
Kultur
arttv: Das Anna Göldi Museum auf den Spuren von König Baumwolle
arttv ist Multiplikator für die Kulturförderung des Kantons. Jährlich produziert es kostengünstig professionelle Kultur-Kurzreportagen fürs Netz. Die aktuelle Serie stellt kulturelle Institutionen, Veranstaltungen und Projekte im Kanton Glarus vor. Heute: Das Anna Göldi Museum begibt sich auf die Spuren von König Baumwolle
Bunte Tücher, geteilte Geschichte – Der Versucht einer Dekolonialisierung unserer Erinnerungskultur.
Cotton is King! So lautete eine Kampfparole Mitte des 19. Jahrhunderts in den abtrünnigen Südstaaten Amerikas. Die weltweit zunehmende Nachfrage machte die Baumwolle zu einem unverzichtbaren Rohstoff, wodurch auch die Baumwollproduzent:innen zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Macht gewannen. Heute steht König Baumwolle für den mit der Entstehung des globalen Kapitalismus eng verbundenen Wirtschaftszweig des Textilen schlechthin. Seine Spuren finden sich auch im Glarnerland …
König Baumwolle
Zahlreiche Industriebrachen mit Fabrikkaminen, Hängetürmen und ehemaligen Produktionshallen, grossflächige Bleichwiesen, prächtige Villen, prunkvolle Gemeindebauten und Firmenarchive, in denen dicke Musterbücher und prächtige Stoffe aufbewahrt werden, erinnern hierzulande an das weltumspannende Imperium von König Baumwolle. Sie sind Teil einer Geschichte, die mit ihrem Auf und Ab gerne als Pionier – und Erfolgsgeschichte erzählt wird. Vor allem die als Wirtschaftswunder in die Glarner Geschichte eingegangene zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts prägt Identität und Selbstverständnis der Glarner und Glarnerinnen bis in die Gegenwart hinein nachhaltig. Nur am Rande thematisiert wurden dabei die Spuren von König Baumwolle als Gegenstand einer global geteilten Geschichte. Als solche führen sie nicht nur zurück in die von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägte Zeit Anna Göldis, sondern mitten hinein in die gegenwärtige Diskussion globaler Ungleichheit und in die Problematik der damit verbundenen Verletzungen der Menschenrechte.
Die Textilproduktion unter kritischer Betrachtung
Ausgehend von einer Serie von Kopftüchern, die im Glarnerland bis in die 1960 er Jahre für den Afrikahandel produziert worden sind, thematisiert das Anna Göldi Museum die Textilproduktion als kulturelle Praxis und Gegenstand einer seit dem 18. Jahrhundert weltweit geteilten Geschichte. Als partizipativ und inklusiv ausgerichteter Ort des gesellschaftlichen Dialogs interessiert die Macher:innen dabei nicht zuletzt die Frage, inwieweit es möglich ist, das mit dieser Geschichte verbundene textile Wissen in unserer heutigen Migrationsgesellschaft als geteiltes Kulturerbe lebendig zu erhalten und zugleich Denkanstösse zu liefern, die zu einer Dekolonialisierung der Erinnerungskultur in der Schweiz beitragen.
(Text: Anna Göldi Museum)
Sonderausstellung bis 31. Oktober 2023 im Anna Göldi Museum:
Bunte Tücher, geteilte Geschichte – Auf den Spuren von König Baumwolle
www.annagoeldimuseum.ch
Autor
Kulturblogger Glarus
Kontakt
Anna Göldi Museum
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+41 (0)55 650 13 54
Kategorie
- Kultur
Publiziert am
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