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Blog Die Angelones
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Vorschau Verlag
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Glarus, East Switzerland, Zurich

Rita Angelones Kolumnen erscheinen nun als Buch

Eine Italo-Glarnerin zieht nach Zürich und beginnt Kolumnen über den alltäglichen Wahnsinn eines typischen Familienlebens zu schreiben. Die erreichen bald Kult-Status und erscheinen diesen Sommer als Buch. Der Grund des Erfolgs? Ihre Perspektive ist vielseitig – und immer wieder selbstironisch.

Ihre Eltern haben italienische und spanische Wurzeln, sie selber ist 1968 in der Schweiz geboren und im Glarnerland (im heutigen Glarus Süd) aufgewachsen. Mit dem Ehemann und zwei Söhnen ist sie aber seit vielen Jahren am Fusse das Üetlibergs daheim und hat eben auch den Zürcher Lifestyle angenommen. Das ergibt eine spannende Mischung. Über zwölf Jahre erzählt Rita Angelone in ihren Kolumnen, von denen über 500 im Tagblatt der Stadt Zürich erschienen, aus ihrem ganz normalen (und doch immer wieder genau darum bemerkenswerten) Leben: kein Schmus über eine perfekte Familien und noch perfektere Mütter, die immer alles im Griff haben, über supersportliche oder -musikalische Kids, die jeden Pokal gewinnen oder Geburtstagspartys, die vor Originalität Rekorde brechen. Die Hochglanz-Mamablogs seien nicht ihre Sache, sagte Rita Angelone in einem Zeitungsartikel. So schreibt sie auch mal selbstironisch, was Mama passieren kann – dass sie sich etwa dabei ertappt, vor lauter Sorge den Nachwuchs am liebsten wieder per Nabelschnur in den Bauch zurückholen zu wollen. Oder, wenn aus Buben pubertierende Jungs werden, worauf sich die Wohnung in eine «Männer-WG» verwandle und sie ihren eigenen Raum vermisse. Oder vom Mutterfrust vor ersten Schultagen. Das macht das Ganze sehr menschlich und auch humorvoll.


Für weitere Schmunzler sorgen auch die immer wiederkehrenden kulturellen Gaps – so etwa, wenn es darum geht, wie oft denn Weihnachten gefeiert werden soll (viermal nach italienischem Brauch) oder wie die Seconda bei den Familienferien in Italien mit Schweizer Pingeligkeit auffällt.


In der Schweiz, diesem Schmelztiegel der Nationen (offenbar sind bei 50 % der Eidgenossen zumindest in der Grosseltern-Generation ausländische Gene im Spiel) werden sich viele Leserinnen und Leser in solchen Erfahrungen wiederfinden. Für uns, als vor über 20 Jahren aus Deutschland eingewanderte Familie, könnte ich ebenfalls sofort einige entsprechende Muster hervorholen: wie den Brauch der «Zuckertüte» an der Einschulung, oder dass «der Nikolaus» in der Nacht zum 6. Dezember die frisch geputzten Schuhe der Kinder mit Süssem füllt, nicht aber der Samichlaus! Für Glarner ist das Buch natürlich ein besonderer Spass zu lesen. Da blitzen immer wieder auch schöne Kindheitserfahrungen und Heimatgefühle auf, wenn die Autorin von früher erzählt: von einer verwunschenen Schneenacht in Schwanden, wo sie ihre Mutter zum Putzen begleitete. Vom Duft der Lindenblüten vorm Glarner Gerichtshaus; vom ersehnten Fahrgeräusch der Pöstler-Karre, aber auch von Gfürchigem: «Wehe wenn der Stausee kommt…!» Wander- oder Skiferien im Glarnerland sind immer noch auf dem Programm der Angelones, obwohl auch die Nonna inzwischen in ihre Nähe gezogen ist. Die reiselustige Familie (oft gings auch ins Ausland) hat dann jedoch im Corona-Jahr 2020 wie so viele Einheimische begeistert das eigene Land entdeckt. Am Schluss zeichnet sich ein Stück Normalität am Horizont ab, wenn Rita Angelone vom ersten grossen Musikschul-Konzert nach der Pandemie berichtet; wenn auch noch mit Beschränkungen und Zertifikat.


Alles in Allem ist ein buntes Panorama über die Jahre des Kinder-Aufziehens entstanden inklusive dem Kampf mit dem typischen Multitasking einer teils berufstätigen Mutter, über kostbare Momente von Gemeinschaft und Liebe in der Familie, auch tiefer Trauer beim Tod des Nonno, und immer wieder ungeahnten Überraschungen. Die kurzen, prägnanten Episoden sind in verschiedenen Kapitels zusammengefasst. Man muss darum auch nicht alles der Reihenfolge nach lesen, sondern kann sich beim Blättern spontan auf die eine oder andere Kolumne einlassen. Zum Beispiel als Ferienlektüre, im Wartezimmer beim Arzt oder natürlich in der heimischen Stube als unterhaltsame Lektüre für den Feierabend. Dazu sind immer wieder Schwarzweiss-Zeichnungen des Glarner Illustrators Leo Kühne eingestreut, die dem Humor der Geschichten entsprechen. Wer sich weiter in die Welt der Angelones vertiefen will, kann das mit den zwischendurch eingestreuten QR-Codes tun. So gelangt man z.B. zu verschiedenen Backrezepten, einem Reiseblog der Familie durch die USA, Gedanken von Kindern zum Samichlaus, einem Rätsel samt Auflösung usw. Der Clou dabei ist die Verknüpfung mit dem Familienblog dieangelones.ch, wo man natürlich noch viel, viel mehr findet.


Grosse Freude an dem neuen Buch haben auch die beiden Vorwort-Schreiberinnen, die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch und Frau Landamman Marianne Lienhard. Sie sind Fans von Rita Angelones «süffigen» Texten und unterstreichen, dass damit die Verbindung der beiden Kantone eine positive Würdigung erfährt. Immerhin sind tausende Glarner und Glarnerinnen nach Zürich ausgewandert, umgekehrt zieht das Glarnerland mit seiner einzigartigen Landschaft auch die Zürcher Freizeitmenschen an. Stadt und Land, Italianità und Schweizer Lifestyle, das Beste aus den verschiedenen Welt haben die Angelones offenbar für sich gefunden.   


«Die Angelones  Pasta, Fussball und Amore» erscheint diesen Sommer (nach den Sommerferien) im Elfundzehn Verlag, der übrigens zur Glarner Verlagsgruppe Baeschlin gehört. Vorbestellen lässt das sich das Buch aber bereits.    

Text: Swantje Kammerecker, Bilder: Screenhots  
               

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Kulturblogger Glarus

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  • East Switzerland
  • Glarus
  • Zurich

Published on

15.07.2022

Webcode

www.glarneragenda.ch/gt2rq8