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Der Pfosten muss bleiben
Am letzten Mittwoch im April war wieder Tag gegen Lärm. Weil sich nichts geändert hat und der Strassenverkehr noch immer die grösste Lärmquelle ist, blieb ich dieses Jahr ruhig. Laut ist es dafür um die Querspange. Das Symptom hat die gleiche Ursache, wie die milliardenteuren Gesundheitsschäden des Lärms: Das grenzenlose Wachstum des Strassenverkehrs. Das liegt weniger an der Bevölkerungszunahme als an unserem gesteigerten Mobilitätsverhalten.
Auch um einen Teil der Querspangen-Geschichte blieb es ruhig. Vor vier Jahren erhob die VCS-Sektion Glarus Einsprache dagegen. Es ging darum, den Veloweg nicht zu unterbrechen, damit das Velofahren sicher, schnell und komfortabel ist für Menschen, die auf das Velo umsteigen und die Strasse entlasten. Eine Velounterführung war nicht möglich und die Wirtschaftsverbände klagten, dass sie die Querspange dringend brauchten. Heute klagen die gleichen Kreise über Fachkräftemangel wegen des Querspangen-Staus.
Vor drei Jahren zeigte sich der VCS kompromissbereit und zog sich zurück. Die Sperrung der alten Linthbrücke wurde versprochen, um ein Wohnquartier vor dem Verkehr zu schützen. Heute ist die Querspange der Beweis für die Regel «Wer Strassen sät, erntet Verkehr». Auch dem VCS wäre es lieber, hätte sich die Regel nicht bestätigt. Mit der Wiedereröffnung der Linthbrücke verschärft sich die Situation weiter durch alternative Strecken, die wieder in die gleiche Achse ein- und abbiegen. Andere Massnahmen zeichnen sich gerade nicht ab, dafür unpräzise Forderungen, die selbst den Vergleich mit der Notstrasse im Zusammenhang mit dem Wagenrunse-Rutsch oder die Nicht-Wahl eines Landammans nicht scheuen.
Mit dieser Haltung stecken immer noch mehr Menschen im Stau. Ein Problem nicht in seiner Ursache zu bekämpfen, hat nun mal wenig Chancen auf Erfolg. Um aus der Problemschlaufe zu kommen, braucht es Lösungen, die mit einem Blick in die Vergangenheit auf der Hand liegen. In dieser Vergangenheit reichte das Netzwerk «Glarus zukünftig mobil» vor zwei Jahren die Petition «Glarner Verkehrswende jetzt!» ein. Das Netzwerk lieferte einen ganzen Katalog mit Massnahmen, um das Verkehrsproblem fernab von teurer und problemverstärkender Strasseninfrastruktur zu lösen. Unter dem Titel «Besser lenken – mehr teilen – klug vernetzen» handelt es sich um mit raumplanerischer Expertise zusammengestellte Vorschläge, um die vorhandene Infrastruktur effizienter zu nutzen. Der Lärm um den Katalog des lösungsorientierten Netzwerks hielt sich in Grenzen.
Vor einem Jahr stiess ich in der VCS-Zentrale in Bern auf ein konkretes Angebot für Regionen und Unternehmen, das dem Strassenverkehrsproblem entgegnet. Die Aktion «31 Days» bietet Menschen einen Monat lang komplette Freiheit, indem sie ihr Auto stehen lassen. Die Challenge ist eine Idee der Climate Hacker Community 42hacks aus Trogen, die auch ÖV42 ins Leben gerufen hat. Dabei geht es um die bessere Auslastung des sehr gut ausgebauten Schweizer ÖV. Firmen erhalten eine auf anonymisierten Handydaten basierende Analyse der Verkehrsströme zu ihren Arbeitsplätzen. So finden Unternehmen heraus, welche Fahrten besser nicht mit dem eigenen Auto zu machen sind, um leichter und schneller zur Arbeit zu kommen. Dadurch können Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden ein Mobilitäts-Package anbieten. ÖV42 wird so zu einem Teil des Employer Brandings – ein Marketingbereich, um Fachkräfte zu gewinnen – und der Problemlösung.
«Hört sich teuer an!» Sagt vielleicht ein Unternehmen. «Was sind Fachkräfte wert?» Frage ich zurück. Besser noch: Fragen Sie den Co-Initiator von 42hacks persönlich. Er referiert am 14. Juni am Innovations-Apéro der Kontaktstelle für Wirtschaft im Rahmen des Kerenzerbergrennens. So sieht der Weg zu Sofortmassnahmen aus, die das Strassenverkehrsproblem wirklich anpacken.
Quelle: «Tribüne» von Werner Kälin, Präsident VCS-Sektion Glarus, Glarner Nachrichten vom 13.05.2024
Querspangen-Tipp mit dem passenden Video zur Auflockerung: Mitfahren statt selbstfahren oder mitnehmen statt alleine fahren.
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