Dialogführung Zuhörer
Dialogführung Zuhörer
Übersicht Kunstschaffen Glarus - Foto: Cédric Mussano
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Buch: Susan Honegger - Spinnerei
Buch: Susan Honegger - Spinnerei
Buch Susanne Hauser - Abstraktionen
Buch Susanne Hauser - Abstraktionen

Glarus

Dialogführung im Kunsthaus Glarus

Am 12. Januar hat im Kunsthaus Glarus zur Ausstellung „Kunstschaffen Glarus“ die zweite Reihe „Dialogführung“ stattgefunden. Die Kunstschaffenden Klaus Born, Susanne Hauser, Susan Honegger und Christina Jacober haben ihre Arbeiten vorgestellt.
Der Vertreter des Vorstandes im Kunstverein, Bernard Liechti, hat kurz in die Ausstellung eingeführt und die Kunstschaffenden vorgestellt. Anne Gruber, Kunstpädagogin des Kunsthauses, hat die Vorstellung der Kunstschaffenden moderiert.

Klaus Born – aus gesundheitlichen Gründen abwesend – ist als abstrakter Maler für seine Künstlerbücher überregional bekannt. Er ist ein typischer Vertreter der abstrakten Malerei, die er seit Jahrzehnten pflegt und weiter entwickelt. Die Kontinuität in seinem Werk lässt die Arbeiten sofort wieder erkennen. Er hat für seine Arbeit ein persönliches, künstlerisches Profil erarbeitet. Seine Arbeiten sind wieder erkennbar und zeichnen sich durch einen eigenen Malstil aus. Der Künstler denkt von der Zeichnung her. Dies wird in den Details der Malerei sichtbar. Die Reaktionen auf die abstrakten Bilder aus der Zuhörerschaft waren interessant, weil jede Person seine persönlichen Bilder in die Werke hineinprojizieren konnte. Wahrnehmung ist eben subjektiv, projektiv und Sinn- und Gestalt gebend. Gestalten wie Bäume und Objekte in der Natur, Menschen mit Demenz, Profile von Gesichtern oder starke Posturen von Körpern sind erwähnt worden. Die Malerei wirkt körperlich, Bewegung und das Performative wird spürbar. Die Räumlichkeit der Malerei führt in die Tiefe und hinterlässt Spuren der Erinnerung.




Susanne Hauser ist seit den 80-iger Jahren in der Kunstszene national und international  als Malerin, Zeichnerin oder Collage-Istin aktiv. 2004 hat sie den Fokuspreis des Kunstvereins, mit einer Einzelausstellung 2006, gewonnen. Die Arbeit als Malerin hat sich erschöpft und hat für zeichnerische Werke Platz gemacht.  Seit zwei Jahren sind Collagen in Form von Papierarbeiten entstanden. Der Pinsel ist durch die Schere ersetzt worden. Sie hat die Gelegenheit genutzt aus alten Arbeiten neue Werke entstehen zu lassen. Die Wiederverwertung von Elementen folgt zwei Aspekten: dem System und der Intuition. Der Prozess zur Entstehung einer Arbeit beginnt mit einer Auslegeordnung von Papierresten. Diese werden auf dem Boden so lange zusammengefügt, bis ein Bild entsteht, welches für die Künstlerin stimmt. Manchmal geht das schnell und spontan, manchmal dauert der Prozess Tage.  Sie achtet besonders darauf, dass die Collagen minimal und einfach sind. Die Reduktion auf das Wesentliche ist der zentrale Punkt der Arbeit. Mit dieser Art zu arbeiten hat die Künstlerin Ballast abwerfen können. Wenn eine Komposition entstanden ist, werden die Resten unter dem Teppich versorgt. Das entstandene Bild wird zur Begutachtung an der Wand aufgehängt. Die Papierarbeiten sind 2021 im Buch „Abstraktionen“ im Verlag für Moderne Kunst in Wien erschienen. Melanie Ohnemus hat das Vorwort verfasst. Die neuen Arbeiten knüpfen wieder an der Malerei an. Das Wechseln von abstrakter Malerei und den Papierarbeiten macht Spass. Der Umgang mit Formen und Farben ist intensiv. Erlebnisse von vielen Reisen in verschiedene Kulturen klingen an und finden im farblichen und formativen Ausdruck ihren Niederschlag.


