Jubiläumsbuch
Jubiläumsbuch
Irene Spälti
Irene Spälti
Big Band an Musikwoche Braunwald
Big Band an Musikwoche Braunwald
Streicher mit Marianne Schönbächler
Streicher mit Marianne Schönbächler
Wandelkonzert in Mitlödi
Wandelkonzert in Mitlödi
kleines feines Konzert in der weissen Villa
kleines feines Konzert in der weissen Villa
Festakt im Juni 2022
Festakt im Juni 2022
Festakt im Juni 2022
Festakt im Juni 2022
Projekt mit Glarner Kammerorchester
Projekt mit Glarner Kammerorchester
Komposition David Beglinger
Komposition David Beglinger

Glarus, Ostschweiz

50 Jahre Glarner Musikschule: zwei Jahre Festmusik und bald ein Buch

Etwa so viele Musikevents wie Jubiläumsjahre – coronabedingt auf die doppelte Zeit verteilt – und im Juni 2022 ein grosser Festakt: So feierte die Glarner Musikschule ihre 50 Jahre. Vorbei ist es noch nicht. Gegen Ende Jahr erscheint noch ein Jubiläumsbuch. Irene Spälti leitet das Projekt.

Während die meisten Aktivitäten der Glarner Musikschule etwas lauter daherkommen, ist es eher ein leises Projekt, das seit drei Jahren im Hintergrund läuft und inzwischen seiner Vollendung entgegen geht. «Diese Woche kommt das fertige Manuskript unseres Jubiläumsbuches zum Gestalten in den Verlag», verrät Irene Spälti, welche dieses Mammutprojekt geleitet hat. Gegen Ende Jahr wird die Buchvernissage stattfinden. Die 1971 gegründete Glarner Musikschule schloss ihr Jubiläum mit einem grossen Festakt und einer langen Musiknacht für die ganze Bevölkerung am 18. Juni 2022 offiziell ab. Was in den coronabedingt nun zwei Jubiläumsjahren bis zum Festakt geschah, wird im Buch ebenfalls ausführlich gewürdigt. Diese fast fünfzig Events in allen Dörfern des Kantons bilden so als einzigartiges Feuerwerk der Kreativität und des Klangspektrums die Aktivitäten der Glarner Musikschule ab. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind im Buch allesamt präsent, wie mir Irene Spälti erklärt. Es gibt aber auch Texte über Musik mit übergeordnetem und zeitlosem Bezug, wie die des Hirnforschers Lutz Jäncke oder des Glarner Kulturpreisträgers Christoph Kobelt.                       


Irene Spälti war als langjähriges Vorstandsmitglied der Glarner Musikschule und Kommunikations-Fachfrau prädestiniert für die Aufgabe, das Buchprojekt zu leiten und es hat ihr viel Freude bereitet. «Es ist das erste Mal, dass ich ein Buch mache, aber die damit verbundenen Tätigkeiten sind mir vertraut. Von der Erstellung des Konzepts, Koordination, Materialsammlung, der sprachlichen und inhaltlichen Überarbeitung bis zur Schlusskontrolle.» Auch über einige Events im Jubiläumsjahr, die sie selber besucht hat, schrieb sie Texte, also sei es die ganze Zeit viel mehr als nur Schreibtischarbeit gewesen. Eine Buchgruppe, verstärkt durch ihre Vorstandskollegin Dorothea Jakober, die Lehrpersonen Marianne Schönbächler und Sylvia Küng, sowie Jürg Wickihalder und Hans Brupbacher (Musikschulleiter bzw. ehemaliger Musikschulleiter) unterstützten sie. Als Fotografin begleitete Olga Ovartanyan die zweijährige Jubiläumstournee durch den Kanton. Ihre Bilder werden hier im Blog noch nicht gezeigt, sie werden aber im Buch sein. Das Design der Jubiläums-Medien und auch des Buchcovers ist von Pascale Küng und Helene Leuzinger; das Buch erscheint im Glarner Baeschlin Verlag.


Nach ihren persönlichen Jubiläums-Highlights befragt, sagt Irene Spälti, dass es die Mischung und Vielfalt sei, welche sie begeistert habe. Aber sie erwähnt doch zwei grosse Anlässe: «Die Zäller Wiehnacht in der Stadtkirche Glarus im Dezember 2021 mit über 100 mitwirkenden Kindern war überwältigend! Und dass unsere Glarner Musikschule im Sommer die Musikwoche Braunwald eröffnen durfte, in einem professionelles Umfeld also, war ganz toll. Für unsere verschiedenen Gruppen und Bands wurden eigens Arrangements des Wochenthemas ‘Kinderszenen’ von Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste erstellt. Es gab ein super Echo.» Da aber gerade zu diesen Zeiten Covid-Wellen auch übers Glarnerland schwappten, habe viel Glück mitgespielt, dass die grossen Konzerte stattfinden konnten. «Wir wussten oft bis kurz vorher nicht, was passiert.» Schliesslich rundete der Festakt im Juni 2022, der ein grosses Spektrum an Musikstilen bot, von den jüngsten Kids der Musikalischen Früherziehung bis zu Gastspielen weltläufiger Musiker, die zwei besonderen Jahre ab. Ein Event auch mit vielen prominenten Grussworten und Gratulationen und einem Musikschulleiter, der bekannte: «Ich bin glücklich, den schönsten Beruf der Welt zu haben. Tagtäglich werde ich mit strahlenden Kindern und wundervoller Musik beschenkt!»


