Beim Martinsheim beginnt die Wilde Welt.
Beim Martinsheim beginnt die Wilde Welt.
Sieben entdeckungsreiche Nachmittag erwarten die Kinder und ihre Begleitpersonen - sofern das Wetter mitmacht.
Sieben entdeckungsreiche Nachmittag erwarten die Kinder und ihre Begleitpersonen - sofern das Wetter mitmacht.
Malen, Bräteln, Bauen, Naturmandalas auf dem Waldboden - das Angebot ist breit.
Malen, Bräteln, Bauen, Naturmandalas auf dem Waldboden - das Angebot ist breit.
Zvieri vom Feuer: ein knuspriges Schlangenbrot.
Zvieri vom Feuer: ein knuspriges Schlangenbrot.
"Stauen" ist ein besonderes Vergnügen.
"Stauen" ist ein besonderes Vergnügen.
Erfrischung ist an diesem heissen Nachmittag mehr als willkommen.
Erfrischung ist an diesem heissen Nachmittag mehr als willkommen.

Regionale News, Gesellschaft & Leute

Ein Nachmittag in der Wilden Welt

Bereits in der dritten Saison bot der Verein Höhenzug im Baumgärtli Luchsingen eine Kinderbaustelle an, in der Kinder nach Herzenslust wirken und werken dürfen. Ein Besuch kurz vor Saisonende in der Wilden Welt unter freiem Himmel, auf dem Spielplatz der Natur, wo Ideen spriessen und eigene Werke wachsen,  ein "Staumdamm" entsteht und der Zvieri vom Feuer kommt.

An sieben regenfreien Mittwochnachmittagen während der Sommermonate bietet der Verein Höhenzug beim Martinsheim in Ennenda, nahe der Linth, eine naturnahe Spiel-und Entdeckungsfläche im Wald an. Zwei Fachpersonen betreuen die Waldbesucher. Willkommen sind Eltern, Grosseltern und ihre Kinder jeden Alters, die Aufsichtspflicht liegt bei den Erziehenden. Der Verein wiederum stellt Sägen, Tücher, Seile, Bänke, Stühle, Handschuhe, aber auch ein Basteltisch, Malfarben, Papier zur Verfügung. Kaffee und Kuchen, sowie Musik fehlt nicht.

Das Ziel: einen sorgfältigen Umgang mit der Natur zu pflegen, mit Naturalien zu bauen, Kreativität zu leben. Unter freiem Himmel wird mit verschiedenem Werkzeug von Herzenslust gewerkelt. Betreut und begleitet werden die Mädchen und Buben von Sozialpädagogen, Fachpersonen, Seniorinnen und Senioren sowie jugendlichen Coaches. Soweit die Beschreibung. Nun ist es Zeit für die Praxis – an einem heissen Nachmittag mache ich mich auf den Weg in die Wilde Welt.

Verwunschen und märchenhaft

Meinen Wagen habe ich beim Pfadiheim parkiert, schlendere dem nahen Wald entgegen. Die Wilde Welt offenbart sich mir verwunschen, fast etwas märchenhaft. Die Stille wird bloss vom zaghaften Plätschern des Wassers der Linth sowie fröhlichem Vogelgezwitscher unterbrochen. Schon bald begegne ich etlichen parkierten Fahrrädern, bunten Rucksäcken, Schuhen und Jacken. Kinderlachen und Rufe werden laut. Rauchschwaden eines Feuers und der verlockende Duft von Schlangenbrot weisen mir den Weg.

Als ich eintreffe, staune ich über die Ruhe – dabei ist durchaus emsiges Treiben wahrzunehmen. Eine junge Frau sitzt auf einem Baumstrunk. Sie stillt ihr Kind. Ein Vater und sein Sohn sind  eifrig dabei, ein Seil über einem dicken Ast zu schwingen. Sie möchten eine Schaukel herstellen. Neben mir schaufeln und pickeln Jungen im Kindergartenalter eine Mulde in den erdigen feuchten Waldboden. Am Tisch malen zwei Mädchen mit Pinsel und Farben auf einem Blatt Papier. Auf dem Waldboden gedeiht ein Natur-Mandala aus Steinen, Blättern, Zweigen und Moos.

