Ausstellungsplakat Lihn
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Ausstellungsplakat Bsinti
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Inuit
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Eisberge
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Leben in der Abgeschiedenheit
Leben in der Abgeschiedenheit
Wenn Bäume in den Himmel wachsen
Wenn Bäume in den Himmel wachsen

Glarus

Fridolin Walcher zeigt Fotos zu "Inuit" und "Alpine Fotografie"

Fridolin Walcher ist aktuell mit „Wohin zieht der Inuit, wenn das Eis schmilzt?“ und „Würden Bäume in den Himmel wachsen?“ im Bsinti Braunwald und im Lihn zu sehen. Die Ausstellung im Bsinti dauert vom 18.12.21bis 20.3.22, im Lihn, Filzbach ab 21.1.22 – Vernissage um 18:30

Wohin zieht der Inuit?

Mit der Ausstellung „Wohin zieht der Inuit, wenn das Eis schmilzt?“ knüpft Fridolin Walcher an der Ausstellung „Des Gletschers Kern“ im Kunsthaus Glarus vom 12.1.20 bis zum 1.3.20 an. Der dreiwöchige Aufenthalt in einem grönländischen Dorf führte zu Fotografien, vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Fakten und sprechen die Sinne an. Die aktuelle Ausstellung verbindet die Lebensweisen im Inuit-Dorf Kullorsuaq mit deren Kultur und zeigt eindrückliche Bilder dieses Volkes. Panoramen von endlosen Landschaftsfotografien aus Grönland sind mit Portraits der dort lebenden Inuit verbunden.

Fridolin Walcher schildert ein eindrückliches Erlebnis im Kontakt mit den Inuit: „Der einzige Garten, den  die Menschen haben, ist das gefrorene Meer als Jagdgrund und zum Fischen. Es gibt nichts  anderes zu ernten. Wenn das Meer nicht gefroren ist, existiert der Garten nur eingeschränkt. Dieses Jahr ist das Meer anstatt schon seit Ende November erst im Januar begehbar.

Ich war anfänglich schockiert, dass Jäger und Fischer ihre Beute nicht sorgfältiger behandeln. Überall lagen tote Fische und Robben im Schnee, vor dem Haus oder auf dem Meer. Ich musste zuerst begreifen, dass der Tiefkühlschrank überall vorhanden ist und dass die Art der Lagerung sehr sorgfältig gewählt worden ist.

Dass ein abgelegenes Dorf selbst bestimmt, keinen Alkohol zu verkaufen, hat mich beeindruckt.  Ebenso, dass ein so abgelegenes Dorf von 450 Bewohnern:innen  – eine Flugdistanz mit dem Helikopter von einer Stunde zum nächsten Dorf – eine Schule mit 90 Schülern hat. Eine gedankliche Verbindung zu den Bergdörfern in der Schweiz ist bei mir ins Bewusstsein hochgekommen.

Die gesprochene Sprache „Kalaallisut“ ist sehr komplex, für mich unverständlich. Mir ist zugute gekommen, dass die Inuit nicht so viel reden, ähnlich wie unsere Bergler in der Schweiz. Auf der Jagd wird nicht gesprochen. Gesten und die Mimik sprechen für sich und machen deutlich, was die Absichten sind. Über diese körpersprachlichen Ausdrucksweisen habe ich den Zugang zu den Inuit gefunden“.

Das Volk der Inuit

„Inuit“ bedeutet „Menschen“.  Es handelt sich um die indigenen Volksgruppen, die im arktischen Zentral- und in Nordostkanada sowie auf Grönland leben. Der Begriff „Eskimo“ ist keine Eigen-, sondern eine Fremdbezeichnung. „Eskimo“ ist bei  den Weissen  abwertend besetzt. Die Eskimos untereinander haben mit dem Begriff kein Problem. Es gibt Bestrebungen den Begriff durch „Inuit“ zu ersetzen. Inuit wird auch als östliche Sprachgruppe der Eskimosprachen genannt.

Die „Inuit-Kultur“ versteht sich bis heute als einheitliche Jagdkultur, die bis zur Mitte des 20-igsten Jahrhunderts vor allem auf dem Jagen von Meeressäugern und von Landtieren basierte. Wichtige Jagdwaffe ist die Harpune. Auch Pfeil und Bogen sind von Inuit und verwandten Völkerschaften verwendet worden. Ausser der Jagd betreiben sie Fischfang. Es handelt sich um eine nomadische Lebensweise. Sie können nur in Küstenregionen mit Gletschereis leben.  

Die Sozialstruktur der Inuit-Gesellschaft ist weitgehend egalitär. Jeder Mensch hat prinzipiell die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu den Ressourcen, mit geringen Rangunterschieden. Bei ernsthaften Streitigkeiten gab es Ahndungen über öffentlichen Spott oder das Austragen von Faustkämpfen, machmal sogar die Austragung von Gesangsduellen. Nur bei extremen Fällen gab es die Spaltung einer Gruppe oder die Todesstrafe.

