Plakat Hugo
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Erster Zaubertrick
Erster Zaubertrick
Freiwillige vor
Freiwillige vor
Gemeinsam zaubern
Gemeinsam zaubern
Magische Münze
Magische Münze
Zaubern ist tricky
Zaubern ist tricky

Glaris, Zurich

Hugo sorgt für gute Laune

Michel Gammenthaler zeigt sich bei seinem Auftritt in Glarus mit seinem 8. Soloprogramm „Hugo“ nahbar und bezaubert – nicht nur mit Tricks, sondern auch mit viel Alltagskomik.

Wer zittert da nicht mit, ärgert oder freut sich, lacht natürlich (nicht nur aus Schadensfreude) -weil: Sowas Ähnliches hat man doch selbst auch schon erlebt. Etwa, sich so lange im Stau gelangweilt, dass man auch noch die richtige Ausfahrt verpasst, und zurückfahren muss und sich vor lauter Ärger ein weiter Mal verfährt – „ich hätte ins Lenkrad beissen können!“ Auf einer Wanderung plötzlich auf eine Kuhweide geraten, worauf er Hund retten muss und die Frau die Kühe in Schach hält. In der Ferien in Italien mit dem Wohnwagen in einer engen Gasse steckengeblieben, ohne recht zu wissen, wie rückwärtsfahren geht. Und Alpträume auf engen Bergstrasse – wer muss im Fall zurückfahren? „Il veicolo piu leggero…“ erster Satz, den der Urlauber auf Italienisch lernt, nur so für den Fall. Es sind herzerfrischend menschliche Geschichten, die Michel Gammenthaler mit einer Mischung aus Temperamentausbrüchen und gut gespielter Verzagtheit zum Besten gibt.

Ja, aber was hat Hugo damit zu tun? Er sei der Urgrund der ganzen Show. Der Onkel (oder vielleicht nicht Onkel?), der bei allen Familienfesten dabei war und mit seinen Zaubertricks begeisterte. Der in einer Hand lässig eine Zigarre hielt, mit der anderen Karten mischen konnte. Der dem siebenjährigen Michel klarwerden liess, dass er selbst unbedingt Zauberer werden wolle. Alles was er erzähle, sei wahr, beteuert Gammenthaler immer wieder. Dafür nimmt er die Esoterik, das Alter über 50 (wer hört hier nicht mehr gut??) und den Zwiespalt zwischen «ein gesundes Leben führen, Ernährung, Bewegung, Hirnjogging» und der Lust auf Schoggiguetsli aufs Korn. Der tatkräftige Einbezug des Publikum sorgt für Spannung. Wer kommt als nächstes dran? Mancher oder manche, die sich in die ersten zwei Reihen gewagt haben, schauen verschämt weg, aber es nützt nichts. Schon wird man eingespannt als Assistenzperson zu verblüffenden Zaubertricks, darf mit einem Flexatron – Mischung zwischen Xylophon und singender Säge – Schwingungen durch den Raum tragen oder mittels einer wunderkräftigen Kupfermünze (natürlich von Onkel Hugo) eigene übersinnliche Fähigkeiten entdecken. Die da plötzlich mit dem Comedian im Rampenlicht stehen, werden aber derart nett behandelt, dass sich niemand fürchten muss. Auf seiner Webseite schreibt Gammenthaler: «Die Mitwirkenden gehen immer als Helden oder Heldinnen von der Bühne, das ist mir sehr wichtig. In einer Zeit, in der uns die Bildschirme überall berieseln, ist der Besuch einer Live-Show wahrscheinlich eines der letzten grossen Abenteuer...» . Und das ist sie! Auch wer nicht auf die Bühne muss, wird immer wieder gefordert: Zwischendurch streute der Comedian diese halbernsten psychologischen Umfragen ein, in denen sich das Publikum positionieren soll: Hunde- oder Katzenmensch? Schnellaufsteher oder Snooze-Tasten-Drücker? Und wie herum malen Sie sich ein Q auf die eigene Stirn? Aha, aha! Die Interpretation folgt auf dem Fusse. So geht es rasant, launig, manchmal auch ein bisschen nachdenklich weiter.

Mir hats rundum gefallen. Ja fast. Einzig die Vor- und Pausenmusik, die war mir zu aufdringlich, irgendwie partymässig. Ich befürchtete – auch angesichts des bunten Blingbling der Leuchtstoffröhren am Hugo-Stadel auf der Bühne – eine Vorstellung, die auch bei den Witzen etwas zu grell geraten könnte. Aber nein – es gab da null Seelenkrämpfe, im Gegenteil: Hier wurde mit Humor und Herz unterhalten, ein Gemeinschaftserlebnis kreiert, indem die Pannen und Handicaps des Alltags solidarisch genossen, die zwischenmenschlichen Gräben liebevoll kommentiert und die haarsträubende Unlogik menschlichen Verhaltens selbstironisch ausgeleuchtet wurden. Zu seinem letzten Zaubertrick (das Material hat ihm Onkel Hugo vor Jahren per Päckli zugeschickt) meint Gammenthaler, er habe immer noch schlaflose Nächte, weil er bis heute nicht verstehe, wie der funktioniere. Äh ja, alles 100 Prozent wahr?? Immerhin verkauft Gammenthaler nach der Show präparierte Kartenspiele. Solche, mit denen man Zaubertricks machen kann. Und das wollen doch einige wissen und stehen an, um ein solches zu stehen. Der Zauber des Comedian wirkt.

Swantje Kammerecker

Autor

Kulturblogger Glarus

Catégorie

  • Glaris
  • Zurich

Publié à

14.01.2024

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