Gaster / See, Glarus, Südostschweiz, Ostschweiz
Kontroverse Auseinandersetzung über Sozialpolitik und Rentensicherheit
Rotary Glarus am Ethik-Forum in Chur
Rotary und Rotaract Chur-Herrschaft organisierten für die Nachbarschafts-Clubs und die Öffentlichkeit das fünfte Ethik-Forum. Auch Rotary Glarus folgte der Einladung. Mit hochkarätigen Referaten ermöglichten die Churer Clubs den Teilnehmenden eine kontroverse Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Thema rund um Sozialpolitik und Rentensicherheit. Eines der Fachreferate hielt die ehemalige Bündner Bundesrätin Widmer-Schlumpf. Entlang der Frage «Ethik in der Sozialpolitik – sind unsere Renten sicher»? erhielten die Anwesenden spannende Informationen, um kontrovers über Lösungsansätze zu diskutieren. Nach der Eröffnung durch SVA-Graubünden-Direktor Urs Grischott traten die Fachleute Dr. iur. Eveline Widmer Schlumpf, Prof. Dr. phil. François Höpflinger, Urs Spescha von der kantonalen Ausgleichskasse Graubünden und Dr. sec. techn. Jerôme Cosandey von Avenir Suisse auf. Abgerundet wurden die Fachreferate mit einem Round Table mit Moderator und Bündner IV-Stellen-Leiter Thomas Pfiffner. Ethik in der Sozialpolitik und Rentensicherheit Die ehemalige Bundesrätin und heutige Präsidentin von Pro Senectute Schweiz, Dr. jur. Eveline Widmer Schlumpf, ordnete die demografische Entwicklung als zentrale Herausforderung für die Schweiz ein. Kommen 2015 auf eine Person im Alter von mehr als 64 Jahren vier Personen, sind es im Jahr 2030 nur noch zwei. Die Vier-Generationen Familie – Kinder und Jugendliche, Erwerbstätige, Rentner und Hochbetagte – ist heute Tatsache. Statt von mangelnder sprach Widmer-Schlumpf von ausgeprägter Solidarität zwischen den Generationen. Alleine die geleistete Enkelbetreuung hat in der Schweiz einen Gegenwert von 8 Milliarden Franken KITA-Kosten. Bei den Steuern leisten die über 65 Jährigen einerseits Beachtliches: 2014 zahlten zum Beispiel in der Stadt St. Gallen 23 Prozent der steuerpflichtigen Rentner 25 Prozent der Einkommens- und 59 Prozent der Vermögenssteuern. Andererseits müssten rund 38 Prozente der alleinstehenden Frauen nur mit der AHV auskommen und 13 Prozent der Rentner seien von Altersarmut betroffen. Mit einer Prise Leichtigkeit zitierte Widmer-Schlumpf eine andere Bundespolitikerin: «In der Schweiz ist zuerst alles unmöglich und dann alles selbstverständlich». Demografische Alterung und neue Formen der Generationenbeziehungen Prof. Dr. phil. François Höpflinger, emeritierter Titularprofessor für Soziologie an der Universität Zürich, widmete sich dem Thema doppelten Erlebens des Alters – das der Eltern und das eigene gleichzeitig. Die Pflegebedürftigkeit alter Eltern führe zu Rollenumkehrungen, bei denen Kindern ihre Eltern pflegen. Höpfliger ortete auch Chancen der demografischen Entwicklung wie die hohe Kaufkraft der Jung-Rentner. Sie führe dazu, dass über 65 Jährige anstelle von Privilegien wie verbilligte Kino-Eintritte mehr Wert auf Gleichbehandlung legen. Auch seien die Beziehungen zwischen Enkelkindern und Grosseltern intensiver geworden, was auf die Grosseltern wie ein sozialer Jungbrunnen wirkt. Migration als Lösungs-These für eine alternde Gesellschaft Dr. sec. techn. Jérôme Cosandey von Avenir Suisse widmete sich dem Wechselspiel zwischen alternder Gesellschaft und Migration. Anstelle der theoretisch berechneten Einwanderungszahl von jährlich 160'000 Arbeitnehmern zur finanziellen Absicherung der AHV legte er mehr Gewicht auf die personelle Absicherung. Während die Politik die finanziellen Lücken auch mit einem Kompromiss schliessen könne, müssten langfristig die personellen Ressourcen geschaffen werden, um dem Fachkräftemangel in der Altenbetreuung zu entgegnen. Hier sei die Migration von grosser Bedeutung. Quintessenz eines kontroversen Abends Alle Referenten waren sich einig, dass die vielseitigen Massnahmen mit zunehmender Dringlichkeit zu treffen seien. Dazu gehöre die Beschaffung zusätzlicher Mittel für die AHV, idealerweise mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Bei den Arbeitsmodellen stünden längeres und flexibleres Arbeiten wie Teilzeitarbeit im bisherigen Betrieb mit neuer Funktion zur Diskussion bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Bei den Rentnern ginge es um mehr Lebensqualität mit weniger Ausgaben, zum Beispiel mittels Carsharing oder gemeinsamen und dadurch günstigeren Freizeitaktivitäten oder Wohnformen.
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