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Monica Marti, Claudia Zweifel
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Kinderecke
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Glarus, Zürich, Ostschweiz

Das Naturzentrum Glarnerland wächst und gedeiht

Am Bahnhof Glarus gelegen, ist das Naturzentrum Glarnerland in den letzten Jahren zum wichtigen Begegnungsort verschiedener Generationen, für Glarner und Touristen, geworden. Ein Porträt über die kleine aber feine, mit Knowhow und Herzblut geführte Institution.

Wie das in der Natur so ist: Alles Grosse beginnt klein, wächst sozusagen aus einem Samenkorn. Ähnlich war es mit dem Naturzentrum Glarnerland, über dessen Gründung und Entwicklung mir eine der Pionierinnen, die Biologin Monica Marti, Auskunft gibt. Am Anfang hatte eine Gruppe naturbegeisterter Glarnerinnen und Glarner die Vision einer Dienstleistungsstelle, welche Auskunft zur Glarner Natur gibt und Interesse und Freude an dieser weckt und stärkt. Im Oktober 2007 wurde die Stiftung Naturzentrum gegründet und ein Jahr darauf die Geschäftsstelle eröffnet – diese wurde mit kleinem Pensum betrieben, gleichzeitig aber initiativ an der weiteren Entwicklung gearbeitet:  Die Einweihung eigener, öffentlicher zugänglicher Räume, wurde im Juni 2010 vollzogen, ein Meilenstein, der das Naturzentrum Glarnerland breiter bekannt werden liess. 2020 erfolgte der Umzug in neue Räume im gleichen Gebäude. Die Raum-Aufteilung kommt dem inzwischen bewährten Konzept des Naturzentrums sehr entgegen: In der ehemaligen SBB-Schalterhalle befindet sich im zentralen Bereich die jeweils aktuelle Wechselausstellung, derzeit zum Thema Schnee (siehe übernächster Absatz). Zur linken Seite hin ist die Rezeption mit kleinem Shop eingerichtet. Etwas weiter hinten, leicht tiefergelegt findet man die Dauerausstellung zum UNESCO Weltnaturerbe der Tektonikarena Sardona, welche in Rot- und Erdtönen auch optisch abgesetzt ist. (Es ist einer von zwei Standorten des Besucherzentrum zur TAS, der zweite befindet sich in Elm.) Rechts im Saal wird aktuelles zur Glarner Natur gezeigt, so derzeit u.a. das Thema Wolfbeobachtungen oder das Verhalten von Tieren im Winter. Für Kinder gibt es Zonen mit Spiel-, Lern- und Bastelangeboten, die zum Verweilen einladen, sowie Kinderbücher zu den Naturthemen. Ein weiterer Raum für Workshops und Gruppenarbeiten kann seit kurzem zusätzlich genutzt werden.


„Wir sind so eingerichtet, dass man schon mit nur fünf Minuten Zeit einen lohnenden Blick bei uns hineinwerfen oder aber gut und gerne einen Halbtag, etwa als Schlechtwetterprogamm während der Schulferien, verbringen kann“, erklärt Monica Marti. Niederschwelligkeit sei wichtig, daher gibt es keinen Eintritt, nur ein Spendenkässeli. Manchmal wolle jemand nur eben eine Mitteilung machen, etwa über eine Tierbeobachtung (was dann auf eine dafür vorgesehene Tafel notiert wird), oder suche eine Auskunft. Aber auch auf Führungen ist man ausgerichtet, wobei vor allem bei Schulklassen eine anhaltende Nachfrage besteht. Ausserdem finden immer wieder verschiedene Veranstaltungen statt –  oft in Kooperationen mit anderen Vereinen oder Gruppierungen. Beispielhaft genannt seien z.B. der Tourismus-Apéro, die Treffen von Birdlife, WWF Glarus oder Pilzkundigen, oder ab und zu Erzählstunden für Kinder über Themen mit Tieren und Pflanzen, zusammen mit dem Verein kulturzyt. „Ein offenes Haus, Vernetzung  und Schnittstellen suchen und leben, so auch mit dem Tourismus, Gemeinde und Kanton, die Bereiche Wohnen und Standortförderung einbeziehen“, erläutert Monica Marti die Philosophie. Apropos Tourismus: Sehr beliebt sind die vom Naturzentrum Glarnerland organisierten Stadtnatur-Führungen, ebenso das kostenlose Infomaterial zu Wanderungen und geologisch interessanten Orten. Mittlerweile hat das Naturzentrum Leistungsvereinbarungen mit der öffentlichen Hand, doch diese decken nur einen Teil der Betriebskosten. Deshalb sind nach wie vor Gönner, die ähnlich wie Vereinsmitglieder oft regelmässig spenden, sehr wichtig. „Das sind Private, Firmen oder andere Institutionen“, so Monica Marti. Der Kreis der Interessierten wird jeweils durch Newsletter informiert.