Doch bald zieht es Kinder und Eltern Richtung Feuerstelle. Betreuer Luca Piacentini, aktuell Mitarbeiter des Hortes in Mitlödi, hält das Feuer im Schach und beantwortet gleichzeitig tausend Kinderfragen. Kleine und grosse Hände halten alsbald Stecken mit Teig über die Flammen und geniessen kurz darauf ihr Schlangenbrot – hellweiss die einen, deutlich dunkler die anderen.

Weniger anfällig für psychische Störungen

Als zweite Betreuerin ist heute Carla Leuzinger vor Ort. Die junge Frau studiert Soziale Arbeit an der Hochschule Luzern und ist als Schulsozialarbeiterin im Kanton Glarus tätig. Heute hat sie ihr Gottenmeitli Mia mitgebracht. „Naturerlebnisse führen bei Kindern zu Stressabbau, sie fördern motorische Fähigkeiten, Grob-und Feinmotorik sowie Geschicklichkeit. Kinder spielen in natürlicher Umwelt besonders intensiv, sowie in altersübergreifenden, sozialen Zusammenhängen gemeinsam. Auch sind Kinder, die oft in freier Natur verweilen dürfen, weniger anfällig für psychische Störungen und Erkrankungen“, erklärt die 26-Jährige Glarnerin, während Mia mit Genuss am Steckenbrot knabbert.

 Plötzlich herrscht Aufbruchsstimmung. Die Kinder tragen Leuchtwesten und gehen mit ihren Eltern gemächlich Richtung dem Flussbett. „Jetzt gehen wir stauen“, klärt mich Carla Leuzinger auf. Und so folge ich dem Grüppchen, hinaus aus dem kühlen Wald, stehe etwas später unter sengender Sonne auf Steinen, die aus dem Wasser ragen. Verlassene Schuhe und Socken schmücken die Steine; die Kinder, immer unter dem aufmerksamen Blick der Erwachsenen, waten durchs Wasser. Steine plumpsen und Kinderrufe sind zu hören, Äste werden quer ins Wasser gelegt, die Kinder schleppen an, was sie finden können und sorgen eifrig dafür, dass ein kleines Wasserbecken entsteht. Es gibt keinen Streit, keine Spannungen, keine Tränen an diesem Nachmittag, Eltern und Kinder sowie auch die Betreuer sind entspannt an diesem paradiesischen Ort....

Noch zwei, drei, vier Fotos – dann ziehe ich mich diskret zurück. Auf dem Weg zum Auto schweifen meine Gedanken zu meiner Kindheit. Erinnerungen werden wach. An die Stunden mit meinen fünf Geschwistern in der freien Natur, wo wir uns austoben konnten. Wo wir täglich neu gestalteten, erfanden, entwickelten. Diese Erinnerungen kann mir niemand nehmen. Und ich bin sicher: Auch die Eltern und Kinder, die heute in der Wilden Welt ihre Abenteuer erlebten, werden diese mit auf ihren Lebensweg nehmen.

Text und Fotos: Susanne von DachVerein Höhenzug

Der Verein Höhenzug zeigt eine strategische, operative Führung, und Präventions-, Intervention verschiedener Partizipationsprojekten bezüglich neuer Medien, Gewalt, Mobbing, Achtsamkeit, Nähe und Distanz in Schulen sowie im Gemeinwesen. Diese Leistungen richten sich an Kinder und Jugendliche, Eltern und Fachkräfte aus der Bildungs-und Sozialarbeit und es dürften langfristig weitere Planungen, und Entwicklungen stattfinden. Höhenzug jedoch, verfolgt keinen kommerziellen, sondern den gemeinnützigen Zweck und fordert keine Gewinne. Spendengelder der Stiftung, werden ausschliesslich diesen Zwecken gewidmet.

 

 

        

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Gesundheit
  • Leben / Stil
  • Glarus

Publiziert am

29.08.2023

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