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Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft

"Eile-mit-Weile Kultur" bei der Energiewende

Die Energiestrategie 2050 will den Energieverbrauch in der Schweiz massiv reduzieren und der Anteil erneuerbarer Energie stark erhöhen. Die drei Pfeiler der Strategie sind: Die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden, Maschinen und Verkehrsmitteln, die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien, namentlich der Wasserkraft und der schrittweise Ausstieg aus der Nuklearenergie. Versorgungslücken sollen durch Strom aus fossilen Brennstoffen und durch  Importe ausgeglichen werden.

Die aktuelle Situation


2020 stammt der Stromaus Schweizer Steckdosen zu 76% aus erneuerbaren Energien. Zwei Drittel davon  aus Grosswasserkraftwerken und rund 10% aus Fotovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. 2005 war der Anteil erneuerbarer Energien bei 34%. Im Kleinen haben LED-Leuchtmittel einen Verkaufsanteil von 64% der Leuchtkörper erreicht.


Der Energieverbrauch/Kopf in der Schweiz hat seit 2000 abgenommen. 2020 liegt der Wert 23,7% unter dem Basisjahr  2000. Der Richtwert ist damit erreicht. Um den Richtwert 2035 zu erreichen, muss der Energieverbrauch/Kopf pro Jahr durchschnittlich um 2,2% sinken. Der Bund kündigt an für 2022 CHF 450 Millionen zur Förderung der Solarenergie bereitzustellen. Laut swisssolar ist die Stossrichtung die rasche Ausstattung der kleinen und mittelgrossen Dächer und die Steigerung der Produktion im Winter mit Hilfe von alpinen Anlagen.


Die Sonne liefert in der Schweiz jährlich 200-mal mehr Energie, als wir brauchen. Die Solarenergie deckt aktuell jedoch nur 4,7% des Strombedarfs ab. Bei der Produktion erneuerbarer Energien steigt die Solarenergie hinter der Wasserkraft auf Platz zwei. 2020 deckt die Wasserkraft mit 65,88% den Strombedarf, Kernenergie mit 19,89% und 7% mit übrigen erneuerbaren Energien. Es braucht bei diesen Voraussetzungen massive Anstrengungen die strategischen Ziele zu erreichen. Technologie und Know-how sowie Kreativität und Innovation sind gefordert.


Die Schweiz verfügt über 41 grosse Windkraftanlagen. Diese produzierten 2020 146 Gigawattstunden, was einem Verbrauch von 40 000 Schweizer Haushalten entspricht, oder 0,2% des gesamten Stromverbrauchs.  Die Energiestrategie sieht vor, den Anteil Windenergie auf 7% zu erhöhen. Die Windenergie ist wertvoll, weil sie einen Ausgleich für die im Winter geringer ausfallende Produktion von Solar- und Wasserkraft schafft. Bis 2050 müssen neue Projekte genehmigt und umgesetzt werden. Die Einsprachen – als fünfte Landessprache – verhindern aber Projekte. Zum Vergleich mit Österreich: da gibt es 1300 Windturbinen, die 13% des Stromverbrauchs decken.  


Kann uns der Blick in die Zukunft positiv stimmen?


Die Antwort ist; „ja“ und „nein“. „Ja“, weil die Potenziale für erneuerbare Energien vorhanden sind. Die Voraussetzungen sind gut. Allerdings muss die Produktion inländischer, erneuerbarer Energie vorangetrieben werden. Das Wissen, die Technologien und das Kapital dafür sind vorhanden.


„Nein“, weil es am Tempo hapert, so wie wir das hierzulande genügend kennen. Die meisten Ausbauprojekte werden durch Einsprachen verhindert oder blockiert. Wenn in Deutschland für eine Projektdauer von sieben Jahren für einen Windpark reichen, können wir in der Schweiz über dieses Tempo nur staunen. Es fehlt am Willen zur Umsetzung und Partikularinteressen dominieren die Szene.


Die Elektrifizierung des Verkehrs und der Gebäudeheizungen führen zu einem starken Mehrbedarf  an Strom; 1,4-mal mehr als dies heute der Fall ist. Die Dringlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien akzentuiert sich. Für die Verteilernetze gibt es grosse Herausforderungen. Es geht darum die Ladenetze so zu koordinieren und zu steuern, dass Lastspitzen verhindert werden können.


Das Licht wird uns nicht morgen ausgehen. Strukturelle Probleme zeichnen sich aber ab, weil das fehlende Stromabkommen einen negativen Einfluss auf die Netzstabilität haben wird. Weil der Ausbau der erneuerbaren Energien viel zuschleppend vorankommt und weil der Strombedarf zunehmen wird, aller Effizienzmassnahmen zum Trotz.


Was ist bei der Umsetzung zu beachten?


Die Beurteilung der verschiedenen, bisherigen Massnahmen fällt gemischt aus. Das Potenzial für eine wirksame Klimapolitik ist gross. Die Vorbildfunktion im globalen Kontext der Schweiz ist interessant und nicht zu unterschätzen, obwohl unser Land nur über einen verschwindend kleinen Anteil bei den Treibhausgasemmissionen hat. Die Beurteilung der Klimamassnahmen kann den folgenden Entscheidungskriterien folgen: Effektivität – wird das Richtige gemacht? – Effizienz – wir das Richtige richtig gemacht? – Kostenwahrheit und Technologieneutralität  (Quelle: avenirsuisse: Marktbasierte Klimamassnahmen schneiden besser ab, 2021)


Bei der Effektivität schneidet die Kompensationspflicht für Treibstoffe am besten ab. Betroffen ist rund ein Drittel des Treibhausgas-Ausstosses.  Weniger effektiv sind die CO2-Abgabe auf Brennstoffen und das Emissionshandelssystem. Abfallend rangieren das Gebäudeprogramm und die Emissionsvorschriften für Neuwagen.


