körperverletzung 11%. Seit 2009 sind diese Werte relativ stabil. 2022 waren von minderschwerer und angedrohter Gewalt 28 763 Personen betroffen, bei 32847 Straftaten, mit einer Aufklärung von 85,6% - Quelle: Bundesamt für Statistik, Polizeiliche Kriminalstatistik 2022, Datenbank vom 16.2.23 -

Psychische Gewalt ist eine subtile Form der Misshandlung, mit verheerenden Folgen wie bei  körperlicher Gewalt. In Beziehungen erleben Frauen psychische Gewalt häufiger als Männer. Viele Opfer gestehen sich ihre Situation jedoch nicht ein. Am häufigsten kommen diese Formen von Gewalt in der eigenen Familie vor. Mehr als die Hälfte der „Femizide“ werden von gewalttätigen Männern begangen, die mit dem Ofer durch irgendeine Beziehung verbunden sind, egal ob es sich um Ehemänner oder Familienangehörige, Freunde oder Ex-Freunde handelt. Die Art der psychischen Gewalt ist perfide, weil sie sehr oft nicht als solche erkannt oder aus Scham verheimlicht wird. Die Übergriffe finden in der Regel hinter verschlossenen Türen statt. Es gibt also Personen, die in toxischen Beziehungen leben und sich dessen nicht bewusst sind. Die eingesetzte Taktik ist manipulativ, beginnend  unmerklich und das Opfer immer mehr in einen Sog nach unten ziehend und jedes Selbstwertgefühl beraubend. Die Täter suchen sich Opfer aus, die ihren Taktiken wenig entgegensetzen können. Man kann von einem „Beuteschema“ sprechen. Männer sind deutlich weniger häufig in der Opferrolle. Es ist ebenso möglich, dass Frauen an Männern, Männer an Männer und Frauen an Frauen psychische Gewalt ausüben können. Typische Zeichen psychischer Gewalt können sein: Kontinuierliche Abwertung mit Geringschätzung, Taktik des Schweigens mit verweigerter Kommunikation, passiv-aggressives Verhalten, psychische Spiele, Manipulation mit Zweifel an der eigenen Urteilsfähigkeit, extreme Eifersucht, Misskredit in der Öffentlichkeit, kontinuierliche Bedrohung, Erpressung oder Manipulation  und emotionaler Missbrauch – Quelle: www.geofeminin.de – Es versteht sich von selbst, dass eine Person aus diesen Schemen nicht selbst herausfinden kann.

Die Frage stellt sich, ob Gewalt durch soziale Verhältnisse hervorgerufen wird, oder ob diese in der Natur der Menschen liegt. Gibt es biologische Prädispositionen, die zur Gewaltausübung führt? In der Soziologie ist ein Anker die Machttheorie von Max Weber. Heinrich Popitz – Quelle: Heinrich Popitz: Phänomene der Macht, Tübingen 1986 – versteht Gewalt als eine Form der Machtausübung. Er meint, dass der Mensch nie muss, aber immer gewaltsam handeln kann. Gewalt ist eine Option menschlichen Handelns, die ständig präsent ist. Keine umfassende soziale Ordnung beruht auf der Prämisse der Gewaltlosigkeit. Die Macht zu töten und die Ohnmacht des Ofers sind latent oder manifest Bestimmungsgründe der Struktur sozialen Zusammenlebens.

Die moderne Neurowissenschaft versucht mit der Analyse von Hirnbildern das Verhalten von Personen zu erklären oder sogar vorherzusagen. Selbst bei Gewalttätern steht man vor einem Rätsel. Nur Hirnbilder zu betrachten greift zu kurz, weil jeder Mensch eine persönliche Biografie hat, die unverwechselbar ist und im späteren Leben auch unerwartete Reaktionen auslösen kann. Die Hirnbilder weisen auf Prägungen über Generationen hin, können aber die unterschiedlichen Prägungen in der Biografie nicht erklären. Ein typisches „Gewaltprofil“ kann angelegt sein, führt aber nicht automatisch zur Gewaltanwendung, weil eine liebevolle Erziehung das Gewaltpotenzial nicht wachrütteln kann. Das Unbewusste des Menschen spielt eine starke Rolle und hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Welt des Bewusstseins. Das Bewusstsein ist eine Insel im Ozean.

Aktuell, und schon früher, lebten und  leben wir in einer Zeit der Diktatoren und Autokraten, die Narzissmus als Charaktermerkmal in sich tragen, ihr Umfeld oder ganze Nationen nach den Prinzipien von Machiavelli manipulieren und unfähig sind Menschlichkeit zuzulassen. Hartherzigkeit und Gefühlskälte sind die Treiber dieser Personen. Sie haben eine Aura des Delegierten der Vorsehung. Unerklärbar ist aber, dass diese Menschen eine grosse Anhängerschaft, oder „Follower“ haben können, die in der Masse das Hirn ausschalten und sich den Anweisungen fügen.

Gewalt und insbesondere psychische Gewalt ist etwas, das zum Mensch-Sein gehört. Die dunklen Kräfte in einer Person können unmittelbar hervortreten und Katastrophen anrichten. Diese Optik ist keine Bankrotterklärung. Im Gegenteil gilt Gewalt zu bekämpfen und möglichst konstruktive Voraussetzungen zu schaffen, dass die Gewalt nicht ausbricht. Lobenswert für die Vertreter:innen von Anna Göldi, dass sie sich diesen Herausforderungen stellen.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

09.11.2023

Webcode

www.glarneragenda.ch/Repn46