Die Wechselausstellungen, zwei bis drei im Jahr, bedeuten grossen Aufwand, sind aber auch so etwas wie das Herzstück des Naturzentrums und ziehen dann jeweils neues Publikum an. „Wir planen nicht auf Jahre, sondern nur gerade bis zur übernächsten Ausstellung, weil wir aktuelle Themen dabei aufgreifen möchten. Das erfordert Flexibilität.“  Im Team sind zwei Biologinnen, eine Umweltingenieurin sowie zwei Pädagoginnen (eine davon auch Biologin), welche sich für eine gute fachliche und didaktische Aufbereitung der Ausstellungen engagieren. Die Exponate und Posten der Ausstellung sind so sinnlich und interaktiv gestaltet, dass sofort die Neugier geweckt wird. Statt vielen Bildschirmen oder überladenen Infotafeln gibt es z.B. in der aktuellen Schneeausstellung verschiedene Dina-4-Kartons mit Fragen in grosser Schrift, welche man für eine Antwort umklappen kann. Diese ist kurz, präzis und in einfacher Sprache gehalten. In der Ausstellung kann man Schneekristalle durch ein Vergrösserungsglas ansehen. Man kann zwei gleich grosse Kisten mit „Neuschnee“ und „Lawinenschnee“ heben und über den gewaltigen Gewichtsunterscheid staunen. Man erfährt die tagesaktuellen Schneehöhen an verschiedenen Orten im Kanton (bis zu vier Meter war der Rekord 2021), und wie sich die durchschnittliche Schneehöhe in der Wintern in Elm seit 1950 entwickelt hat. Durch Aufstellen verschiedener Holzlättli wird so begreiflich, dass die heutige Kindergeneration als Senioren dort kaum noch Schnee sehen wird. Hier setzen auch grad Tipps zum Klimaschutz an. Man kann sich mit einem weissen Tuch unsichtbar machen wie Tiere im Schneekleid oder lernen, was Schnee- und Lawinenbeobachter alles tun. Man erfährt, wie die Krümmung eines Baumes entsteht, aus dem später ein Alphorn wird: Solch eine durch Schneelast deformierten Fichte hat ein Förster aus dem Klöntal ins Naturzentrum gebracht. Die lebensechten Tierpräparate  wurden von den Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Kantons geliehen. Auch das Kapitel Schneesport sowie Lawinen werden behandelt. Historische Fotos vom ersten Skirennen in Glarus vor über 100 Jahren sowie ein Lawinenregister und Presseberichte mit eindrucksvollen Aufnahmen lassen staunen. 


Ich möchte von Monica Marti noch wissen, was die Highlights aber auch Herausforderungen in diesen letzten Jahren waren. „Während der Covid-Lockdowns mussten wir die Räume schliessen. Aber wir haben an den Fenstern Aushänge mit aktuellen Infos zur Natur gemacht, und online zur Biber-Ausstellung einen Rundgang per Film sowie eine Erzählstunde zum Thema realisiert.“ Welche Ausstellung besonders Anklang fand, sei schwer zu sagen, wichtig sei die Abwechslung, auch entsprechend der Jahreszeiten. Zuletzt gab es eine Ausstellung zu Bienen und Wildbienen, die sehr gut ankam. Die nächste Ausstellung ist zum Thema Glarner Reptilien geplant. Das ist insofern aktuell, als gerade eine neue Publikation der Naturforschenden Gesellschaft zum Amphibien- und Reptilieninventar im Kanton Glarus (und in dessen Auftrag) erschienen ist. Oft gehen mit den Themen der Ausstellungen auch Aufrufe zur Naturbeobachtung einher. Als weitere frühere Ausstellungen erwähnt Monica Marti beispielhaft: Vögel im Winter, Wolf, Herbst, Trockenmauern, Pilze, Schmetterlinge … Vollständig sind diese in den über die Website (s.u.) zugänglichen Jahresberichten zu finden. Wenn sich für Anlässe ein sehr grosses Publikum findet – z.B. beim Vortrag über Wildbienen im 2021 – wird auch schon mal ein grösserer Saal wie der Glarnerhof bespielt, „und auch mit dem Kunsthaus Glarus oder dem Anna-Göldi-Museum pflegen wir Kontakte.“ Durch diese vielfältigen Verbindungen, „wir haben keine Berührungsängste“,  und weil auch der Stiftungsrat mit seinen sieben Mitgliedern beruflich breit aufgestellt ist, wird das Naturzentrum als wichtiger Partner wahrgenommen. Als unerlässliche Zutat für den Erfolg ist aber sicher die einzigartige Verbindung von Knowhow und Herzblut des engagierten Teams anzusehen. Und das zeitigt solche speziellen Erlebnisse, wie jene zwei, von denen Monica Marti abschliessend erzählt:


„Einmal berichtete mir jemand von einer Ringelnatter in seinem Keller – wir konnten helfen, das Tier zu befreien.“ Oder: „Da war ein Bub, der kam Tag um Tag hierher, er wollte immer wieder an seiner Biber-Landschaft weiterbauen. Diese Freude und Begeisterung zu spüren macht uns glücklich!“        
TEXT UND BILDER: SWANTJE KAMMERECKER


Mehr Infos: https://naturzentrumglarnerland.ch          

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus
  • Ostschweiz
  • Zürich

Publiziert am

23.01.2022

Webcode

www.glarneragenda.ch/CTTKi1