So präsent die Gegenwart ist: Erstaunliches offenbart auch die Beschäftigung mit der Vergangenheit. Im Buch kommen viele «Stimmen» zu Wort: Ehemalige und aktuelle Unterrichtende und Unterrichtete (auch solche die Profis wurden), Eltern, Vorstandsmitglieder des Vereins Glarner Musikschule, natürlich auch die Schulleiter – von Hans Brupbacher über Frank Rinne bis zu Jürg Wickihalder. Dass letzterer zugleich ehemaliger Lernender der Glarner Musikschule und dort Lehrperson war, macht deutlich wie intensiv ein solches Umfeld wirken kann. Und dies bis in die Zukunft hinein, wie man noch hören wird. Doch zurück zu den Anfängen. So schildert der Glarner Musiker Niklaus Meyer, unter welchen Voraussetzungen Musikunterricht früher stattfand. Gute Musikerlehrpersonen gab es schon länger im Glarnerland, aber der Zugang zum Unterricht war nicht überall da und es fehlten Strukturen und politische Vorrausetzungen. Die immense Arbeit, dies alles aufzubauen, ist unermesslich. So war Hans Brupbacher als Pionier der ersten Stunde nebst der Organisation des Schulbetriebs an verschiedensten Fronten gefordert, um die Vision, professionellen Musikunterricht im Kanton für alle Kinder anzubieten, umzusetzen und weiterzutreiben. Für dieses spannende Stück Kulturgeschichte kann man tief in die entsprechenden, gut lesbaren Kapitel eintauchen. Lebendige Erinnerungen und Anekdoten zeigen ein sehr umfassendes Bild.


Auch von Krisen ist zu lesen, wie die einschneidenden Sparmassmahnen, welche der Landrat 2004 beschloss und damit die Glarner Musikschule vor schwere Probleme stellte. Heute sind Bevölkerung und Politiker stolz auf ihren «kulturellen Leuchtturm» und die Glarner Musikschule geniesst viel Goodwill. Im ersten Jahr zählte man 11 Lehrpersonen und 87 Lernende, drei Jahre später schon 24 und 430, respektive zehn Jahre später 34 und 708. Nach dreissig Jahren waren es unterdessen über 1000 Lernende und 55 Lehrpersonen. Die Bandbreite des Angebots mehrte sich, ebenso die Zusammenarbeit, etwa mit den Glarner Schulen, Institutionen wie z.B. dem Zirkus Mugg und dem Glarner Kammerorchester. Die Musikschule ist auch Dienstleiter für die Region, indem an diversen Anlässen für musikalische Umrahmung gesorgt wird. Die grösste Herausforderung der Gegenwart sei die Corona-Zeit gewesen, so Spälti. Da habe es aber auch ganz viele positive Erfahrungen gegeben: Etwa der riesige Zusammenhalt der Lehrpersonen und ihr grosses Engagement, damit die Lernenden weiter gut unterrichtet wurden. «Praktisch von einem Tag auf den anderen den Schulbetrieb auf Online umzustellen, das hat erstaunlich gut geklappt. Und je nach Instrument oder Gruppengrössen waren in der Phase der Lockerungen danach auch spezielle Lösungen gefragt.»


Mit diesem gewaltigen Fundus an Leistungen und Erfahrungen kann sich die Glarner Musikschule mit Mut und Tatkraft an die Zukunft wagen. Eine Zukunft, die spannend bleibt. Etliche «Stimmen» skizzieren im Buch wiederum ihre Träume, Wünsche und Visionen – allen voran der initiative Schulleiter. In den nächsten Jahren stehen entscheidende Schritte bevor, da die bisherigen, zwar geliebten Räumlichkeiten auf der «Insel» Glarus aus allen Nähten platzen. Es wird an einem Neubau in zentraler Lage geplant, der als kultureller und gesellschaftlicher Begegnungsort die Glarner Musikschule in ein noch grösseres Netzwerk einbindet und mit seiner Infrastruktur ein weiteres grosses Plus punkto Lebens- und Bildungsqualität im Kanton erreichen soll. Und dies für alle Generationen. Mit ihren 50 Jahren ist also bei der Jubilarin nichts von einer Midlife-Crisis zu spüren, vielmehr wird  gerade neu Schwung für die nächsten Jahre geholt. «Es sind die Menschen, die dahinterstehen und sie zu dem machen, was sie ist und werden wird», sagt Irene Spälti.   


Text und Bilder (ausser Cover) : Swantje Kammerecker.  


       

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus
  • Ostschweiz

Publiziert am

24.08.2022

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www.glarneragenda.ch/yf42gb