16 Männer und drei Tage Aufbauarbeit.
16 Männer und drei Tage Aufbauarbeit.
Jeder Balken kommt an seinen definierten Platz.
Jeder Balken kommt an seinen definierten Platz.
Platzregen am grössten Flohmarkt des Kantons.
Platzregen am grössten Flohmarkt des Kantons.
Frühmorgens herrscht noch feierliche Stille.
Frühmorgens herrscht noch feierliche Stille.
Nostalgischer Moment: Fritz Leuzinger erinnert sich an seine Zeit als Soldat an der Landsgemeinde.
Nostalgischer Moment: Fritz Leuzinger erinnert sich an seine Zeit als Soldat an der Landsgemeinde.
Premiere für Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.
Premiere für Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.

Kultur, Politik, Regionale News

Am Rand der Landsgemeinde: "Die Zwetschge bringt Farbe hinein"

Was passiert eigentlich vor dem offiziellen Teil?  Hier kommt ein Stimmungsbild vom Freitag, Samstag und dem frühen Sonntagmorgen – ein Füllhorn an Eindrücken, Begegnungen und zum Schluss respektive Beginn auch noch Prominenz aus Bundesbern.

Rund 16 Männer und drei Tage braucht es, dann sind die Bühnen, Treppen, Rednerpodest, Sitzbänke sowie Lautsprecherständer und Toiletten aufgebaut. Für ein paar Stunden nur, denn danach muss alles wieder abgebaut und verstaut werden für ein ganzes Jahr. Freitagabend vor der Landsgemeinde 2023 herrscht jedoch vorerst erst mal Stille auf dem Landsgemeindeplatz. Es ist die Ruhe vor dem Sturm...

Ausserhalb des Rings tut sich jedoch einiges. Unzählige Parkverbotstafeln im, und um den Glarner Stadtkern lassen erahnen, dass am Samstag vor der Landsgemeinde einmal mehr der grösste Flomarkt des Kantons viele Marktleute und Stöberfreudige anziehen wird – nicht einmal die Krönung von King Charles drüben als London bedeutet eine ernsthafte Konkurrenz. An diesem speziellen Tag im Jahr gehören die Strassen im Stadtkern nicht den Fahrzeugen, sondern dem Glarner Fussvolk allein.

Flohmarktgenuss mit Regenguss

Am Samstagmorgen geht es los: Rund 142 Stände – oder alternativ einfach Decken auf dem Boden – laden ein zum Schauen, Vergleichen und „Märten“. Doch kaum ist der Flohmarkt offiziell eröffnet, öffnet auch der Himmel seine Schleusen. Schnell, schnell werden die Trouvaillen abgedeckt, Schirme aufgespannt, Unterschlupf gesucht. Kurz darauf jedoch lässt sich die Sonne wieder blicken, und die Geschäfte nehmen Fahrt auf.  

Und dann ist es auch schon Sonntag, der Zweite im Mai.  In wenigen Stunden werden die 104 Bankreihen, alle Tribünen von den Glarner Mitlandleuten unter verschiedensten Stoffen verborgen sein. Bald werden Glarner und Glarnerinnen durch die Tore laufen, sich den idealen Sitzplatz suchen. Sie alle tragen ihre blaue Eintritts-und Stimmkarte bei sich.Jetzt aber, in der Früh, ist noch kaum jemand unterwegs. Erste Musikantinnen und Musikanten bringen ihre Instrumente.

"Wieder dieses komische Menü!"

Auf dem Perron stehen drei Männer, eine Zigarette rauchend. „Ahjaaa, heute gibt es wieder nur das Landsgemeinde-Essen: Irgendwie ein komisches Menü! Nur Weiss auf dem Teller! Die Wurst, der Kartoffelstock!“, klagt einer.  „Gar nicht wahr!“, wirft sein Gegenüber ein: „Die Zwetschgen bringen doch Farbe hinein!“ Somit scheint zum Menü alles gesagt zu sein, und das Trio macht sich schweigend auf Richtung Landsgemeindeplatz.

 Halb neun. Jetzt sind beim Rathaus Tambouren- und Märsche der Harmoniemusik Glarus zu vernehmen. Die Musik wird lauter, erste Regierungspersonen betreten das grosse Rathaus. Ich treffe Fritz Leuzinger, einen ehemaligen Glarner, der heute in Siebnen wohnt. „Vor 26 Jahren stand ich als Soldat, genau wie die Soldaten heute, vor diesem Rathaus, später auf dem Landsgemeindeplatz“, erzählt er. Und ja, es habe ihn stolz gemacht, die Regierung zu schützen.

Plötzlich schüttet es wie aus Kübeln

In kürzester Zeit sind die Soldaten von einer grossen Menschentraube umringt, wir zwei verlieren uns aus den Augen, und plötzlich schüttet es wie aus Kübeln. Polizisten begleiten bei strömendem Regen Regierungs- und Landräte. Am Strassenrand wird geklatscht: Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider marschiert gut gelaunt und fröhlich winkend, aber frierend, an der Menschenmenge vorbei.

 Ich gehe zum Platz. Drinnen im Ring sehe ich, dass fast jeder Platz besetzt und die Tribünen brechend voll ist. Mitlandleute sitzen, vermummt in ihren Regenschutz da, zeigen ab und an ihre blaue Stimmkarte. Jetzt mache ich mich auf den Heimweg, denn Petrus hat es endgültig mit mir verspielt heute!

 

Text und Fotos: Susanne Von Dach

 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Publiziert am

21.05.2023

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