Ausstellungsraum
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Skulptur am Eingang
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Vernissage
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Glaris

Die Ausstellung #coronakunstglarus im Güterschuppen ist eröffnet

Die Ausstellung dauert vom 26.9.20 bis zum 18.10.20 - Finissage: 18.10.20, 11 Uhr - Öffnungszeiten: Mi 14 - 16, Fr 17 - 19, Sa 11 - 16, So 13.30 bis 16

Die Ausstellung im Güterschuppen zeigt unterschiedliche Arbeiten von rund 70 Kunstschaffenden mit Herkunft aus dem Kanton Glarus. Die Thematik könnte aktueller nicht sein und knüpft an die kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ereignisse an. Das ursprüngliche Ziel, 40 bis 50 Kunstschaffende mit Bezug zum Glarnerland zu gewinnen, ist mit über 70 Anmeldungen mehr als übertroffen. Die Initiantin ist Rahel Opprecht. Sie ist bei der Realisierung der Ausstellung  von einem Team unterstützt worden.  

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind einschneidend. Das Brutto-Inland-Produkt der Schweiz ist um rund 7% zurückgegangen, die Arbeitslosigkeit hat stark zugenommen und beträgt 50 000 Personen mehr als im Jahr zuvor. In verschiedenen Branchen werden Stellen abgebaut und die Erwerbsquote hat stark abgenommen. Die kulturellen Veranstaltungen sind an starke Regeln gebunden und haben zu vielen virtuellen Lösungen geführt. Das Virus ist immer noch präsent und die Ansteckungen haben, vor allem bei den 20 bis 30-Jährigen, zugenommen. Die Todesfälle haben, wie auch die Spitaleinweisungen, stark abgenommen. Die Anzahl Test sind stark ausgeweitet worden und die „Positivitätsrate“ erfordert höchste Aufmerksamkeit; es geht um die Anzahl Neuansteckungen innerhalb von 14 Tagen, gerechnet auf 100 000 Bewohner. Diese Rate ist angestiegen und erfordert höchste Aufmerksamkeit; in der Eigeneinschätzung ist die Schweiz ein Risikoland. Das „Covid-App“ ist installiert und hat rund 1,6 Millionen Benutzer, wird aber zu wenig intensiv heruntergeladen. Die Rückverfolgbarkeit stösst in den Kantonen an Grenzen. Die steigende Anzahl Ansteckungen sind nur mit Anstrengungen zu bewältigen.   Die Codeübermittlungen und Resultate der Tests dauern viel zu lange. Der Föderalismus, gepaart mit Bürokratismus, gerät an seine Grenzen, was sich bei den Datenanalysen spiegelt.  Das Interesse am Thema nimmt bei der Bevölkerung ab. Die Schutzmaskenpflicht in verschiedenen Kantonen erfährt eine breitere Unterstützung als auch schon. Zentral sind jetzt die Abstandsregeln, die intensiven Tests, die Hygiene und die Verbesserung der Effizienz bei den Testergebnissen; statt 2 Tage sind 2 Stunden anzustreben. Über alle Massnahmen ist die wahrheitsgetreue und eindeutige Information und Kommunikation mit der Bevölkerung zentral; gefordert ist die Wissenschaft und die Politik. Soweit zum Umfeld der Ausstellung.

Unfassbares fassbar machen….
Das Projekt coronakunstglarus macht die Kunst zur Vermittlerin bei der Krisenbewältigung. Bei der Umsetzung haben die Künstlerinnen und Künstler freie Hand. Die unjurierte Ausstellung steht allen offen und ist als gesellschaftsverbindende Aktion zu verstehen: nährend, inspirierend, provozierend, befreiend, ästhetisch und interaktiv. Für die Zeit zwischen Vernissage und Finissage entstehet ein Rahmenprogramm sowie ein Vermittlungsangebot für Schulklassen und andere Gruppen. Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm werden laufend auf der Glarner Agenda aktualisiert sowie auf Facebook verbreitet und sind mit Eingabe von coronakunstglarus auffindbar. An der Finanzierung beteiligten sich der Kulturfonds des Kantons Glarus, die glarnerSach und die Stiftung Anne-Marie Schindler.


