Blick ins Safiental
Blick ins Safiental
Art Safiental: verschiedene Werke
Art Safiental: verschiedene Werke
Art Safiental: verschiedene Werke
Art Safiental: verschiedene Werke
Patrick Rohner: Ausschnitt verschiedener Werke
Patrick Rohner: Ausschnitt verschiedener Werke
Patrick Rohner: Installation - die Natur kennt keine Katastrophen
Patrick Rohner: Installation - die Natur kennt keine Katastrophen
Patrick Rohner: Felswand
Patrick Rohner: Felswand
Patrick Rohner: QR-Code Tafel, Safiental
Patrick Rohner: QR-Code Tafel, Safiental

Glarus

Mitgliederausflug Glarner Kunstverein an die Safiental-Biennale

Der Glarner Künstler Patrick Rohner zeigt seine Werke zur "Verortung des Menschen in seiner Umwelt" - Ausstellung vom 18.7. bis 1.11.20

Der Glarner Kunstverein hat seinen diesjährigen Ausflug zur Safiental-Biennale unternommen und nationale und internationale Künstler*innen bei ihren künstlerischen  Auseinandersetzungen mit der Natur beobachtet.

Die „Art Safiental“ findet mit Beteiligung des Glarner Künstlers Patrick Rohner statt. Im Safiental herrscht, wegen den natürlichen Voraussetzungen, eine besondere Stimmung und Atmosphäre. Topografisch ist das Safiental eine „Sackgasse“, weil man über den Safierberg, der wie ein Riegel wirkt, nur zu Fuss dahin kommt. Fern ab der „Zivilisation“ findet kein Dichtestress statt. Die Natur wirkt mit der unvergleichlichen Kraft und beflügelt die Kunstschaffenden sich damit auseinanderzusetzen.

Die „Art Safiental“ findet zum dritten Mal, auf dem Gelände des Naturparks Beverin, statt. 17 künstlerische Positionen beschäftigen sich mit dem Dialog zwischen Natur und zeitgenössischer Kunst. Die vor Ort entstandenen Arbeiten stehen im Dialog mit Natur und Umwelt. Allen Arbeiten gemeinsam ist die Hinterfragung, die Auslotung und das Fortschreiben des historischen Begriffs „Land Art“. Das Schwerpunktthema lautet: „Analog – Digital“. Die Werke sind über das gesamte Safiental verteilt. Beteiligt sind die folgenden Künstler*innen: Nancy Baker Cahill (US), James Bride (UK), Com&Com (CH), HR Fricker (CH), frölicher/bietenhader (CH), Denis Handschin (CH), Bruno Jakob (US/CH), Jan Robert Leegte (NL), Melodia Mousset /FR/CH), Patrick Rohner (CH), Manuel Rossner (DE), Sara Rutz (CH/IT), Curdin Tones (CH/NL), Lucie Tuma (CH), Maria Velardi (CH) und Ester vonPlon (CH).

Maria Velardi führt uns mit zwei unauffälligen, senkrecht nach unten und oben gerichteten Wanderwegweisern die Relation des Kosmos Welt vor Augen. Verschiedene Werke befinden sich auf der Grenze zwischen Realität und Virtualität, so etwa Animationen von Jan Robert Leegte oder Curdin Tones, die sich mittels Handy-App auf zwei ortstypischen alten Gebäudefassaden zeigen. Das Duo frölicher/bietenhader produziert an einem abgelegenen Walserstall eine Bildstörung im realen Raum, die von weitem gesehen irritierend echt wirkt und an der Verlässlichkeit der eigenen Wahrnehmung zweifeln lässt. Ester von Plon hat den Mitte der 1990er stillgelegten alten AclaTunnel in eine Camera obscura verwandelt und damit lichtmalerische Fotogramme geschaffen.

