Private Viewing Ekaterina Chernetskaya 1
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Private Viewing Ekaterina Chernetskaya 2
Private Viewing Ekaterina Chernetskaya 2
Bilderbuch Illustrationen
Bilderbuch Illustrationen
verschiedene Techniken
verschiedene Techniken
Einladung zum Preview "Die Bienenkönigin"
Einladung zum Preview "Die Bienenkönigin"

Glarus

Ekaterina Chernetskaya, vielseitige glarussische Malerin

Ursprünglich kommt sie aus Moskau, vor drei Jahren fand sie per Heirat in Ennenda eine neue Heimat. Die Architektin, Zeichenlehrerin und hochtalentierte Malerin öffnete am 27. und 28.11.2020 auf Anmeldung die Türen zu einem Privat Viewing. Zu sehen waren Illustrationen zu ihrem ersten Schweizer Kinderbuch, zudem Landschaften und Porträts in verschiedenen Mal-Techniken.

Anlass der Ausstellung war die Vorstellung der Original-Illustrationen, welche Ekaterina Chernetskaya gerade für das im März 2021 erscheinende Bilderbuch „Die Bienenkönigin“ erstellt hat. Diese werden in einem der grosszügigen Parterre-Räume der Villa Fontana in Ennenda gezeigt. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes liegt ein altes Märlibuch, das ihr Ehemann Thomas Schätti noch aus Kindertagen besitzt – der Urtext der Gebrüder Grimm. Dazumal hatte es noch wenig Bilder in den Kinderbüchern. Die Geschichte der Bienenkönigin neu aus der Sicht der Tiere zu erzählen, diese Idee des Verlages hat die Autorin Romana Ganzoni umgesetzt. Auch wenn das Publikum auf den Text noch warten muss, aus den Zeichnungen von Ekaterina Chernetskaya lässt sich dieser spezielle Ansatz bereits ablesen: Die Tiere sind Träger der Erzählung, ihrem Blick auf dem Betrachter, aber auch auf die Menschen im Buch, folgt man unwillkürlich. Mal sind die Farben intensiv, dann wieder zarter – vielleicht entsprechend der Dynamik der Geschichte. Lebendig wirken die Bilder einerseits durch exakte, naturalistische Maltechnik, andererseits durch die subjektive, poetische Inszenierung – passend für ein Märchen. In der kunstfertigen Darstellung von Tieren, insbesondere von Vögeln, übte sich Ekaterina seit früher Jugend, als sie ihrem Vater dabei half, ein grosses Nachschlagewerk zu den Vögeln Russlands zu illustrieren; sie steuerte ein Drittel von ihnen bei. Auch Studium und Ausbildung zur Architektin in Russland hatten – anders als etwa hierzulande – einen Fokus auf exzellente handwerkliche Beherrschung grafischer Techniken. So staunt man über das lebensecht gezeichnete Gefieder eines Entenkopfes, Körperhaltung und Proportionen von Bienen oder Ameisen. „Drei ganze Tage“, antwortet sie auf die Frage, wie lange sie braucht, um eine der Illustrationen fürs Buch – ein Bild ist etwas grösser als Din A 4 – fertigzustellen. Und erst wenn ein Bild in ihren Augen wirklich fertig ist, rückt sie damit heraus – keinesfalls in einem früheren Stadium. Bis dann zieht sie sich mit dem entstehenden Werk zurück, ohne es zu kommentieren oder zu diskutieren.
Dass die Künstlerin, welche bereits international ausgestellt hat, sich auch mit verschiedenen Techniken und anderen Sujets auseinandergesetzt hat, ist in den zwei übrigen Ausstellungsräumen zu sehen. So etwas wie ein Panorama über verschiedene Schaffensepochen zeigt die zum Atelier umfunktionierte frühere Bibliothek der Villa, welche einst dem Philosophen Guido Jenny gehört hat: Aus den Regalen der riesigen hölzernen Einbauwand blicken einem jetzt statt Bücher Bilder entgegen. „Drei davon habe ich gerade heute, am ersten Tag, verkauft“, erzählt die Malerin, und ist erstaunt: „Alles übrigens Kinderporträts, Bilder meiner Tochter.“ Vielleicht, weil die Menschen in einer Zeit, da sie so viele maskierte Gesichter sehen, gerne in ein menschliches Antlitz sehen? Zur Kunst seiner Frau sagt Thomas Schätti, sie sei eben Kunst für den privaten Raum, die Formate in einer Grösse, die man gut in die Stube hängen kann, und dass dies offenbar gefragt sei: In einer kürzlichen Ausstellung in einer kleinen Berner Galerie seien ohne Vernissage 9 der 19 Bilder verkauft worden.
Aktuell malt Ekaterina Chernetskaya vor allem mit Aquarellstiften – nebst Porträts meistens Landschaften, wobei sie in ihrer neuen Heimat im Glarnerland reichlich Augenfutter findet. Aber auch Stadtszenen, Bern und Zürich, die sowohl den architektonisch geschulten Blick zeigen wie auch persönliche, überraschende Perspektiven. Einige ihrer Werke sind in Öl- oder Acrylfarben gemalt – letzteres zum Teil in spezieller Schichttechnik mit abgedeckten Bildausschnitten, auf die nach und nach Farbe aufgetragen wird. Aus früheren Zeiten stammen auch Tuschezeichnungen, welche ebenfalls eine erstaunliche Plastizität und Ausdruckstiefe erreichen. Dass Ekaterina Chernetskaya die Fähigkeit hat, sich virtuos in verschiedenen Stilen ausdrücken, sei das eine; das andere, aus vorgegebenem Stoff wie der Erzählung für ein Buch, eigene Visionen zu entwickeln und umzusetzen – dies bewog die Verlegerin ihres ersten Schweizer Kinderbuches, ihr den Auftrag zu vergeben. Wer weiss, vielleicht werden noch weitere folgen? Dass jemand gleichermassen gut Menschen, Tiere und Pflanzen, Landschaften und Städte zeichnen kann – und dazu noch fantasievolle Elemente und Emotionen miteinbringt – sei selten und gefragt. Ein gutes Bild zieht Klein und Gross ins Geschehen und trägt Wesentliches zum Spannungsbogen der Geschichte bei.
Die ersten Karriereschritte im Glarnerland sind also für Ekaterina Chernetskaya gesetzt – nebst der Teilnahme an einer Ausstellung im Kunsthaus Glarus und in den Räumen der Glarner Kantonalbank war dies ist nun die dritte Gelegenheit, ihre Kunst zu sehen. Das Fazit der Ausstellung ziehen sie und Ehemann Thomas Schätti, der sich um die Organisation gekümmert hat: „Die zwei Tage waren interessant, wie erhofft und geplant hatten wir stetig einige Besucher, für die wir uns persönlich Zeit nehmen konnten. Gut vorstellbar, dass wir nächstes Jahr die Türen der Villa wieder für ein Wochenende öffnen.“
Swantje Kammerecker

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

29.11.2020

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