Susan Honegger betätigt sich als Künstlerin, Vermittlerin und Publizistin. Mit dem Buch „Spinnerei“ hat sie für die Mädchen in Glarner Heimen der Textilfabriken ein Denkmal gesetzt. Diese Mädchen sind ausgenützt worden und haben, im Gegensatz zu Susan selbst, ihre Jugend verloren. In den gezeigten Collagen spiegelt sich die soziale Auseinandersetzung mit der Gesellschaft von damals und heute. Collagetechnik in der Kunst beutet „kleben“. Es wird ein neues Ganzes geschaffen, indem verschiedene Elemente auf eine Unterlage aufgeklebt werden. 1910 haben Georges Braque und Pablo Picassso auf Teile ihrer Bilder andere Materialien wie Zeitungen geklebt. Das Ergebnis ist bekannt unter „papier collé“. Die  Collagen von Susan Honegger  basieren auf Erinnerungen und Geschichten bei sich selbst oder in der aktuellen Zivilgesellschaft. Personen und Gegenstände werden zueinander in Beziehung gesetzt. Die Arbeiten stehen für Werte, soziale Normen in der Gesellschaft und bilden Entwicklungen in der Zivilgesellschaft.  Die Künstlerin schöpft ihre Ideen und Bilder in ihrer Rolle als Grossmutter, im Kontakt mit den Enkeln. Sie stellt fest, dass Themen von heute in der Vergangenheit schon vorgekommen sind. Die Bilder, die wir uns heute machen, haben sich zwar verändert, knüpfen aber ideell an Bekanntes an. Die Collagen, mit Bildern aus der Gegenwart, sind kollektive Erinnerungen und beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Mustern. Beispielsweise „Jung und Alt“, „gesellschaftskritische Themen wie der Klimawandel“ oder die „Auswahl eines Lebenspartners oder Freundes“. So wie er die Zigarette im Aschenbecher ausdrückt….das kann wohl nie der Richtige sein. Oder: Es gehört zum erwachsenen Leben, dass junge Frauen und Männer das Rauchen ausprobieren. Teenager aus den 60-iger Jahren haben mit rauchen ein provokatives Ausbrechen markiert. Verändert, im Vergleich zu den früheren Jahren, hat sich sicher die Innovation des Internets. Social Media sind für die Jugendlichen Alltag und werden kaum hinterfragt. Da entstehen grosse Unterschiede zu der früheren Art und Weise der Kontaktgestaltung.


Christina Jacober ist Malerin. Sie malt Acrylbilder und hat sich bei einer Ausstellung von Markus Raetz inspirieren lassen. „So etwas möchte ich auch machen“, ist die Reaktion auf die eindrücklichen Arbeiten des berühmten Künstlers. Sie befasst sich mit dem Thema „Horizonte“. Diese sind die Abgrenzung zwischen Himmel und Erde. Eine Horizontlinie ist in der Kunst unerlässlich, denn sie ermöglich es die Perspektive des Betrachters:in auf das Bild zu lenken. In den meisten Fällen wird der Horizont in Landschaftsbildern verwendet. Sie geben Anhaltspunkte, um die Objekte in Zeichnungen, Gemälden und anderen Kunstformen zu kontrollieren. Christina Jacober arbeitet in einer anderen Herangehensweise als die besprochenen Künstler:innen. Die in Acryl gemalten Arbeiten sind in ihrer Farbigkeit eine Art Seelenbilder oder -Landschaften. Die Arbeiten sind mehrschichtig, was von mehreren Überarbeitungen zeugt. Begonnen hat ihre Arbeit an Horizonten, die im Treppenhaus erspürt worden sind. Das Licht ist bei den Arbeiten sehr wichtig. Der Prozess der Horizontarbeiten beginnt auf der Leinwand in einer Ecke und dehnt sich dann über die gesamte Leinwand aus. Es kommt häufig vor, dass die Leinwände umgedreht werden, weil damit neue Perspektiven möglich werden. Die Arbeit ist stark Körper betont, was sich in der Art der Malerei mit satter Strichführung manifestiert. So entsteht Bewegung, die im Ausdruck der Farbigkeit emotionale Spuren hinterlässt. Im Spiel mit den Farben manifestiert sich auch die Persönlichkeit der Künstlerin. Starke und frohe Farben lassen vermuten, dass die Künstlerin sich gerne nach Aussen richtet.


Ein interessanter Dialog ist auf dem Rundgang durch die Ausstellung sichtbar geworden. Eindrücklich ist aufgezeigt worden, dass die Abstraktion in der Malerei oder bei der Collagierung ganz unterschiedliche Formen annehmen kann. Die nächsten Dialoge mit Kunstschaffenden finden am 26.1.23, ab 18 Uhr und am 29.1.23 um 16 Uhr im Kunsthaus Glarus statt.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
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hauser.eduard@gmail.com
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Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

16.01.2023

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