Die gezeigte Kunst drängt sich dem Besucher*in nicht auf. Sie begegnet einem  auf der Tour wie eine freudig erwartete Gefährtin, die Denkanstösse mit auf den weiteren Weg gibt und die aktuelle Problematik mit dem Umgang der Natur thematisiert. Die Werke schaffen eine Verbindung von Kunst, Natur und Technik. Der Massstab des Menschen und der Massstab der Natur wird in seiner Komplexität und auch Widersprüchlichkeit aufgezeigt. Die Natur ist stärker als der Mensch, der im Verlauf der Zeit verschiedene Formen der Kultur geschaffen hat. Die zeitgenössische Kunst als Teil der Kultur schafft Werte  und fördert das Bewusstsein im Umgang mit den Herausforderungen der Natur.

Der Glarner Künstler Patrick Rohner setzt sich mit Kunst, Geologie und Philosophie auseinander. In seinem Werk geht es immer um die Verortung des Menschen in seiner Welt. Bei seinen Arbeiten geht es nicht nur um die Ästhetik des Werks, viel eher um das Erfassen der Komplexität in der Beziehung zwischen Mensch und Natur. „Menschliche Bestrebungen sind nur dann erfolgreich, wenn sie der Auseinandersetzung mit der Natur entspringen“, soweit der Autor John Burnside. Der künstlerische Ansatz von Patrick ist aktueller denn je. In seiner Kunst hat er sich stets mit modernen Technologien auseinandergesetzt. Die Methodik des systematischen Vorgehens ist der „rote Faden“ der Kunst

Zentraler Bestandteil der im Safiental gezeigten Interventionen sind zwei Orte, die der Künstler unter Zuhilfenahme einer Drohne filmisch festgehalten hat. Anstelle der physischen Begehung erkundet er diese über die Linse der Kamera aus der Vogelperspektive. Er geht dabei geplant vor. An beiden Orten  setzt er die Drohnentechnologie in einer spezifischen, systematischen Art ein. Die aus brüchigem Fels bestehende Steilwand des Versamer Tobels in der Rheinschlucht, die auf den gigantischen eiszeitlichen Flimser Bergsturz zurückgeht, fliegt er horizontal ab. Die beiden Orte sind abwechselnd zusammengeschnitten. Auf diese Weise werden einschneidende Ereignisse aus der jüngeren und aktuellen Erdgeschichte visuell erfahrbar gemacht. So entsteht ein Koordinatennetz, ein Rastersystem aus Planquadraten, wie es aus der Kartographie bekannt ist. Patrick setzt diese Methode ein, mit welcher der Mensch den Raum und die Ausmasse der Natur begreifbar und anschaulich macht. Der künstlerische und der wissenschaftliche Blick verbindet sich.

Patrick hat mit einer Spezialkamera eine Felswand fotografiert. Die Felswand am Eingang des Carnusa-Tobels bei Safien-Platz wird in hoher Auflösung auf Fotofolie übertragen und auf das Heck der im Safiental verkehrenden Postbusse appliziert. Die unversetzbare Felswand wird auf diese Weise als Standbild für eine Botschafterin des Tales genutzt  und tritt mit der Aussenwelt in Kontakt. Darüber hinaus werden Bildtafeln im Grossformat an Gebäuden oder im Gelände im Safiental montiert, die über sieben Orte und die jeweils potentiell drohenden Naturgefahren Auskunft geben, die alle in der roten Zone der Gefahrenkarte des Safientals liegen. Überdies wird ein Drohnenvideo ausgelöst. Analogie und digitale Technologie werden vom Künstler auf diese Weise miteinander vernetzt, um die physische und geologische Beschaffenheit des Geländes in differenzierter Weise visuell neu erlebbar zu machen. Patrick hat sich mit den spezifischen Eigenheiten des Ortes auseinandergesetzt. Er greift auf eine breite Palette technischer Möglichkeiten zurück, um die Orte für den Betrachter*in in ihrer ganzen Komplexität erfahrbar zu machen.

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com

Kategorie

  • Glarus

Publiziert am

19.10.2020

Webcode

www.glarneragenda.ch/FxWf1D