Bezüglich Effizienz schneidet das Emissionhandelssystem am besten ab, weil es eine europäische Verknüpfung gibt. Die CO2-Abgabe und die Kompensationspflicht sind ziemlich effizient. Emissionen werden da reduziert, wo es am günstigsten ist. Beim Gebäudeprogramm und den Emissionsvorschriften leidet die Effizienz, weil der Treibhausgas-Ausstoss subventioniert oder besteuert wird.


Die Kostenwahrheit setzt voraus, dass die Klimamassnahmen einen Preismechanismus haben. Die CO2-Abgabe, die Kompensationspflicht und das Emissionshandelssystem erzielen hohe Werte. Das Gebäudeprogramm und die Emissionsvorschriften stellen keine Kostenwahrheit her.


Die Technologieneutralität ist bei der CO2-Abgabe, dem Emissionshandelssystem und der Kompensation uneingeschränkt gegeben. Die Emissionsvorschriften lassen bei Neuwagen die Entscheidungsfreiheit, aber bei schon im Verkehr befindlichen Fahrzeugen fehlt die Betroffenheit. Beim Gebäudeprogramm ist die Technologieneutralität nicht gegeben, da es Vorgaben gibt, wie die Emissionsreduktion erzielt werden soll.


Insgesamt sind die marktbasierten und auf die Emissionen zielenden Klimamassnahmen – CO2-Abgabe auf Brennstoffe, das Emissionshandelssystem und die Kompensationspflicht für Treibstoffe – zu priorisieren.  Sie schneiden besser ab als die dirigistischen Gebäudeprogramme und Emissionsvorschriften für Neuwagen. Die Effektivität bei den zu priorisierenden Massnahmen könnte aber substanziell verbessert werden. Das Gleiche gilt auch für die Effizienz. Wichtig ist aber, dass aus den bisherigen, getroffenen Massnahmen durch ein Monitoring gelernt wird. Die schon angesprochene Vorbildrolle verzichtet auf Symbolpolitik,  Moralismus und überteuerte Massnahmen. Gefragt ist ein Klimaschutz, der nicht mit dem Wirtschaftswachstum im Konflikt gesehen wird. Es ist falsch sich beim Klimaschutz nur auf die Nachfrageseite und damit den Konsum zu orientieren. Die Angebotsseite mit Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorkommen ist sehr wichtig. Diese werden gefördert, so lange der Marktpreis die Förderkosten übersteigt. Das Angebot fossiler Energieträger ist preisunelastisch. Es wird also kaum von unseren Konsummustern beeinflusst. Die Fördermengen von fossilen Energieträgern werden weiter steigen. Die USA und Saudi-Arabien planen die tägliche Förderquote von 12 auf 15 Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen. Das Gleiche gilt für die wichtigsten Erdgasproduzenten, wo 850 bis 1000 Milliarden Kubikmeter pro Jahr vorgesehen sind. Die Ausnahme macht nur die Kohle, wo ein leichter Förderungsrückgang bis 2040 vorgesehen ist. Was gefördert wird, wird auch verbraucht. Wenn die Nachfrage von ökologisch orientierten Ländern wegen Klimaschutzmassnahmen  sinkt, dann wird der Preis der verfügbaren fossilen Energieträger sinken. Die alternativen Energieträger müssen nicht nur im Preis, sondern auch in der Handhabung überlegen werden.


Für die Schweiz gilt….


Die Schweiz muss sich für multilaterale Klimaabkommen über die Diplomatie einsetzen um zu erreichen, dass die Länder mit fossilen Energievorkommen die Rohstoffe im Boden lassen. Die Schweiz kann mithelfen mit technologischen Methoden zur Rückholung von CO2 aus der Atmosphäre beizutragen. Die Abstimmung zum CO2-Gesetzt ist mit 51,6%-Nein negativ ausgegangen, bei einer Stimmbeteiligung von 59,7%. Die Städte haben mit 55% Ja gestimmt, das Land mit 64% Nein und die dazwischen liegenden Gebiete mit 57% Nein. Haben die Autosektierer befürchtet, dass die Tankfüllungen zu teuer werden? Die Ablehnung des Gesetzes erfolgte leider bei  einem Massnahmenbündel mit Effizienzpotenzial, Kostenwahrheit und Technologieneutralität.


Die Schweiz kann sich auf strategische Erfolgspotenziale ausrichten. Beispielsweise die Diplomatie der guten Dienste, die Investitionen der Grossbanken, als Weltmarktführer der Vermögensverwaltung,   in erneuerbare Energien, die  angewandte Forschung und Entwicklung von Technologien, die marktorientierten Massnahmen wie die CO2-Abgabe, der Emissionshandel oder die Kompensation für Treibstoffe. Der Fokus muss auf der Erreichung der Marktreife liegen. Würde in solche Methoden so viel Geld investiert, wie für andere Klimaschutzmassnahmen, könnten diese vermutlich erheblich zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. Die Ausweitung der Energiestrategie auf Erfolgspotenziale ist angezeigt.


Der Wohlstand im Land und die Saturiertheit in der Gesellschaft nehmen allerdings auf die „Eile-mit-Weile Kultur“ nachhaltigen Einfluss.


Eduard Hauser


 


 

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
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Kategorie

  • Kultur
  • Schweiz
  • Wissenschaft gemischt

Publiziert am

02.02.2022

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