Glarus

Goethe (1749 – 1832) meinte: «Mit dem Wissen wächst der Zweifel» – Maturafeier in der Aula unserer Kanti

Gediegen, grosse Anteilnahme, starker gegenseitiger Beifall, ausschliesslich strahlende Gesichter, rundweg begeisternde Musik, kurze, ehrliche und kluge Reden, Übergabe der Zeugnisse durch Regierungsrat Benjamin Mühlemann an die 46 erfolgreichen

Eingeladen waren Eltern, Verwandte, Bekannte, die Vertreter des Kantonsschulrates und der Maturitätsprüfungskommission, Behördenmitglieder, mitbeteiligte an der Kanti unterrichtende Lehrkräfte und weitere Gäste. Die Aula war beinahe bis auf den letzten Platz besetzt. Es war eine rundum wohltuende Wärme, die von der Bühne aus in den weiten Raum ausstrahlte. Eine Wärme, die von vielen guten Gefühlen und Anerkennungen geprägt war.

Unter Leitung von Randy Müller boten Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse mit Schwerpunkfach Musik eine kecke Version von Giuseppe Verdis «La Donna è mobile» an. Tuba, Gitarre, Flöte, Klavier und kurze Soli klangen in anregenden Wechseln auf. Von Nervosität keine Spur. Das war gekonnt, kurzweilig – und erntete verdient viel Applaus.

Rektor Peter Aebli hiess alle gleichermassen herzlich willkommen. Natürlich standen die erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden am Anfang des Einführens, das dem nun abgeschlossenen Lebensabschnitt, dem Beginn eines ganz neuen Momentums in die Eigenständigkeit samt grosser Verantwortung und sorgsamer Planung, dem Zurückschauen auf mannigfaltige Erlebnisse während den sechs Jahren in der Kantonsschule, ganz persönlichen Gedanken zu Schulnoten und Maturaarbeit und anderem gewidmet war. Peter Aebli gab der Hoffnung Ausdruck, dass nebst verständlich Negativem auch viel Erfreuliches haften geblieben sei.

Alle Lehrkräfte hätten stets versucht aufbauend und konstruktiv zu unterrichten. Sie hätten sich über viele Zeiträume hinweg engagiert und gewissenhaft mit vielem auseinandergesetzt, mitgeholfen Defizite leichter oder intensiver auszubügeln. Sie hätten – ebenso wie die Schülerinnen und Schüler – mit Frustrationen umgehen müssen, neue Motivationen geholt, über Misslungenes, Notengebungen zu reden gehabt. Das sei nicht immer einfach – habe aber aus einer gewissen zeitlichen Distanz wieder anders ausgesehen. Er forderte auf, gar Traumatisches aus derartigen Zusammenhängen mit der Überreichung des Maturitätszeugnisses zu begraben. Er bat um Rückmeldungen zu diesen langen Jahren. Unterrichten sei für alle ein nie endender Prozess des Auseinandersetzens.

Ihn erfülle es mit grosser Freude, dass alle 46 Maturandinnen und Maturanden mit Erfolg abgeschlossen haben. Seine herzliche Gratulation war mehr als verdient.

Absolventinnen und Absolventen mit den Bestnoten wurden namentlich erwähnt:

Paul David Christopher Golling, Näfels, Note 5,46; Studienrichtung Physik
Eva Rigendinger, Glarus, Note 5,38, Studienrichtung Biologie
Marco Bühler, Glarus, Note 5,15, Studienrichtung Chemie

und mit der Gesamtnote 5,07
Ladina Bosshard, Näfels, Germanistik
Mark Andrea Schlittler, Niederurnen, keine Angabe betreffendStudienrichtung
Irina Kobelt, Ennenda, Humanmedizin

Als Maturaredner – so Peter Aebli – habe er jemanden gesucht, der ebenfalls ganz herausragende Leistungen erbracht habe. Und weil ab dem neuen Schuljahr die Sportschule Glarnerland organisatorisch in die Kanti Glarus eingegliedert werde, habe er einen ehemaligen Absolventen dieser Schule, nämlich den Radrennfahrer Tom Bohli mit Jahrgang 1994 aus Uznach, als Redner angefragt. Er hat die Matura in Zürich gemacht. Was ihn auszeichnet sind der immense Trainingsaufwand, das konzentrierte Hinarbeiten auf ein Ziel, das Mittun an der diesjährigen Tour de Suisse – noch in der Rolle des sogenannten «Wasserträgers», des Helfers. Noch sei er nicht Star im Team. Aebli ist von dieser Person tief beeindruckt. Bis vor wenigen Tagen habe er die Tour de Suisse gefahren, als wertvoller, anerkannter und willkommener Mithelfer.

Dann trat die altersgerecht gut durchmischte und enorm kraftvoll und erfrischend munter ausgestaltende Kanti-Band, Leitung: Randy Müller, mit «You know I `m no good» von Amy Winehouse auf.

Tim Schneider, Netstal, hatte als ebenfalls erfolgreicher Maturand die nicht einfache Aufgabe übernommen, innerhalb von rund zehn Minuten Wesentliches aus sechs Jahren Kantizeit unter die Leute zu bringen. Er wies auf seinen morgendlichen Spaziergang durch die an diesem Tag fast leere Kanti hin. Er begann bei der Mensa und den eigentlich guten Menus. Er liess das Prüfungszimmer mit Nummer 9; später die Turnhalle; den für einmal so lässig wirkenden Glasraum; Physik- und Mathezimmer; einen Raum mit stets moderner Kunst; den Gang, den er besser als das daneben liegende Zimmer kenne; die angetroffenen Bauarbeiter, die für Veränderungen einstünden; Wandel in Persönlichem; Zweck und Sinn von Ausreden, Erlebtes und damit Durchgestandenes in pointierter, ehrlicher, viele Lacher provozierender Weise Revue passieren. Ein riesiger Applaus war ihm gewiss.

Dann war es Sache des Radrennfahrers Tom Bohli über gar Verschiedenes zu referieren. 2011 wurde er schweizerischer Junioren-Meiser im Strassenrennen. Ein Jahr später errang er den gleichen Titel und den nationalen Titel im Einzelzeitfahren. Auf der Bahn wurde er im gleichen Zeitraum Junioren-Weltmeister und Europameister in der Einzelverfolgung. Dazu kommen weitere herausragende Leistungen.

Tom Bohli sprach beeindruckend ehrlich, aufzeigend, was Training, Motivation, zuweilen eintöniger Alltag, fehlende Perspektiven, Verharren in Erreichtem, Misserfolge, Neuausrichtung und Auseinandersetzungen mit wieder Forderndem für ihn bedeuten. Die Matura habe er später als erwartet gemacht. Fremde Sprachen habe er selbsttätig, nicht im schulischen Alltag erlernt. Die Schule als reine Wissensvermittlerin fand Erwähnung. Etwas perfekt beherrschen, bedinge hohen Einsatz. Wenn es dann so weit sei, könne man es geniessen. Er munterte die Maturandinnen und Maturanden ganz bewusst auf, diese Fähigkeiten zu entwickeln, auf- und auszubauen. Ihm wurde mit herzlichem Beifall gedankt.

«The Greatest Showman Medley», von Lindsey Sterling arrangiert, gestalteten Edita Sadiku (Violine) und Marco Bühler (Klavier) aus, zuweilen etwas verhalten, dann wieder innig und überzeugend kraftvoll.

Autor

glarus24.ch

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Kategorie

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Publiziert am

30.06.2019

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