Forscher am Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Forscher am Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Grosse Kalbung - Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher
Grosse Kalbung - Jakobshavn-Gletscher - Foto: Fridolin Walcher

Glarus

Fridolin Walcher und der Eistanz in Grönland

Der Glarner Fotograf Fridolin Walcher dokumentierte im Sommer 2023 während zwei Monaten die Veränderungen des Gletschers in Grönland. Mit seiner fotografischen Arbeit erforscht er in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich, wie wir Menschen unsere Umwelt verändern. Dabei wechselt er seinen Blick auf die Menschen, die sich und ihr Leben durch die Veränderungen in ihrer Umwelt selbst verändern.

Seit 2017 befasst sich Fridolin Walcher schwerpunktmässig mit der Eisschmelze in den Glarner Alpen und in Grönland. Er zeigt seine Arbeiten in Ausstellungen im In- und Ausland und in Publikationen wie „The Glacier`s Essence“ bei Scheidegger & Spiess, Zürich 2020. Seine Arbeiten wurden von verschiedenen Sammlungen angekauft, wie der Photostiftung Schweiz und der Kunstsammlung des Kantons Zürich.

Die neuen Erfahrungen vom Aufenthalt in Grönland fliessen in die Verbandsausstellung zum 75 Jahre Jubiläum der Schweizer Pressefotografen und Videojournalisten ein, die Mitte November in der Photobastei Sihlquai 125 in Zürich eröffnet wurde und bis zum 3.12.23 dauert. (www.s-p-v.ch) Der Verband hat heute mehr als 50 Mitglieder aus allen fotografischen Bereichen. Gerade wegen der sich verändernden fotografischen Landschaft und weil die Situation für die eigentliche Pressefotografie immer schwieriger wird, ist der Austausch von Erfahrungen und Bildern immer wichtiger.

Die Gletscher nehmen beim Schmelzen Tempo auf. Mit einer Fliessgeschwindigkeit von mehr als 40 Metern pro Tag, ist der Jakobshavn Gletscher in Westgrönland heute der am schnellsten fliessende Ausflussgletscher der Welt. Unter der Leitung von Dr. Martin Lüthi, Uni Zürich, forscht das geografische Institut seit 2014 an grönländischen Ausflussgletschern über die Gletscherdynamik, Gletscherkalbung und deren Prozesse an der Basis.

Im Juli 2023 war Fridolin Walcher eingeladen, das vierköpfige Forschungsteam an die Kalbungsfront des produktivsten Gletschers bei ihrer Arbeit zu begleiten. 60 Kilometer entfernt von den nächsten Siedlungen überwachten die zwei Glaziologen und zwei Seismologinnen ihre Instrumente, immer die Front im Auge, die 150 Meter aus dem Wasser ragt. Das Eis steht an dieser Stelle, wo es abbricht, 800 Meter tief im Wasser. Die entstehenden, riesigen Eisberge treiben durch den Fjord in Richtung Meer, um nach 8 bis 12 Monaten in der Discobucht vor Ilulissat zu erscheinen. Dorthin, nach Ilulissat, pilgern die Touristen im Sommer, um die grossen Eisberge zu bestaunen, die hier in der Abgeschiedenheit des Forschungsgebiets abkalbten, bevor sie ein Jahr später in kleinerer Form vor dem Dorf tanzen.

Ein „Schauspiel“ aus nächster Nähe, welches man sich in ihrer Wucht kaum vorstellen kann. Die Forschenden und Fridolin Walcher leben am Rand des Gletschers unter Expeditionsbedingungen. Dies bedeutet, dass alle Aktivitäten auf Notfall ausgerichtet sein müssen. Das Camp mit vielen Messstationen wird in einer geschützten Zone auf- und nach Beendigung der Mission wieder abgebaut. In der totalen Abgeschiedenheit setzen sich die Beteiligten Risiken aus, die zusätzlich zu den wechselnden Wetterbedingungen der Unberechenbarkeit Tür und Tor öffnen. Für Foto- und Filmaufnahmen sind alle möglichen Zeitfenster zu beachten. Die Betroffenen werden in der Abgeschiedenheit ohne Aussenkontakt mit sich selbst konfrontiert. Sicher nicht eine Situation für Jedermann/frau. Für Feldforscher sind diese Ausgangslagen „normal“, so dass der Umgang damit kein Problem darstellt. Die Mission wird 2024 nach vier Jahren Feldforschung abgeschlossen.

Jetzt geht es darum, die Daten und Eindrücke akribisch  aufzuarbeiten und zu analysieren. Diese Arbeiten brauchen Zeit, sind anspruchsvoll und müssen seriös gemacht werden, bevor sie für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sind.  Dann planen die Forscher zusammen mit Walcher weitere Ausstellungen und Aktionen, über welche zu einem späteren Zeitpunkt berichtet wird. Eine erste Aktion ist die hier erwähnte Fotoausstellung in Zürich.

Fazit

Aus meiner Sicht als Blogger verdienen diese Forschungs- und Dokumentationsarbeiten auch im Glarnerland grössere Aufmerksamkeit, ist doch mit Fridolin Walcher ein bekannter Fotograf mit seinen Arbeiten seit Jahren mit den Forschern vernetzt und in ihre Arbeiten involviert. Der erwähnte Forscher Martin Lüthi untersucht seit Jahren ebenso die Veränderungen des Claridengletschers, was auch im Glarnerland von Bedeutung ist.

Zahlen und Fakten:

Halten wir fest, dass die Kostenverantwortung für angerichtete Schäden in der Umwelt unklar ist. Beim internationalen Ranking zum Thema „Umwelt“ belegt die Schweiz bei den OECD-Ländern Rang 23. Der Temperaturanstieg, der Gletscherschwund, Starkregen, Steinschlag, Hitzewellen und der Rückgang der Biodiversität ist auch in der Schweiz bekannt. Die Treibhausgas-Emissionen sind so hoch wie noch nie. Die Schweiz hat einen CO2-Ausstoss 2022 von 4 t pro Kopf, der globale Durchschnitt liegt bei 3,19 t pro Kopf. Der Plastikverbrauch liegt bei 120 Kilogramm pro Kopf, was Europarekord bedeutet – Quelle: Chr. Eriksen, A. Hauri: Klimawandel in den Schweizer Alpen, Center for Security Studies, ETH Zürich, 2021 - 

Eduard Hauser

 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
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hauser.eduard@gmail.com
079 375 81 99

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

13.11.2023

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