Das Kunstverständnis hat sich gewandelt
Bei der grossen Teilnehmerzahl an der Ausstellung ist zu erwarten, dass es einen grossen Bogen unterschiedlichster Präsentationen gibt. Im Kanton Glarus gibt es – so der Glarner Kunstverein – rund 200 Künstler*innen, die im Kanton leben oder einen Bezug zum Kanton haben.
„Kunst“ kann als eine Tätigkeit von Menschen verstanden werden, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung und Intuition gründet. Es sind Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeiten, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Werk steht am Ende dieses Prozesses, kann aber auch der Prozess selbst sein; also das Ziel oder der Weg zum Ziel. Kunst ist der Gegensatz zur Natur; künstlich statt natürlich. Im Güterschuppen wird bildende Kunst präsentiert. Dies in unterschiedlichen Formen wie Zeichnungen, Malerei, Skulptur, Video, Installationen, Fotografie etc. Seit der Aufklärung spricht man von den „schönen Künsten“. Die Ausstellungsmacher haben zum Thema „Corona“ als aktuelle Herausforderungen unserer Zeit eingeladen. Es ist spannend die vielfältigen Herangehensweisen und Darstellungsgestalten der vorgegebenen Thematik zu beobachten.
Die Aufklärung hat den Begriff der Moderne in der Kunst vorbereitet. Kunst existiert in der Moderne oder in der zeitgenössischen Kunst aus sich heraus. Die angewandte Kunst steht für das Kunstgewerbe, welches in der Ausstellung auch vertreten ist. Ursprünglich waren es nur kleine Gruppen der Gesellschaft, die sich für die Künste interessiert haben. Das Publikum hat sich mit dem frei zugänglichen Kunstmarkt wesentlich erweitert. Die moderne Kunst ist in der Geschichte – vor allem im Nationalsozialismus – stark diffamiert worden. Man sprach von der „entarteten Kunst“. Dieser Graben ist überwunden. Allerdings ist unverkennbar, dass es auch heute Bevölkerungsteile gibt, die mit den Produkten der zeitgenössischen Kunst nichts anfangen können. Dies geschieht vor allem auch deshalb, weil die Bandbreite der heutigen Globalkunst enorm ist. Die Grenzen zwischen Design, Popkultur etc.  einerseits und Hochkultur andererseits sind verschwunden. Die zeitgenössische Kunst wird zur Umschreibung von künstlerischen Arbeiten verwendet, die in der Gegenwart etwas so wahrnehmbar machen, dass sie kulturell bedeutend in die Zukunft weisen können. Alle Einteilungen in Kunststile oder Kunstarten spielen eine geringe Rolle. Die zeitgenössische Kunst nimmt sich die Freiheit, sie je nach künstlerischem Bedarf zu reflektieren, zu bearbeiten oder zu nutzen. Heute spricht man deshalb vom „System Kunst“, weil unterschiedliche Akteure an der Kunstproduktion und Vermarktung beteiligt sind. Die aktuelle Kunst zeichnet sich durch die Thematisierungen – wie Corona – die Infragestellungen, die Erweiterungen, die interdisziplinäre Integration und Ironisierung aus. Das umfassende Verständnis der Bedeutung von Kunstwerken erschliesst sich erst durch eine eingehende Beschäftigung mit dem künstlerischen Gegenstand. Je nach Zielpublikum entstehen unterschiedlichste Interpretationen. „Das ist gute Kunst“ ist heute sehr schwierig zu beurteilen. Die Zukunft wird darüber entscheiden, was überdauernde Kunstwerke sind.

Eindrücke zur Ausstellung
Die Vernissage wird von einem grossen Publikum besucht, trotz garstigem Wetter. Die Kultur Glarus hat ein Vorhaben unterstützt, welches lobenswert ist. Die Vernissage ist stimmungsvoll und die vielen Besucher zeigen sich im persönlichen Gespräch offen und begeistert vom Dargebotenen. Den Ausstellungsmachern*innen ist es gelungen eine breite Palette von künstlerischen Arbeiten übersichtlich und klar darzustellen; eine schwierige Aufgabe, die ein Lob verdient.
Ein breites Spektrum an Arbeiten ist in der Ausstellung zu sehen. Die Palette reicht von „lauter bis leiser“, von „abstrakter bis figurativer“, von „offensichtlicher bis versteckter“ Kunst. Die gewählten Medien sind vielfältig. Fotografie, Malerei, Zeichnungen, Performance, Skulpturen wechseln sich ab. Die Künstler*innen haben sich mehrheitlich gedanklich mit dem Thema befasst, was bei der Titelgebung beobachtet werden kann. Beispiele sind: „Corona Tagebuch“, „Die Coronawelt durch die Augen der Kinder“, „Mit geheimnisvollem Geräusch“, „Isolation“, „Don`t touch – Virus inside“, „Alles so schön still hier“, „Home Office“ oder „Ballermann“. Wenn Kriterien zu „was ist Kunst“ angelegt werden, wie die Authentizität, ein kreativer Prozess und neue Perspektiven werden ausgelöst, Denkprozesse finden Raum, Intuition und das Auslösen von Emotionen, dann werden viele Kunstwerke auf ansprechendem Niveau sichtbar. Die Auslegeordnung beweist, dass im Glarnerland und den zugewandten Orten anspruchsvolle Kunst geschaffen wird. Die Fotos zeigen die erwähnte Breite des Kunstschaffens. In weiteren Blogs werden einzelne, künstlerische Positionen näher betrachtet. Es entsteht nie der Eindruck, dass es bei der Ausstellung um elitäre, künstliche Ansprüche geht. Jeder Interessent*in kann der dargebotenen Kunst ohne weiteres folgen, ohne lange Anleitungen lesen zu müssen.  Der Besuch der Ausstellung ist zu empfehlen. Die Hoffnung bleibt, dass ähnliche Aktionen zum breiten Kunstschaffen im Glarnerland wiederholt werden.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com

Catégorie

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Publié à

27.09.2020

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