Abmarsch zur Kirche.
Abmarsch zur Kirche.
Ein Moment zum Innehalten.
Ein Moment zum Innehalten.
Mut und Zuversicht: Ansprache von Benjamin Mühlemann.
Mut und Zuversicht: Ansprache von Benjamin Mühlemann.
Nach dem Vandalenakt: Der Stein wurde wieder sorgsam zusammengesetzt.
Nach dem Vandalenakt: Der Stein wurde wieder sorgsam zusammengesetzt.
Fridolin hatte heute seinen grossen Auftritt.
Fridolin hatte heute seinen grossen Auftritt.
Farbenfrohe Prozession, aufmerksames Publikum.
Farbenfrohe Prozession, aufmerksames Publikum.
Feierlich: Der Einmarsch zum Denkmal.
Feierlich: Der Einmarsch zum Denkmal.
Schritt für Schritt im Takt.
Schritt für Schritt im Takt.
Auch das Militär prägte den Tag.
Auch das Militär prägte den Tag.
Der Glarner Kantonal-Gesangsverein verschönerte die Fahrt ...
Der Glarner Kantonal-Gesangsverein verschönerte die Fahrt ...
... genau wie die Harmoniemusik Glarus.
... genau wie die Harmoniemusik Glarus.
Einer der liebevoll geschmückten Steine.
Einer der liebevoll geschmückten Steine.
Momente wie diese machen die Näfelser Fahrt einzigartig.
Momente wie diese machen die Näfelser Fahrt einzigartig.

Nouvelles, Culture

Rekordansturm an der Näfelser Fahrt

So viele Leute wie noch nie, ein bestens gelaunter Petrus, Zuversicht und Mut nach der Fahrtsrede sowie  Ärger über den Vandalenakt: Das war die Näfelser Fahrt 2024. Hier kommt der Rückblick in Form eines Stimmungsberichts in Wort und Bild.

Sie müsse unbedingt auf den nächsten Bus im Krumm Näfels, erklärt mir eine elegant gekleidete, ältere Dame und hetzt laut schnaufend an mir vorbei. Denn sie wolle endlich mal den Prozessions-Umzug der Näfelser Fahrt vom Anfang bis zum Ende mitwandern, ruft sie noch zurück, dann verschwindet sie in einem bereits übervollen Bus. Es ist der 4. April, der erste Donnerstag im Monat, und jede Glarnerin, jeder Glarner weiss, was das bedeutet: Es ist Näfelser Fahrt.

Im Dorfkern Näfels herrscht frühmorgens um 6 Uhr schon reges Treiben. Die Marktfahrenden bringen ihre Stände auf Vordermann, hier und dort duftet es verführerisch nach kulinarischen Leckerbissen. Ausserhalb des Dorfkerns wird es jedoch bald wieder ruhiger. Die Strassen sind gesperrt, Umleitungen signalisiert. Von der Felswand des imposanten Glärnisch winkt mir das Vreneli, oder auch das Jungfräuli genannt, mit einem weissen Taschentuch zu, als ich Richtung Netstal schlendere. Lange wird sich die Frau nicht mehr zeigen. Wenn das letzte kühle Weiss der Sonne weichen muss, bleibt die Sagenumschriebene verschwunden bis zum ersten Schnee im kommenden Winter. 

Seit Jahren an der Näfelser Fahrt 

Am Fahrtsplatz angekommen, sehe ich, wie vier Männer Bänke herrichten, jemand auf der Rednerkanzel die Tonqualität des Mikrophons testet. Einer der Männer, es ist der Niederurner Markus Landolt, findet kurz Zeit mit mir zu plaudern. Seit rund 25 Jahren sorgt er mit seinen Kameraden dafür, dass die Kanzeln und Bänke in Schleisingen und beim Fahrtsplatz, (Restaurant Rössli) zur Ankunft der Leute bereitstehen. Er und seine Helfer unterstehen der Gebiets-Einheit VI (GEVI), diese gehört dem Tiefbauamt des Kantons St.Gallen an. „Ich mache diesen Job jedes Jahr wieder gerne“, erklärt er und fügt an: „Als Glarner ist es für mich schon fast ein bisschen eine Ehre mitwirken zu dürfen, und das möchte ich auch weiterhin gerne tun.“

Sagt’s und schiebt eilig weiter Holzbänke „ins richtige Licht“. Nach getaner Arbeit verlässt er mit den Kameraden kurz den Platz, es wartet ein wohlverdientes Frühstück auf die kleine Truppe. Ich setze meinen Weg fort, dem Fahrtsplatz Schneisingen entgegen. Vorbei an Höfen und Häusern, und begleitet vom fröhlichen Zwitschern der Vögel.

