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Regula Michell - Portrait
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Installation
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Glaris

Künstlerportrait Regula Michell – Ornamente und neue Arbeit

Regula Michell zeigt an der Coronaausstellung #coronakunstglarus Ornamente und neue Arbeiten – die Vernissage ist am 26.9.2020 um 16 Uhr

Regula Michell – *1960 Zürich – gestaltet seit 1992 Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland. Sie ist in Netzwerken aktiv und teilt ihre Kunstwerke mit anderen Künstlerinnen. Beispiel ist „Das Häkelprojekt“, welches 2004 gestartet worden ist und lebenslang dauert: www.haekelprojekt.ch. Seit über zehn Jahren arbeiten Regula Michell und Meret Wandeler einmal pro Monat zu zweit oder mit Gästen an ihrem Häkelobjekt. Nach Ablauf der ersten zehn Jahre lautete das Verdikt „lebenslänglich“. Bei „mitimNetz“ werden Aktionen, Happenings und Performances  inszeniert. Die Künstlerinnen intervenieren als Gruppe in den verschiedenen räumlichen und sozialen Kontexten des Betriebssystems Kunst. Ein Schwerpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung ist die Untersuchung sozialer Verhaltensweisen. Ausgehend von heute üblichen Formen gesellschaftlichem Umgangs werden Aktionen realisiert, die geltende Regeln unterlaufen und typische Verhaltensmuster hinterfragen: www.mitimnetz.ch.

Eine zentrale Thematik in ihrem Schaffen sind die „Ornamente“. Es sind wiederholende, oft abstrakte oder abstrahierte Muster, mit für sich genommen symbolischen Funktionen. Ornamente finden sich auf Stoffen, Bauwerken, Tapeten. Regula hat ihre Ornamente mit einem speziellen Verfahren angefertigt und diesen eine intensive Tiefe gegeben. Sie animiert das herkömmliche statische Ornament und entwickelt es weiter und löst das Ornament als traditionelles Schmuckwerk von seinem Träger und bringt seine autonome Wirkung hervor. Als Ausgangslage dienen Videos aus dem Fundus der Alltagswelt. Je nach dem können es die Ateliereinrichtung, Collagen, Pflanzen oder aus Stoff arrangierte Landschaften sein. Daraus komponiert die Künstlerin Filme und Projektionen von sich stetig verändernden Ornamenten. Ornamente können akzentuieren, gliedern, füllen oder rahmen. Die Intensität und Dichte des Ornaments entscheidet über die Beziehung zum Träger. Ornamente können auch Stammeszeichen enthalten, um die Zugehörigkeit des Trägers zu verdeutlichen. Besonders häufig kommen die Ornamente, wegen des Bilderverbots, in der islamischen Kunst vor. Die Faszination des Menschen an einfachen geometrischen Elementarformen wird erklärt mit der Notwendigkeit, aus der Vielzahl chaotischer Bildreize auszuwählen. Ornamente müssen eine gewisse Komplexität mitbringen, sonst werden sie als erwartungskonform aussortiert. Regula grenzt sie sich von dekorativer Kunst im Sinne des Kunsthandwerks deutlich ab.

Die Ornamentik hat eine lange und bewegte Geschichte. Nach dem zweiten Weltkrieg, als sich die Lehren des Bauhauses von den USA aus weltweit als internationaler Stil durchsetzte, sind Stuck, Tapete mit der Fassadenhaftigkeit mit einem Bannspruch belegt worden. Das Ornament verschwand für nahezu 40 Jahre als Gestaltungsmittel aus dem Bewusstsein der Gestalter. Seit der Postmoderne und schliesslich mit der digitalen Revolution spielt das Ornament in aktuellen Designentwicklungen wieder eine grössere Rolle. Das Ornament ist im Rahmen der Globalisierung von Kommunikationsprozessen als kulturübergreifendes, grafisches Element in die Moderne zurückgekehrt. In der Architektur gibt es aber immer noch Vorbehalte, das Ornament einzusetzen.

Regula: “Mein Interesse gilt dem ältesten, visuellen und universellen Sprachsystem, dem Ornament. In allen Kulturen und von der Urzeit bis heute wurden und werden Ornamente angewendet. Seit 2006 habe ich bewegte Ornamente – Moving Ornaments – aus Videos komponiert. Ich habe fundamental in das Regelsystem und in die Bestimmung der tradierten Verwendungsweisen des Ornaments eingegriffen.  Damit hinterfragte ich die das Ornament bestimmenden Gesetzmässigkeiten und entwickelte sie weiter, ohne dass sie aufgehoben worden sind. Losgelöst vom klassischen Träger und dem herkömmlichen Kontext entfalten die Moving Ornaments ihre eigenständige und ursprüngliche Wirkung. Ich habe dabei stets das Verhältnis zwischen Ordnung und Auflösung ausgelotet. Das Gleichgewicht zwischen Stabilität und Wandel ist zentral. Das feine Spiel von Farben, Formen und Rhythmen der Ornamente im Wandel öffnet Assoziationsräume und Bezüge zur individuellen Bilder- und Erfahrungswelt. Das Ornament erschliesst auch den unendlichen Raum für die begriffslose Kontemplation und für flüchtige, sublime und subjektive „Welten-Räume“, jenseits von Raum und Zeit“, soweit die Künstlerin.

Die Corona-Zeit hat zu einer neuen Ausrichtung der künstlerischen Arbeit geführt. Die aktuelle Zeit wird beleuchtet und darauf fokussiert, wie der Lockdown die Transformation meiner künstlerischen Praxis beschleunigt oder unterstützt. Regula zeigt ein Objekt „Shelter, 2020“, aus Holzresten, PVC-Folie, Selbstklebe Folie Holz und transparentem Papier gefertigt. Mit dieser Arbeit knüpft sie an der abstrakten Ausdrucksform der Ornamente an. Ganz anders sind die 19 Tiere, die Teil eines kooperativen Langzeitprojekts sind: „1001 Tiere von 1001 Menschen“, mit Beginn 2007. Der Bär, die Fledermaus, die Gemse, der Hahn, der Hase, der Kranich, der Krebs, die Kuh, der Oktopus, der Pinguin sind Tiere, die wir als Beobachter*in sofort erkennen und zuordnen können. Die abstrakt-figurativen Skulpturen sind aus Karton, 7 WC-Papier-Kartonrollen und Heissleim gefertigt. Die Künstlerin zeigt damit eine andere Seite ihres Schaffens und stellt unter Beweis, dass sie auch skulptural arbeiten kann.

Für das Verständnis der Kunst von Regula ist zentral, dass Arbeiten in Netzwerken entstehen, die einen Diskurs zu gesellschaftlichen Regeln auslösen. Die Arbeit der Ornamente zeigt die tiefgründige Ausrichtung in der Welt der Symbole auf.

Autor: Eduard Hauser, Kulturblogger

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com

Catégorie

  • Glaris

Publié à

25.09.2020

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www.glarneragenda.ch/wg7KuM