Im Dialog: Vreni Schneider und Martina Bisig
Im Dialog: Vreni Schneider und Martina Bisig
Wiedersehen am Wochenbett – Hebamme trifft Skistar - 1
Wiedersehen am Wochenbett – Hebamme trifft Skistar - 1

Glarus

Wiedersehen am Wochenbett – Hebamme trifft Skistar

Das KSGL im Dialog: Für den Geschäftsbericht 2018 trafen sich Chefärzte mit Pflegenden, kamen Patienten mit Fachkräften ins Gespräch. Sie gewähren uns einen direkten Einblick ins Kantonsspital Glarus  - aus ihrer ganz persönlichen Perspektive. Martina Bisig (Leitende Hebamme) ist im Gespräch mit Vreni Schneider (Skiweltmeisterin), die vor 15 Jahren ihren 1. Sohn im KSGL auf die Welt brachte.

MARTINA BISIG: Vreni Schneider, Sie haben Florian und Flavio im Kantonsspital Glarus zur Welt gebracht. Ein emotionales und besonders Ereignis. An was erinnern Sie sich am meisten, wenn Sie an die Geburten Ihrer Jungs denken?

VRENI SCHNEIDER: Florian, der Ältere, kam am 12. April zur Welt. Es war ein Ostermontag und der letzte Skitag im Elmer Skigebiet – ein Tag wie im Bilderbuch. Oben perfekte Schneeverhältnisse zum Skifahren, unten bereits Frühling. Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Hebamme sagte: «Einen schöneren Tag, um auf die Welt zu kommen, kann man sich nicht aussuchen.» Wie mir gesagt wurde, waren Sie damals als Pflegefachfrau in Ausbildung auf der Wochenbettabteilung tätig. Da haben Sie inzwischen sicher viele Neugeborene gesehen. Können Sie sich auch noch an den Tag erinnern, an dem Florian geboren wurde?

MARTINA BISIG: Ja, an die Geburt von Florian und Ihre Zeit im Wochenbett kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war damals für mich schon ein bisschen speziell. Am Tag der Geburt hatte ich zwar frei, aber dann durfte ich Sie und Florian in den ersten Tagen nach der Geburt begleiten. Ich hätte nicht gedacht, dass das schon 15 Jahre her ist. Die Zeit vergeht so schnell. Nun bin ich wieder am Kantonsspital Glarus. Nach meiner Ausbildung zur Pflegefachfrau absolvierte ich noch die Ausbildung zur Hebamme und nun bin ich als Leitende Hebamme zurückgekommen.

VRENI SCHNEIDER: Vor jungen Menschen, die so viel Herzblut in ihren Beruf stecken, sich weiterentwickeln und schliesslich eine grosse Verantwortung übernehmen, habe ich grossen Respekt. Damals habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, aber heute frage ich mich schon: Wie bereitet sich die Gebärabteilung auf die Geburt eines Kindes von prominenten Eltern vor?

MARTINA BISIG: (überlegt) Wie wir uns vorbereiten? Die Gebärabteilung ist immer auf die Geburt eines Kindes vorbereitet – auf jedes Kind, das kommen möchte. Hatten Sie als prominenente Persönlichkeit besondere Wünsche und Erwartungen an Ihren Spitalaufenthalt?

VRENI SCHNEIDER: Diskretion im üblichen Rahmen habe ich sehr geschätzt. Das Team der Gebär- und Wochenbettabteilung im KSGL hat jederzeit professionell gehandelt. Als die Schweizer Illustrierte (SI) über die Geburt von Florian berichten wollte, lief der Kontakt zur SI immer über die Mitarbeitenden. Dass dann Florian auf der Titelseite mit noch geschlossenen Äuglein der Leserschaft entgegen lächelte, war unsere Entscheidung. War das für Sie im Spital eher aussergewöhnlich?

MARTINA BISIG: (lächelt) Klar, ich kann mich noch gut an die Situation mit der SI erinnern. Dies ist natürlich überhaupt nicht alltäglich für uns. Diskretion dagegen ist für uns nichts Aussergewöhnliches und immer ein grosses und wichtiges Thema. Ein Neugeborenes macht viele Menschen «gwundrig». Unser Personal ist immer wieder aufs Neue gefordert, die Eltern und das Kind vor der Neugier zu schützen. Steht eine Person in der Öffentlichkeit ist die Neugier noch stärker. Wie haben sich denn andere Patienten Ihnen gegenüber verhalten? Hatten Sie genügend Raum für sich und Ihre Privatsphäre?

VRENI SCHNEIDER: Ja, auf jeden Fall. Ich hatte so tolle Begegnungen auf der Wochenbettabteilung und konnte mich auch zurückziehen, wenn ich wollte. Niemand ist mir zu nahegekommen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es auf der Station durchaus Konflikte unter den Müttern gibt, wenn die Distanz nicht gewahrt wird. Wie verhalten Sie sich in solchen Situationen?

MARTINA BISIG: Ja, das mit der Distanz ist manchmal schon sehr anspruchsvoll. Das hängt mit dieser bereits erwähnten Neugierde von Menschen zusammen. Wenn die Privatsphäre gegenseitig nicht gewahrt wird und fremde Geburtsgeschichten – womöglich ausgeschmückt und verändert – weitererzählt werden, ist das für alle Beteiligten schwierig und führt im Team immer wieder zu Diskussionen. Man darf nicht alles glauben, was man hört! Es müssen immer mehrere Aspekte berücksichtigt werden. Und weil Unbeteiligte oft nicht alle diese Aspekte kennen, haben die kursierenden Geschichten wenig mit der Wahrheit zu tun. So sensibilisiere ich die Mütter und meine Mitarbeiterinnen, nicht voreilig alles zu glauben oder Geschichten zu verbreiten, bei denen sie nicht direkt beteiligt waren. Und wie Sie auch gesagt haben – können wir auch immer wieder tolle Begegnungen unter den Müttern beobachten – das ist dann auch das Schöne.

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MARTINA BISIG ist dipl. Hebamme FH und dipl. Pflegefachfrau HF. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau absolvierte sie an der Pflegeschule Glarus. Anschliessend war sie am BGS in Chur und schloss dort die Ausbildung zur Hebamme erfolgreich ab. Durch die Akademisierung des Hebammenberufes holte sie den Bachelor nach und studiert nun im ersten Studiengang der Schweiz den Master of Science in Midwifery. Damit wird sie eine der ersten Hebammen mit einem wissenschaftlichen Master in Geburtshilfe sein. Die Geburtshilfe evidenzbasiert und bedarfsgerecht weiterentwickeln zu können, liegt ihr sehr am Herzen.
Neben ihrer Tätigkeit als Leiterin der Familienabteilung und dem Studium bleibt kaum Freizeit. Dennoch ist es ihr wichtig, wenn immer möglich Zeit mit ihren Freunden und ihren sechs Patenkindern zu verbringen.

VRENI SCHNEIDER ist dreifache Weltmeisterin in den Disziplinen Riesenslalom und Slalom. An Olympischen Spielen gewann die ehemalige Skirennfahrerin insgesamt 5 Medaillen - davon 3 mal Gold. Heute leitet Sie gemeinsam mit ihrem Mann eine eigene Skischule in Elm, wo sie auch wohnt. Ihre beiden Söhne kamen im Kantonsspital Glarus auf die Welt.

Autor

Kantonsspital Glarus

Kontakt

Kantonsspital Glarus AG
Burgstrasse 99
8750 Glarus
info@ksgl.ch
055 646 33 33

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

13.08.2019

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www.glarneragenda.ch/4iMa6t