Zur Fortbewegung auf dem Wasser wird der Kajak benutzt. Auf dem Land und dem Meereis werden  Schlittenhunde eingesetzt. Im Sommer sind die Tiere als Tragtiere genutzt. Die Inuit leben als Familiengruppen in Camps. Schneehäuser dienen in der Regel nicht als permanente Winterunterkünfte. Im Sommer findet das Leben in luftdurchlässigen Zelten statt.

Die ursprüngliche Religion ist animistisch, das heisst alle Tiere, Pflanzen und die leblosen Dinge gelten als mit einer menschenähnlichen Seele verbunden. Die ganze Welt ist mit Geistwesen bevölkert, über welchen es einige gottähnliche Gestalten gibt. Der Schamane gilt  als Mittler zwischen den Welten.  Die Glaubensvorstellungen der Inuit stimmen mit anderen Eskimovölkern überein.

Seit dem zweiten Weltkrieg hat es in der Kultur Umwälzungen gegeben. Das Nomadenleben ist nicht mehr der Lebensstil. Inuit bewohnen, im Süden Kanadas, vorgefertigte Siedlungshäuser. Schlittenhunde sind da und dort durch Schneemobile ersetzt, Kajak durch fabrikgefertigte Kanus mit Aussenbordmotoren. Seit den 1950-iger Jahren hat  die Inuit-Kunst und das Kunsthandwerk als wichtiger Teil der Wertschöpfung Bedeutung erreicht. Es gibt aber auch staatenübergreifende  Bewegungen, welche  die Kultur der Inuit bewahren wollen. Ein bedeutendes Problem ist die globale Erwärmung, die das traditionelle Leben der Inuit verändert, weil sich auch die Tier- und Pflanzenwelt verändert. Die kulturellen Veränderungen spiegeln sich auch bei den sozialen Problemen. Beispielsweise haben Gebiete, in welchen Inuit leben, hohe Suizid-Raten. Depressionen, Alkohol- und Nikotinmissbrauch gehören zu den neuen Problemen in der Gesellschaft.

2015 hat die kanadische Inuit-Aktivistin Sheila Watt-Cloutier für den lebenslangen Einsatz für die Rechte der Inuit und für den Erhalt ihrer Lebensgrundlage und Kultur, die vom Klimawandel aktuell bedroht ist,  den „Right Livehood Award“ erhalten, den alternativen Nobelpreis.

 

Würden Bäume in den Himmel wachsen?

Die Ausstellung im Lihn, Filzbach, wird am 21.1.2022 eröffnet. Neben grossformatigen schwarz-weiss Fotografien zeigt Fridolin Walcher auch kleine Arbeiten. Alle Arbeiten sind zwischen 2009 und 2021 mit analogen Kameras auf Film entstanden. Für den Künstler sind reale Bäume und Urwälder seit jeher ein magischer Anziehungsort, in den Bergen oder irgendwo auf der Welt. Der Fotografkollege Tres Camenzind aus Zürich wird in einem Gespräch mit Fridolin Walcher an die Arbeitsweise und die Fotografien heranführen.

Wenn Bäume in den Himmel wachsen könnten, hätten wir keine Umweltprobleme. Wir leben in unserer Gesellschaft und Wirtschaft noch immer mit der Illusion, dass Bäume in den Himmel wachsen könnten. Immer noch geht es um das Wirtschaftswachstum als Mantra zur Lösung all unserer Probleme. Dass es auch anders gehen könnte, hat der Ökonom E. F. Schuhmacher schon in den 70-iger Jahren konkret formuliert. Gelernt haben wir aus diesen Einsichten nichts. Schneller, grösser, endlos profitabler sind immer noch die Grundüberlegungen in der Wirtschaft und Gesellschaft.

Bäume sind die Lungen unserer Erde. Sie absorbieren CO2 und tragen zum klimatischen Gleichgewicht bei. Bäume sind die Gegenspieler unserer Atmung und schienen lange Garant dafür zu sein, die menschengemachte Übernutzung der Erde nicht ans Tageslicht treten zu lassen. Bäume sind nicht einfach tote Materie. Heute weiss man, dass Bäume miteinander kommunizieren und das Zusammenleben in den Wäldern kooperativ gestalten. Bäume könnten in unseren Betonwüsten Schattenspenderfunktionen übernehmen, die den technischen Hilfsmitteln weit überlegen sind.   Bäume sind auch ein wesentliches Symbol unserer Persönlichkeit. Die Darstellungen von Bäumen sind Ausdruck unserer Lebensbiografie. Zum Verständnis einer Lebensbiografie wird der Baum als Grundelement betrachtet. In der Kunst und Kultur sind Darstellungen von Bäumen und Wäldern beliebte Sujets, die mit ihren vielfältigen Formen und mit  ihrer Farbigkeit die Jahreszeiten bestimmen und in unserem Leben deutliche Spuren hinterlassen.

Eduard Hauser

 

 

 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

17.01.2022

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