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Glarus

Soul Kitchen in Glarus: Brodelndes, farbiges Bühnenstück

In der Aula Glarus wurde am Pfingstsamstag die erfolgreiche Bühnenfassung von Fatih Akins Kultfilm "Soul Kitchen" vom  Landestheater Tübingen gespielt. Witzig, temporeich, mit Tiefgang - und mit toller Livemusik.

Die Kulturgesellschaft Glarus mit ihren Ressorts Musik, Theater und Drittes Programm bietet  immer wieder auch spannende Cross-Over-Prgramme für alle Generationen. "Soul Kitchen" ist so ein positives Beispiel, es lief zwar unter "Theater", doch das vom Landestheater Tübingen inszenierte und mit zehn Protagonisten gespielte Stück begeisterte mit einer Vielfalt von optischen und akustischen Reizen. Persiflage und wunderbarer Wortwitz ("Was ist hier vorgefallen? - eine Bandscheibe?"), viel Bewegung und Reibung, die für Energie und Wärme sorgen, originelle Typen und ein Thema, das nicht nur lustig ist: Die Gentrifizierung ("Veredelung") ehemals proletarischer urbaner Siedlungsräume, welche aus lang gewachsenen Strukturen und lebendigem Multikulti via Ansiedlung einer hippen Bohème bald attraktive Objekte für Immobilienspekulationen und Edelsanierungen machen.


Für die Vorstellung am 3. Juni in der Kanti-Aula wurde die Bühne mit einem überdimensionalen Ghettoblaster, einer Hochkant-Matratze und Beizenmobiliar in eine Hochburg der Lebensfreude verwandelt. Der Held Zinos Kazantsakis, der eine Kneipe im Hamburger Kiez hat, gerät plötzlich von allen Seiten unter Druck:Seine Freundin zieht nach Shanghai, das Finanzamt macht Druck, ein Bandscheibenvorfall plagt ihn und sein neuer Koch verjagt mit seiner exzentrischen Küche alle noch übrig gebliebenen Stammgäste. Thomas Neumann, Zinos alter Schulkollege tritt als gieriger Immobilienhändler auf den Plan und setzt alles daran, sich das Grundstück unter den Nagel zu reissen. Ausserdem kommt Zinos Bruder als Freigänger aus dem Knast. Während Zinos versucht, die Probleme zu lösen, entwickelt sich sein «Soul Kitchen» plötzlich zu einem begehrten Szeneladen, in dem jeden Abend Live-Musik gespielt wird.    


Dementsprechend ist das Stück fast schon ein Musical. Viel Live-Musik, vom Ukulelen-Ensemble über die Soulballade bis zum Discobeat, kommentiert und entwickelt die Handlung weiter. Und so ist das Schluss-Stück "I want you back"auch zu versetehen als eine Liebeserklärung an jenem Ort, den sich der Held zur Heimat erkoren hat.


Swantje Kammerecker


 

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

04.06.2017

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