Um Viertel nach Sieben sind ab dem Zeughaus Glarus auch eine militärische Ehrenformation, die Harmoniemusik Glarus, Tambouren sowie der Glarner Kantonal Gesangsverein gestartet. Begleitet von unzähligen Menschen geht es voran: Vorbei an Wohnhäusern, unter deren Fenstersimse Fridolins- und Glarner-Fahnen thronen. Mein Blick schweift über die Wiesen voller gelb leuchtender Löwenzahnblüten. Am Denkmal haben sich schon beachtlich viele Menschen versammelt, die Marschmusik samt Trommelschlägen ertönt laut und lauter. Am Platz treffen nacheinander Militaristen, Geistliche mit ihren imposanten Fahnen, und zu guter Letzt die Regierung in feierlicher Zeremonie ein.

Hoffnung und Zuversicht

Landammann Benjamin Mühlemann hält eine eindrückliche Fahrtsede, man hört seinen Worten aufmerksam und bewegt zu. Der Kanton Glarus sei von Bergen umgeben, eingebettet zwischen grünen Matten, Wäldern und Seen. Er erwähnt, wie gut es uns doch hier gehe, weist jedoch auch auf die umliegenden Kriegsgebiete hin, wo Hunger, Not und Elend herrschten. Es ist still auf dem Platz. Und es macht sich, so will es mir scheinen, Andacht, Betroffenheit und ab und an etwas Wehmut breit.

Nach der Fanfare setzt sich der Prozessionsumzug wieder in Bewegung, dieser führt durch nasse Wiesen zum nächsten Rastort, dem Fahrtsplatz. Nach Gesangsbeitrag und der Bekanntmachung der damals gefallenen Glarner während der Schlacht, begeben sich die Menschen anschliessend stetig Richtung Dorf. Sie ziehen an den elf mit Blumen, roten Maschen und grünen Blättern geschmückten Gedenksteinen vorbei. Einige Besucher beten leise, andere halten einen Rosenkranz in ihren Händen und murmeln leise vor sich hin.

 Vandalismus verärgert

Einen der besagten Steine treffe ich beschädigt an. Er liegt da, in zwei Stücke geteilt, was bei mir und später bei den Fahrtbesuchern für lautstarke Verärgerung und Unverständnis sorgt. Die Mitglieder der „Historischen Freunde 1833“ richten den Stein wieder mühselig auf und stapeln die zerbrochenen, zwei schweren Stücke so gut wie immer möglich wieder aufeinander. Der Vandalenakt beschäftigt die Festgemeinde noch lange. Während der Prozession höre ich immer wieder Aussagen wie: „Traurig!", "Eine Schande!", "Frechheit!"  "Der sollte bestraft werden!" "Ein Fall für die Polizei!“

Endlich sind wir beim Denkmal angekommen, geniessen Marschmusik und Gesang. Schon erschallen die Glocken aus dem mit Fahnen geschmückten Katholischen St. Hilarius-Kirchenturm dröhnend und laut über den Hausdächern Näfels, sowohl über das Kriegsdenkmal und die darum versammelten Menschen. Der Prozessionszug macht sich vom Denkmal auf den Weg zur Kirche, zum letzten feierlichen Akt der Fahrt, wo als Schlussbouquet eine andächtige Schlussfeier im gefüllten Kirchenschiff über die Bühne geht.

Der Wettegott oder Petrus, wer auch immer von den beiden, scheint ein echter Freund der Näfelser Fahrt zu sein. So gehen die Festlichkeiten gleich weiter. Die Festzelte füllen sich im Nu, Flaniermeile und Marktstrasse sind voller Gäste, voller fröhlicher, ausgelassener Besucher. Man feiert weiter bei Musik, Tanz, kulinarischen Köstlichkeiten und geselligem Beisammensein. Eine sicherlich einzigartige Fahrt. Verbunden mit unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen. Vielleicht, fühlt man sich nach dieser Fahrt etwas gestärkt und zuversichtlich im Herzen, und vielleicht gedeiht da der Glaube an eine gute und sichere Zukunft in allen Belangen.  

 

Text und Fotos: Susanne von Dach

 

           

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Catégorie

  • Coutumes, folklore / célébrations
  • Nouvelles / Rapports

Publié à

09.04.2024

Webcode

www.glarneragenda.ch/we9dr5